
Die Zahl der Coronafälle steigt – und die Verschärfungsspirale dreht erneut
Eine Zeit lang schien es ruhig. Die Neuinfektionen nahmen zwar zu, neue Massnahmen blieben jedoch weitgehend aus. Nun aber, da die Anzahl Fälle stark ansteigt, dreht die Verschärfungsspirale wieder: Am Mittwoch kündigten die Kantone Bern und Zug die Einführung einer Maskenpflicht in Läden an, am Donnerstag folgte das Tessin. Weitere Verschärfungen in anderen Kantonen könnten folgen.
Denn der Trend zeigt nach oben – und zwar fast überall. Schweizweit meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Donnerstag zum zweiten Mal in Folge über Tausend Fälle: 1172 waren es, um genau zu sein. Das ist doppelt so viel wie eine Woche zuvor.
Der neuste Situationsbericht des BAG zeigt, dass praktisch alle Kantone mehr Coronafälle registrierten: Vergangene Woche seien die Fallzahlen in allen Kantonen ausser in Appenzell Innerrhoden und Obwalden im Vergleich zur Vorwoche gestiegen, schreibt das BAG. Mehrere Kantone verzeichneten eine Verdoppelung – oder noch mehr, so etwa Zürich, Basel-Stadt, St. Gallen, Thurgau und das Tessin.
Das Tessin zieht dem Nachtleben den Stecker
Dennoch ist das Tessin nach wie vor einer der am wenigsten betroffenen Kantone. Trotzdem zieht es nun die Schraube an – wohl auch aufgrund der Erfahrungen der ersten Welle. Als dritter Kanton nach Genf und Waadt schliesst das Tessin die Discos; eine Maskenpflicht in Läden wird ebenfalls eingeführt.
Gesundheitsdirektor Raffaele De Rosa sagte laut RSI, die neuen Massnahmen seien notwendig, um die Gesundheit der Bevölkerung und die Wirtschaft zu schützen. Regierungspräsident Norman Gobbi kündigte bereits an: «Sollten die Massnahmen nicht genügen, werden weitere umgesetzt.»
Die Maskenpflicht beim Einkaufen haben inzwischen zwölf Kantone eingeführt, darunter Zürich, Basel-Stadt und Solothurn sowie die gesamte Westschweiz. In manchen Kantonen gelten zudem Einschränkungen für Veranstaltungen, Restaurants oder Clubs – zum Beispiel eine beschränkte Personenzahl.
«Setzt sich der Trend fort, werden wir Massnahmen prüfen»
Steigen die Neuinfektionen weiter, dürften weitere Kantone die Schraube anziehen. So heisst es beispielsweise aus Appenzell Ausserrhoden: «Setzt sich der Trend in den nächsten Tagen fort, so werden wir zeitnah Massnahmen prüfen.» Andere Kantone wollen nächste Woche die Lage analysieren – und falls nötig Massnahmen ergreifen, so etwa Graubünden und St. Gallen.
Skeptisch äussert sich St. Gallen indes zur Maskenpflicht in Läden: Das sei «eine von vielen Optionen», so Thomas Zuberbühler von der St. Galler Staatskanzlei: «Wir sehen zurzeit aber praktisch keine Ansteckungen, die auf den Besuch in einem Geschäft zurückzuführen sind.»
Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg sagte diese Woche, am meisten Ansteckungen gebe es im privaten Raum sowie bei der Arbeit. Trotzdem sei eine Maskenpflicht in Läden sinnvoll – wegen der «erzieherischen Wirkung», so Schnegg. Sprich: Die Maske erinnert daran, dass die Pandemie leider nicht vorbei ist.