
Die Theatergesellschaft Vordemwald will es wagen – andere sagen ab
Traurig waren die Reaktionen. Die Nachricht, die die Spiel- und Theatergruppe Bottenwil für ihre Fans hatte, war eine schlechte: Der Verein sagte die Saison 2021/2022 ab. Der Grund ist die Covid-Zertifikatspflicht. In einem Facebook-Post steht: «Die Planungssicherheit benötigen auch wir, und so haben wir uns vernünftigerweise zu diesem schweren, aber nötigen Schritt durchgerungen.»
Die Zertifikatspflicht ist bis am 24. Januar 2022 befristet. Obwohl die Möglichkeit besteht, dass sie vor diesem Datum fällt, will der Verein nichts riskieren. Präsident Manuel Leuenberger erklärt: «Wir wollen unsere Spieler und Helfer nicht unnötig einspannen und mit dem Proben beginnen, nur um im Dezember doch alles wieder abzusagen.»
Dieses Jahr beginnen sie gar nicht erst zu proben
So kam es nämlich letztes Mal. Während die Theatergruppe im Herbst 2020 probte, begannen die Corona-Fallzahlen wieder zu steigen – und schliesslich ging das Land in den zweiten Lockdown. «Der Unterschied ist, dass wir dieses Jahr gar nicht erst zu proben beginnen», sagt Leuenberger. Kosten sind somit keine entstanden.
Die Theatergruppe tritt seit 33 Jahren jährlich auf, es gibt jeweils vier Aufführungen im Februar. Nun sind zwei Saisons in Folge Corona zum Opfer gefallen. Leuenberger und die anderen Mitglieder sind enttäuscht, können es aber kaum abwarten, «hoffentlich nächstes Jahr» wieder in der Mehrzweckhalle in Bottenwil auf der Bühne zu stehen – für ein Publikum von jeweils bis zu 800 Personen. Um die Existenz des Vereins brauche man sich keine Sorgen zu machen.
Ganz ähnlich ergeht es der Theatergruppe Uerkheim. Sie traf sich im September, um die kommende Saison zu besprechen – nur um zum Schluss zu kommen, dass sie gar nicht erst mit den Proben beginnt. Die Uerkner Theatergruppe umfasst etwa 14 Mitglieder und tritt jeweils im Januar auf – fünf Mal vor jeweils etwa 1200 Zuschauerinnen und Zuschauern.
«Dieses Jahr wären wir gerne wieder aufgetreten»
Zwar könnte man dieses Mal das Publikum halbieren und eine Abstands- und Maskenpflicht gelten lassen. «Doch die Einnahmen würden nicht unsere Ausgaben decken», sagt Vereinspräsident Beat Bertschi. Alle Mitglieder seiner Theatergruppe seien noch dabei. Die Gruppe besteht seit 20 Jahren praktisch aus mehr oder weniger den gleichen Personen. «Dieses Jahr wären wir gerne wieder aufgetreten.»
Die Theatergesellschaft Rothrist, die 1973 gegründet wurde, tritt üblicherweise jedes Jahr jeweils am letzten Wochenende im Oktober und am ersten November-Wochenende im Breitensaal auf. Wegen der Pandemie musste dieses Jahr auch sie das zweite Mal in Folge absagen. Präsident Christoph Müller sagt: «Von unseren Vereinsmitgliedern kam sehr viel Verständnis. Natürlich waren sie auch traurig, dass wir nicht aufführen konnten.» Austritte aus dem Rothrister Verein habe es keine gegeben, so Müller. Auch dessen Existenz sei nicht gefährdet. «Ich hoffe auf die Saison 2022 – dass wir wieder auf die Bühne können und unserem Hobby nachgehen können», sagt er.
Besucher müssen ein Covid-Zertifikat vorweisen
Die 100-jährige Theatergesellschaft Vordemwald denkt nicht daran, die anstehende Saison abzusagen. Laut Vizepräsident Adrian Zahn wird der Verein kommende Saison auftreten – schon jetzt wird geprobt für das Stück «I weiss vo nüt», welches ab Ende Januar im Gemeindesaal in Vordemwald aufgeführt werden soll. Zahn erklärt: «Es ist uns wichtig, aktiv zu bleiben, um nicht in Vergessenheit zu geraten.» Die Gruppe habe zudem aufgrund von Corona keine Mitglieder verloren und sei nicht in ihrer Existenz bedroht.
Üblicherweise besuchen durchschnittlich 200 Menschen die jeweiligen Vorstellungen. Allerdings muss im Januar möglicherweise ein Covid-Zertifikat vorgewiesen werden. «Wir gehen ein gewisses Risiko ein», sagt Zahn. So könne es sein, dass ein Verlust entstehe. Für den Verein, der seine letztjährige Saison absagen musste, kommt es nicht in Frage, zwei Jahre auszusetzen – vor allem für die Spielerinnen und Spieler.
Mit dem Aussterben von Theatergruppen in der Region ist also nicht zu rechnen. Das mag gut für die regionale Theaterszene sein, zumal in den letzten Jahren einige Vereine aufgelöst wurden: Ende 2020 traf es den Aarburger Verein Theater am Richtplatz. Der Hauptgrund waren fehlende Helferinnen und Helfer. Im gleichen Jahr widerfuhr dem Waldtheater Brittnau dasselbe Schicksal – aufgrund des Zustands der Waldfläche (das ZT berichtete).
Frischer Wind weht durch Zofingens Theaterszene
Dafür kam im Oktober 2020 eine neue Theatergruppe zustande: das Theaterkollektiv Zwiebelfisch aus Zofingen. Es besteht mehrheitlich aus jungen Menschen und kam wegen eines jährlich stattfindenden Stadtrundgangs der Buchhandlung Leserei zustande. Ende September bis Anfang Oktober fanden die Aufführungen seiner ersten Produktion, «Die letzte Runde», statt (das ZT berichtete). «Normalerweise spielen wir im Mai», sagt Alexandra Birrer vom Theaterkollektiv. Die Aufführung hatte die Form eines Spaziergangs; von der Sälistrasse hinauf in den Zofinger Wald – also im Freien und somit Corona-konform. Ob die zehnköpfige Gruppe nächstes Jahr etwas Ähnliches veranstalten wird, ist laut Birrer noch offen.
