Durchgangsbahnhof wird zum Alleingangsbahnhof

Im Gegensatz zum für die Zentralschweiz ebenso wichtigen Zimmerberg-Basistunnel II wird der Luzerner Durchgangsbahnhof beim nächsten Bahnausbauschritt bis 2035, den Verkehrsministerin Doris Leuthard am Freitag präsentierte, nicht berücksichtigt. Ganz auf der Strecke bleiben soll der Kanton Luzern aber trotzdem nicht.

Denn der Ausbauschritt 2035 schlägt Luzern die neue Form der Drittfinanzierung vor: Diese sieht vor, dass die Realisierung des Durchgangsbahnhofs als Projekt gilt, welches von Dritten – auf eigenes Risiko – finanziert werden kann, wie das Bundesamt für Verkehr (BAV) mitteilte. Dem Parlament ist es danach freigestellt, die vom Kanton übernommenen Kosten durch den Bund nachträglich zu erstatten, indem es das Projekt später in einen weiteren Ausbauschritt aufnimmt und die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schafft.

Für den Luzerner Regierungsrat Robert Küng (FDP) sind mit dem vorgestellten Ausbauschritt die Zentralschweizer Forderungen «grösstenteils erfüllt», wie er auf Anfrage mitteilte. Der Zimmerberg-Basistunnel II werde berücksichtigt, und dieser sei laut Bundesrat der erste Schritt zur Realisierung des Durchgangsbahnhofs und zur Weiterentwicklung des Bahnknotens Luzern unbestritten. Weiter hielt der Baudirektor fest, dass bei der Vorlage zur Finanzierung und zum Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI) nie von einer Drittfinanzierung die Rede gewesen sei. «Wir haben uns deshalb immer dafür eingesetzt, dass die Kantone die Projekte vorfinanzieren können», so Küng.

Jedoch sei man davon ausgegangen, dass der Bund das finanzielle Risiko trage – und nicht die Kantone. Und davon geht er weiterhin aus. Küng erachtet es als realistisch, die Zinskosten für das benötigte Kapital, welche auf 120 bis 360 Millionen Franken geschätzt werden, zu tragen. Der Kanton Luzern hatte in seinem Planungsbericht zum Durchgangsbahnhof bereits ein Vorfinanzierungsszenario skizziert. Laut Küng wird die Planung des Durchgangsbahnhofs rund zehn Jahre dauern. In einigen Jahren aber werde bereits der nächste Bahnausbauschritt diskutiert. Küng: «Ob eine Vorfinanzierung des Durchgangsbahnhofs dann überhaupt noch nötig ist, ist offen.»

Support erhält Luzern vom Nachbarkanton Zug. Laut Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel (FDP) werde sich der Kanton Zug – gemeinsam mit allen Zentralschweizer Kantonen und der Metropolitankonferenz Zürich – dafür einsetzen, dass der nun vorerst zurückgestellte Durchgangsbahnhof Luzern zumindest weiterprojektiert werde. Dieser sei nötig, um langfristig der hohen Nachfrage auf der ganzen Strecke Zürich–Zug–Luzern gerecht zu werden.

Die Planung des Bundesrats sieht weiter vor, das Angebot zwischen Zürich, Zug und Luzern zu verdichten und zwischen Zürich und Zug die Fahrzeit zu reduzieren. Konkret sollen neu von Luzern nach Zürich und retour je drei Züge pro Stunde verkehren. Eine zusätzliche Verbindung pro Stunde soll Ebikon/Rotkreuz mit Zürich – und umgekehrt – verbinden. Somit soll zwischen Zürich und Zug der Viertelstundentakt eingeführt werden. Zum Halbstundentakt verdichtet werden soll auch der RegioExpress von Luzern nach Olten.

Der Bundesrat eröffnete am Freitag die Vernehmlassung zum Bahnausbauschritt bis 2035. Sie dauert bis zum 15. Januar 2018. Insgesamt schlägt er Investitionen in der Höhe von 11,5 Milliarden Franken vor, um der wachsenden Nachfrage im Bahnverkehr Rechnung zu tragen.