
EHC Olten: In den Playoffs endlich vom Glück gefunden worden
«Fingt ds Glück eim?», heisst ein bekannter Song von Züri West. Irgendeinmal, so tönt es im Refrain, findet einen im Leben eben dieses Glück. Nicht im Leben, sondern in der Playoff-Viertelfinalserie gegen den HC Thurgau wurde nun endlich auch der EHC Olten von diesem schönen Gefühl heimgesucht. Mit einem verdienten 6:4-Sieg in Weinfelden glichen die Oltner das Duell gegen die Ostschweizer auf 1:1 aus.
War dies der so sehnlichst erhoffte Befreiungsschlag der Powermäuse? Die Spieler des EHC Olten hätten jedoch auch in dieser Partie zunächst allen Grund dazu gehabt, an der Existenz der Glücksgöttin Fortuna zu zweifeln. Nach dem ersten Drittel lagen sie mit 1:3 im Hintertreffen. Und wussten eigentlich gar nicht, wieso. Die Thurgauer hatten aus acht Schüssen auf das Tor von EHCO-Goalie Simon Rytz drei Treffer generiert. Und das, obwohl sie von den Oltnern über weite Strecken dominiert worden waren.
Aber eben: Es schien sich wieder einmal alles gegen die Powermäuse verschworen zu haben. Auch Headcoach Chris Bartolone überlegte sich zu jenem Zeitpunkt, ob er seine Jungs mit drastischen Massnahmen wieder auf den Erfolgsweg zurückbringen soll. «Der Italiener in mir wollte nach dem ersten Drittel alles auseinandernehmen. Aber zum Glück hat die Deutsche Seite meiner Mutter die Oberhand behalten. Ich sagte der Mannschaft, dass sie positiv bleiben und weiter an sich glauben soll», gab Bartolone Einblick in seine gespaltene Gefühlswelt.
Goaliewechsel als Signal
Bartolone, der schon vor dem Spiel mit der Hereinnahme von MacGregor Sharp (für Brian Ihnacak) und Alban Rexha (für Simon Barbero) für Veränderungen in der Mannschaftsaufstellung gesorgt hatte, beliess es jedoch nicht bei mündlichen Aufmunterungen, sondern nahm eine weitere personelle Rochade vor. Matthias Mischler hütete ab dem zweiten Drittel das Oltner Tor. «Der Wechsel war nicht gegen Simon Rytz gerichtet, sondern sollte mehr ein Impuls sein für die Mannschaft. Manchmal lösen solche Wechsel eine Blockade», erklärte Bartolone.
Und er sah seine Hoffnungen erfüllt. Einerseits erwies sich Mischler im weiteren Verlauf des Spiels als sehr starker Rückhalt, der auch ein paar «Unmögliche» hielt. Auf der anderen Seite schien wirklich ein Ruck durch die Oltner Mannschaft zu gehen. Die Spieler traten noch entschlossener auf – und sie erzwangen das Glück. Es wurde aus allen Lagen geschossen. Und Thurgaus Goalie Janick Schwendener liess gleich zwei «faule Eier» zu.
Kritische Situationen überstanden
Das war dem EHCO aber letztlich herzlich egal. Viel wichtiger war, dass es nach einer wilden Phase im Mitteldrittel, als aus dem 1:3 aus Sicht der Oltner innert acht Minuten eine 5:4-Führung wurde, gelang, den Vorsprung zu verwalten, und im letzten Drittel in doppelter Überzahl sogar noch auszubauen. Bezeichnend war auch, wie es den EHCO-Spielern gelang, mehrere kritische Unterzahl-Situationen zu überstehen.
Da waren endlich die «Herzblut»-Komponenten zu sehen, die es braucht, um in den Playoffs erfolgreich bestehen zu können. Oder wie es Bartolone ausdrückte: «Nach so einem Spiel müssen in der Garderobe viele Eisbeutel zu sehen sein. Die zeigen, dass man Schüsse geblockt sowie Checks gefressen und ausgeteilt hat. Dass man den Preis bezahlt hat. Und heute waren bei uns einige dieser Eisbeutel im Umlauf.»
Endlich hat das Glück also den EHC Olten wieder gefunden. Der Schlüssel zum Erfolg wird nun aber sein, es auch im weiteren Verlauf der Serie auf seine Seite zu erzwingen. Mit Kampf, mit Wille, mit Einsatz. Chris Bartolone blieb jedenfalls, ganz nach Art seiner Mutter, trotz des Sieges zurückhaltend: «Die Kunst in den Playoffs ist es, nach Niederlagen nicht zu tief zu sinken und nach Siegen nicht zu hoch zu fliegen. Es steht 1:1 in der Serie. Aber es ist klar: Dieser Erfolg hat uns sicher gutgetan.»
Thurgau – Olten 4:6 (3:1, 1:4, 0:1)
Güttingersreuti, Weinfelden. – 1390 Zuschauer. – SR: Potocan/Wirth (Schüpbach/Wolf). – Tore: 12. Moser (Bahar) 1:0. 17. Parati (Brunner) 2:0. 18. Ulmer (Sharp) 2:1. 20. (19:49) Braes (Neher/Ausschluss Bagnoud) 3:1. 21. Sharp (Grieder, Rouiller) 3:2. 22. Bagnoud (Aeschlimann) 3:3. 23. Braes (Descheneau, Andersons) 4:3. 26. Ulmer (Horansky) 4:4. 28. Haas (Wyss/Ausschluss Zanzi) 4:5. 44. Wyss (Haas, Schirjajew/Ausschlüsse Descheneau, Andersons) 4:6. – Strafen: 4-mal 2 plus 5 Minuten plus Spieldauer (Andersons) gegen Thurgau, 5-mal 2 Minuten gegen Olten.
Thurgau: Schwendener; Parati, Wollgast; Schnyder, Küng; Scheidegger, Wildhaber; Seiler, Kellenberger; Descheneau, Braes, Andersons; Brunner, Neher, Spiller; Arnold, Brändli, Loosli; Moser, Bahar, Zanzi.
Olten: Rytz (21. Mischler); Grieder, Rouiller; Bucher, Lüthi; Zanatta, Fröhlicher; Bagnoud, Aeschlimann; Horansky, Sharp, Ulmer; Schneuwly, McClement, Hirt; Wyss, Schirjajew, Haas; Muller, Mäder, Rexha.
Bemerkungen: Olten ohne Truttmann (verletzt), Huber, Heughebaert, Barbero, Ihnacak, Sahli (alle überzählig) und Vodoz (beim Farmteam Zuchwil). – 15. Pfostenschuss Andersons. – 58:02. Timeout Thurgau, bis 59:49 ohne Goalie.