EHC-Olten-Neuzuzug Clarence Kparghai zwischen Aussortiertsein und Playoff-Verstärkung

Die Frage nach der Aussprache seines Namens hat Clarence Kpargha schon tausendmal beantwortet und trotzdem huscht dabei ein Lachen über seine Lippen: «Das K spricht man nicht aus, also (gespr.) ‹Pargai› – eigentlich ganz einfach.»

So simpel sein Name auszusprechen ist, so erleichtert zeigt sich der 33-Jährige mit liberianischen Wurzeln nach einem intensiven Eistraining, endlich wieder einmal so etwas wie einen geregelten Alltag ohne Ungewissheit vorzufinden. «Das Team hat mich sehr gut aufgenommen. Man spürt, dass hier eine Mannschaft arbeitet, die funktioniert. Hier wird ein grosses Ziel in Angriff genommen», sagt Kparghai nach seinem Wechsel von der Lugano-Organisation zum EHC Olten.

Eine «Seuchenzeit»

Das Kleinholz, es ist für Kparghai eine Rückkehr. Ein Zurückkommen zu jenem Klub, der sich als Sprungbrett zu einer respektablen Karriere erweist. In der Saison 07/08 absolviert der ehemalige SCB-Junior 39 Spiele für die Powermäuse und verbucht dabei 18 Skorerpunkte. Danach schliesst sich der 183 cm grosse und 86 kg schwere Verteidiger dem in die NLA aufgestiegenen EHC Biel an. Und macht sich in der Folge einen Namen im Schweizer Eishockey als verlässlicher Allrounder. Fünf Saisons absolviert Kparghai am Bielersee, in denen er sich auch einige Nationalmannschafts-Einsätze erspielt. Und verdient sich noch viel mehr: einen neuen hoch dotierten Kontrakt beim HC Lugano. Doch nach drei Spielzeiten als Stammspieler in der Resega passierts: Clarence Kparghai verletzt sich schwer am Knie, Kreuzband und Innenband sind gerissen. Das Trostpflaster: Es geschieht mit einem vollwertigen Dreijahresvertrag im Gepäck. Und dennoch: Es ist der Beginn einer regelrechten langwierigen Verletzungszeit, einer «Seuchenzeit», wie es Kparghai selber nennt und das Wort so dominant ausspricht, dass man merkt, dass er diese Zeit nichts mehr als verteufelt. Denn die Saison 16/17 verpasst er komplett, 17/18 absolviert er gerade mal 20 Aufbauspiele für den HC Lugano. Doch in diesen Partien mag er nie an den Leistungen seiner Blütezeit anknüpfen. Die Folge: Kparghai wird zu den Ticino Rockets abgeschoben. Er verbringt mit einem tonnenschweren Rucksack an Erfahrung eine lehrreiche Zeit als Teamleader rund um viele talentierte, hungrige Junioren. «Aber jedes Spiel ist eine riesengrosse Herausforderung. Man muss alles Mögliche investieren, wenn man gewinnen will. Irgendwann fängt das bei jedem an der Moral an zu kratzen», weiss Kparghai und ergänzt: «Die Situation ist sicher nicht einfach. Aber für die Jungen ist es eine grosse Chance, Fuss zu fassen.»

In die Klotener Misere

Als die Ticino Rockets ohne Playoffchancen im Februar 2018 in die Sommerpause verabschiedet werden, schickt ihn sein Arbeitgeber Lugano als Ausleihspieler auch noch in die Klotener Misere, quasi als Supplement. Relegation, Ligaqualifikation, Abstiegsangst! Clarence Kparghai steht plötzlich mittendrin, versucht sein Bestes, den Abstieg zu verhindern. Für das entscheidende siebte Spiel der Serie gegen NLB-Meister Rapperswil-Jona Lakers bietet ihn Kloten nicht mehr auf. Er lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass er im Nachhinein darüber nicht unglücklich ist.

Im anschliessenden Sommertraining – vor der vertraglich letzten Spielzeit mit dem HC Lugano, der derzeit laufenden Saison 18/19 – erhofft sich Kparghai dank positiven Entwicklungen, wieder vermehrt Einsätze bei Lugano zu bekommen. Doch der Verteidiger landet nie mehr auf einem HCL-Matchblatt. «Ich habe nie wieder eine Chance erhalten, mich zu beweisen», bedauert er.

Stattdessen fand sich Kparghai zu Beginn der Saison einmal mehr im Kader der Ticino Rockets vor, absolvierte unter anderem auch die einseitige Partie im Kleinholz vom 29. September 2018 beim 7:0-Sieg des EHC Olten. Zwar beendet Kparghai jene Partie mit einer Minus-3-Bilanz. Aber die Augen von EHCO-Sportchef Marc Grieder sind dennoch auf ihn gerichtet. Er wisse bis heute nicht, weshalb man einen Spieler mit einem solchen Erfahrungsschatz in der Swiss League parkiere, sagt Grieder nach der Bekanntgabe des Transfers.

Die Pause zur richtigen Zeit

Schon zu Beginn der Saison bekam Kparghai von Lugano zu verstehen, dass man ihn nicht mehr will. Ihre unverblümte Message: Spätestens im Januar soll er nicht mehr zur Organisation zählen. Eine Einigung wird nicht gefunden. Ausser der Vereinbarung mit dem HC Davos. Fünf Meisterschaftsspiele absolviert Kparghai für die Bündner, drei zusätzliche Partien am Spengler Cup 2018. «Das war gut, es hat mir Schwung verliehen», sagt Kparghai.

Nun will er die Seuchenzeit, die ihn so stark zurückgeworfen hat, definitiv hinter sich lassen. Dankbar sein für die persönlich erfolgreicheren Zeiten beim HC Lugano. Und er will auch den Schwung, den er sich zuletzt beim HC Davos geholt hat, mitnehmen ins Kleinholz. Die 11-tägige Nationalmannschaftspause kam gerade zur richtigen Zeit. Er kurierte eine Verletzung aus, überstand eine Grippe und zügelte mit seiner Familie aus dem Tessin in die ihm vertraute Region nach Biel. Von dort will er täglich nach Olten pendeln.

Und wie sieht der 33-Jährige seine Zukunft? Er winkt ab. Damit will er sich nach dem vielen Hin und Her derzeit lieber nicht herumschlagen. «Ich will mich jetzt auf das Sportliche konzentrieren», sagt er. Die Vorfreude auf Mittwoch, dem Derby in Langenthal (19.45 Uhr) sei gross. Kparghais Erwartungen an sich? «Ich versuche, mit meiner Erfahrung meinen Teil zum Erfolg beitragen zu können, defensiv solide zu stehen und die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.»

Teamleader Schirjajew angeschlagen


Jewgeni Schirjajew absolvierte gestern das Eistraining nicht mit der Mannschaft des EHC Olten. Was ist los? Ist der 29-jährige Teamleader ernsthaft verletzt? Nur eine Vorsichtsmassnahme, heisst es. Schirjajew hatte sich bei einem Zusammenstoss im Hüftbereich eine starke Prellung zugezogen. Schirjajew sollte aber das Spiel am Mittwoch beim SC Langenthal nicht verpassen. (sha)