Durchgesickert: Bundesrat wird bei Lockdown bleiben und Lieferengpässe bei Velos – die Sonntagspresse

Das, worauf viele hoffen, wird es wohl nicht so bald geben. Eine Öffnung ist nicht geplant, berichtet die «NZZ am Sonntag». «Es wird vor allem im symbolischen Bereich zu Lockerungen kommen», sagt eine gut informierte Person aus dem Umfeld des Bundesrats. Allenfalls werde es im März «ein, zwei Zückerchen geben». 

Konkret könnte das heissen: Es werden erst einmal nur einzelne Geschäfte, Zoos oder Museen wieder öffnen dürfen. Grössere Versammlungen und Veranstaltungen bleiben bis auf weiteres verboten. Der Bundesrat befürchtet, dass es wegen der Mutationen ab März zu einem – möglicherweise massiven – Anstieg der täglichen Infektionen kommt. Ein Szenario rechnet mit über 15’000 Infektionen pro Tag. Zurzeit sind es rund 1600. 

«Run auf Impfungen» 

Derweil steigt die Nachfrage nach Impfungen rasant: Diverse Kantone melden ein sprunghaft gestiegenes Interesse an dem Schutz vor dem Virus. «Die Nachfrage nach der Covid-Impfung ist sehr gross», sagt Nora Kronig, Leiterin der Arbeitsgruppe «Covid-Impfstoff» im Bundesamt für Gesundheit der «NZZ am Sonntag». Ein Kantonsvertreter spricht sogar von einem «Run auf die Impfung» – und vermutet, dass dieser Folge der gegenwärtigen Impfstoffengpässe sei. «Plötzlich merken viele Menschen, dass Corona-Impfungen nicht unbeschränkt verfügbar sind.» In mehreren Kantonen gibt es bereits lange Wartelisten. 

Die Impfungen kosten den Bund viel Geld, auch das berichtet die NZZ. Auf rund eine halbe Milliarde Franken schätzt Alfred Angerer, Professor für Gesundheitsökonomie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die Gesamtkosten der nationalen Impfkampagne. Dabei geht er von einem Bedarf von neun Millionen Impfdosen aus. Diese Menge wird benötigt, um zwei Drittel aller Erwachsenen mit zwei Spritzen zu immunisieren. 

Der Corona-Koller 

Hoch ist die Impfbereitschaft wahrscheinlich auch, weil alle endlich raus wollen aus dem erzwungenen Stillstand. Das Coronavirus belastet körperlich, aber auch seelisch. Seit dem neuen Jahr laufen die Telefonleitungen der Psychologen heiss. Die Buchungsplattform sanasearch.ch verzeichnete im Januar fast 20 Prozent mehr neue Online-Buchungen für Psychotherapie als im September, das berichtet der SonntagsBlick. Die Suchanfragen haben sich gar verdoppelt. 

Während in der ersten Phase der Pandemie Angststörungen im Vordergrund standen, sind es gemäss der Stiftung Pro Mente Sana inzwischen nun meist Depressionen. Manche Menschen schlittern ab. Die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern behandeln vermehrt Patienten mit Selbstmordgedanken. 

«Seit der zweiten Corona-Welle steigt die Anzahl suizidaler Patienten weiter an», sagt auch Prof. Susanne Walitza, Klinikdirektorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Selbst die Sterbehilfeorganisation Exit verzeichnet mehr Anfragen. Der Corona-Koller sitzt tief, zerrt an Substanz und Nerven. Und trotzdem bleibt die Bevölkerung erstaunlich ruhig. 

Hoffnung Frühling – mit oder ohne Rad 

Hoffnung macht vielleicht der Frühling, lässt diese Jahreszeit die Herzen doch allgemein höher schlagen. Wer allerdings radelnd unterwegs sein will, um den Lockdown auf diese Weise gut zu überstehen, sollte sich beeilen. Schweizer Händler warnen vor Lieferengpässen und steigenden Preisen bei Fahrrädern und Zubehör. «Die Nachfrage nach Velos steigt weltweit so rasch, dass die Produktionskapazitäten nicht mehr ausreichen», sagt Dominique Metz, Chef der Firma Veloplus, in der «NZZ am Sonntag». «Unsere Lieferanten berichten von Engpässen bei Rohstoffen wie Aluminium oder Elektronikteilen für E-Bikes», sagt Metz. Ein Hersteller nach dem anderen erhöhe die Preise. 

«Bei den Fahrrädern wird es dieses Jahr echt eng», sagt auch Stephan Kurmann, Sprecher der Migros-Tochter Digitec-Galaxus. «Alle 2021er Modelle sind bei unseren Lieferanten bereits ausverkauft.» Käufer müssten mit langen Wartezeiten rechnen. Ein Grund für die steigenden Preise sind die Frachtkapazitäten, die zum Teil äusserst knapp geworden sind. So haben die Frachtraten für Container von China nach Amsterdam oder Hamburg von wie üblich 2500 Dollar auf fast 10’000 Dollar angezogen. 

Vielleicht macht aber auch das wieder kreativ und man merkt, dass es das alte Rad im Keller eigentlich auch noch tut, wenn man es ein bisschen aufmöbelt. Fast so wie die schon beinahe ganz in Vergessenheit geratenen Brettspiele, die viele von uns jetzt durch den Winter gerettet haben.