
EHC Olten: Der Kampf um die Zuschauer
Die Zahlen auf dem Papier geben zu denken: Nach elf Quali-Heimspielen weist der EHC Olten einen Zuschauerschnitt von 2633 pro Spiel aus. Im Vorjahr wurden in der Qualifikation deren 3308 pro Partie ausgewiesen. Das entspricht einem ziemlich markanten Rückgang von 20 Prozent. Vergleicht man gar die Zahlen der letzten zehn Jahre, dann ist der aktuelle Zuschaueraufmarsch so tief wie letztmals in der Saison 2009/2010. Grund genug also, dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Man kann dabei fünf Faktoren in die Gleichung einfliessen lassen:
Die genauere Zählweise
Eine simple, aber eben unter dem Strich die wichtigste Ursache des Rückgangs. Der EHC Olten schaut genauer hin, wer tatsächlich im Stadion anwesend ist. Dazu zwei Beispiele: Die Schüler, die Gratiseintritt geniessen, müssen gegen Vorweisung ihres Schüler-Abos ein offizielles Ticket beziehen, um ins Stadion gelassen zu werden. Das soll vor allem den Missbrauch verhindern. Die zweite Änderung betrifft eine präzisere Abrechnung der Vorverkauf-Tickets.
Die «Hardcore»-Fans
Augenfällig ist, dass sich vor allem die Reihen der Südkurve mit den «Hardcore»-Fans arg gelichtet haben, was sich bisweilen auch auf die Stimmung auswirkt. Wo also sind die Jungs und Mädels des harten Kerns geblieben? Es ist im Umfeld der Anhänger zu vernehmen, dass in der Szene einerseits ein altersbedingter Umbruch stattfindet, andererseits aber auch eine Aufsplitterung im Gange ist. Kurz: Die Fans, die im Stadion den Ton angeben sollen, müssen sich erst wieder organisieren. Ein Prozess, der noch eine Weile dauern dürfte – und der sich auch auf die Zuschauerzahlen niederschlägt.
Die Parkplatzsituation
Es gibt Zuschauer, die sich darüber beklagen, dass sich die Parkplatzsituation rund ums Kleinholz verschlechtert habe. Fakt ist, dass der zuvor beliebte Rötzmattweg nicht mehr als Abstellbereich genutzt werden darf. In der letzten Saison bestand noch eine halblegale Übergangslösung. Seit dieser Saison ist die Nutzung des Trottoirs/Strassenrands offiziell verboten, die Autos werden Richtung Gheid geleitet, was einen weiteren Fussmarsch zur Folge hat. Als Ersatzlösung bietet der EHCO aber auch Parkplätze im Bereich des Hausmattrains an – inklusive Anbindung an das Gratis-Sonderbus-Angebot. Unter dem Strich also kein Faktor, der allzu gravierende Auswirkungen auf den Zuschaueraufmarsch haben sollte.
Das Image
Unter der Führung von VR-Präsident Marc Thommen, der seit Sommer 2017 im Amt ist, hat sich das Image des EHC Olten verändert. Unternehmer Thommen ist zusammen mit seinen Mitstreitern im Verwaltungsrat und der Geschäftsführung dabei, der Organisation professionelle Strukturen zu verpassen. Ein Beispiel: Das Restaurant Muusfalle wurde in einen VIP-Bereich umgewandelt. Ein Akt mit Signalwirkung, der bei der breiten Matchbesucher-Bevölkerung nicht überall auf Verständnis stiess. Selbst wenn inzwischen der Gastronomiebereich beim Aussenfeld markant attraktiver wurde und für alle Zuschauer zugänglich ist, so bleibt ein Stück Argwohn übrig. Der Imagewandel ist noch nicht überall angekommen.
Der sportliche Erfolg
Drei Jahre lang lebten die Zuschauer von der Hoffnung, dass der EHC Olten den via „Dreijahresplan“ angestrebten Aufstieg in die NLA schafft. Drei Jahre lang nährte dieses hochgesteckte Ziel auch die Sehnsucht und somit auch die Neugier der Leute, wie sich die Powermäuse bei dieser Mission schlagen. Nach dem im letzten Sommer abgewendeten finanziellen Kollaps müssen bekanntlich kleinere Brötchen gebacken werden. Der Aufstieg ist vorderhand offiziell kein Thema mehr. Die Mannschaft spielt nach einem sehr durchwachsenen Saisonstart zwar inzwischen wieder attraktives und erfolgreiches Eishockey. Man merkt aber, dass viele Zuschauer immer noch abwarten, wohin die Reise gehen könnte. Zusammen mit dem Image ein «weicher» Faktor, der durchaus den einen oder anderen Gelegenheitszuschauer vom Kleinholz-Besuch abhalten könnte. Ausserdem könnte sich nach 25 Jahren in der Zweitklassigkeit eine gewisse Sättigung beim Publikum eingenistet haben.
Was tut der Klub? Man kann Geschäftsführer Patrick Reber und seinen Mitarbeitern nicht vorwerfen, dass man untätig bleibt. Neben dem erwähnten Ausbau der Gastronomie lanciert man beispielsweise im Hinblick auf das Heimspiel vom 7. Dezember gegen die EVZ-Academy Aktionen (Saisonkarten-Besitzer können zusätzliche Gratis-Tickets beziehen), die mehr Zuschauer ins Stadion locken sollen. Reber betont: «Wir tun alles dafür, dass sich die Matchbesucher bei uns wohlfühlen. Wir sind aber auch immer offen für Kritik.»
Ticketerträge im ähnlichen Rahmen wie im Vorjahr
Bleibt die entscheidende Frage, wie sich der Publikumsrückgang finanziell auswirkt – zumal der EHC Olten in einem hohen Mass von den Zuschauereinnahmen abhängig ist. Hier kommt die gute Nachricht: Aus genannten Gründen darf man die Auswirkungen nicht überdramatisieren. «Unter dem Strich bewegen wir uns punkto Ticketerträgen in einem ähnlichen Bereich wie in der letzten Saison», sagt Patrick Reber. Manchmal lügt eben auch die Statistik.