
Die zwei Gesichter des EHC Olten
Am Ende fallen sich die Oltner erleichtert in die Arme, setzen mit einem Lachen im Gesicht zur Ehrenrunde an und lassen sich von den 2475 Zuschauern im Kleinholz feiern. Mit einem letztlich deutlichen 6:2-Sieg holt sich der EHC Olten den vierten Heimsieg im fünften Spiel vor eigener Kulisse.
Dabei sah es lange, ja eine geschlagene Ewigkeit, überhaupt nicht danach aus. Zwar startete der Gastgeber überzeugend in die Partie, entfaltete sich in den ersten fünf Minuten zum spielbestimmenden Team, bis der HC Thurgau mit einem Konter zur Führung kam (6.). Auf ein kurzes Aufbäumen, dem Tor von Knelsen (15.), folgte in der 16. Minute der 1:2-Gegentreffer. Mit dem abermaligen Gegentor rutschte der EHC Olten in die Passivität und die Stimmung gelangte an den Tiefpunkt. Es passte dazu, dass die Powermäuse in der virtuellen Livetabelle der NLB zeitweise sogar unter den Strich rutschten.
Körpersprache stimmte nicht zuversichtlich
Die Unzufriedenheit aus dem Publikum schwappte allmählich auf das Eisfeld über. Schliesslich fehlte bei den EHCO-Spielern nicht nur die positive Körpersprache, sondern auch der Kampfgeist, der Biss. Und von Emotionen war schon gar nicht die Rede. Stattdessen nahm der Frust zu. Sinnbildlich dafür mähte Verteidiger Riccardo Sartori den pfeilschnellen Thurgauer Lars Frei derart mit einem Zweihänder nieder, als würde er mit einem Beil auf einen Baum einschlagen wollen.
Daraus resultierte eine Zwei-Minutenstrafe, die für den EHC Olten dann aber Gold wert war. Denn es kam der grosse Moment von Michael Rudolf. Ausgerechnet jener Spieler, der in der Startphase mit einem unkontrollierbaren Pass auf Philipp Rytz den 0:1-Treffer eingeleitet hatte. In Unterzahl schnappte sich der US-schweizerische Doppelbürger an der eigenen blauen Linie die Scheibe, trug sie in die offensive Zone und spedierte sie über der Schulter von Thurgau-Torhüter Janick Schwendener vorbei ins Tor. Aus dem Nichts war der EHCO mit dem Shorthander-Tor wieder zurück in der Partie. Plötzlich war das Team wieder hellwach und präsent. Nur eine Minute später realisierte Marco Truttmann spektakulär im Fallen die erstmalige Oltner Führung. «Rudolfs Ausgleich war ein grossartiges Eishockeytor, aber es war noch viel schöner zu sehen, wie das Team darauf reagiert hat. Plötzlich hatten wir das Momentum auf unserer Seite», bilanzierte EHCO-Trainer Fredrik Söderström nach dem Spiel. Auf die 3:2-Führung überlistete Daniel Eigenmann von hinter der Grundlinie Thurgau-Torhüter Schwendener, worauf Schirjajew und Knelsen den Schlusspunkt setzten. Söderström meinte: «Ich bin stolz auf die Spieler, wie sie das Momentum ausgenutzt haben. Dieser Sieg ist um einiges wertvoller als drei Punkte.» Der Schwede betonte, dass er eher erleichtert als glücklich sei.
Denn nicht nur er weiss: Noch längst ist der EHC Olten nicht dort, wo er gerne hin möchte. Die nächste Chance, sich weiter zu rehabilitieren, erhalten die Oltner bereits am Sonntag: Um 18.00 Uhr auswärts bei Aufsteiger Sierre.