
Diese Kurve freut die Mieter: Das Angebot an freien Wohnungen war noch nie so gross
Nie zuvor standen im Bezirk so viele Wohnungen und Häuser leer wie in diesem Jahr.
Jahrelang machte in der Schweiz das Phänomen der Wohnungsnot Schlagzeilen. Im Bezirk Zofingen tritt nun eher das Gegenteil ein: Es gibt ein Überangebot an freien Wohnungen. Die neusten Zahlen, die das Statistische Amt des Kantons vor ein paar Tagen publiziert hat, sprechen eine deutliche Sprache:
¦ Anfang Juni gab es im ganzen Kanton 7323 Wohnungen und Häuser, die auf Käufer oder Mieter warteten. Das sind 636 Objekte oder 9,5 Prozent mehr als im Juni 2016.
¦ Im Bezirk Zofingen zählten die Statistiker im Frühsommer dieses Jahres 1093 leere Wohnungen und Häuser – fast ein Fünftel mehr als am Stichtag ein Jahr zuvor.
Allein in Oftringen waren Anfang Juni 285 Objekte unbewohnt – das ist die zweithöchste Zahl im Kanton; nur in Buchs war diese Ziffer noch höher, nämlich 293. Was bedeuten diese Zahlen für Investoren? Und was für Mieter und Käufer?
Das Anschwellen des Leerwohnungsbestandes ist das Ergebnis des Baubooms in den letzten Jahren. Vor allem Pensionskassen sahen sich gezwungen, in Immobilien zu investieren: Langfristig versprechen diese stabile, relativ risikoarme Renditen. Der Standort Zofingen ist zudem sehr attraktiv: Basel, Bern, Luzern und Zürich sind schnell erreichbar, die Fahrt in die Hauptstadt beispielsweise beträgt mit dem öV sagenhafte 28 Minuten.
«In den letzten Jahren kamen sehr viele Neubauprojekte auf den Markt», sagt Mathias Woodtli, Geschäftsführer der Hama Verwaltungen AG, eines in Zofingen ansässigen Immobilienunternehmens. Gleichzeitig scheine die Nachfrage in den letzten Monaten aber verhaltener geworden zu sein: «Ich habe beispielsweise den Eindruck, dass weniger Zuzüger aus Deutschland in der Gegend nach Wohnungen suchen», so Woodtli. Nach wie vor gesucht seien neue Wohnungen, was die kantonale Statistik klar bestätigt: Im Jahr 2017 nahm die Zahl der leeren Neubauwohnungen gegenüber 2016 nur minin zu; fast der gesamte Zuwachs stammt von Wohnungen, die mindestens zwei Jahre alt sind.
Für Leute, die auf Wohnungssuche sind, ist das natürlich eine gute Nachricht. «Der Markt macht den Preis», sagt Woodtli. «Ich habe den Eindruck, dass gewisse Mietzinse unter Druck geraten.»
Tatsächlich ist die Auswahl an möglichen Objekten für Mieter und Käufer fast doppelt so gross wie vor acht Jahren. Wer nicht unter Druck ist und gute Referenzen vorweisen kann, sollte auch verhandeln: Mietzinse sind nicht so sakrosankt, wie es manche Vermieter gerne sähen. Illusionen machen sollte man sich indes nicht: Manche Investoren lassen ihre Objekte lieber monate- oder sogar jahrelang leer stehen als dass sie bei den Mieterträgen Konzessionen machen wollen.