EHC Olten: Zum Guten gewendet

Kopfschütteln. Unverständnis. Es scheint einmal mehr eines dieser Spiele gegen ein Farmteam zu sein, bei dem der EHC Olten sich die Frage nach der richtigen Einstellung gefallen lassen muss. Oder war es nur der Festtagsschmaus der zwei Weihnachtstage, der noch aufzulegen schien? Zumindest traten die Oltner derart lethargisch auf, dass es nach 13 Minuten schon 0:2 stand. Nach 53 Sekunden liess EHCO-Torhüter Rytz den ersten Schuss aufs Tor passieren, ehe die Junglöwen, dessen Kader mit vier U20-WM-Aufgeboten geschwächt war, im Powerplay auf eine Gervais-Strafe erhöhte.

Schliesslich fand der EHC Olten erst mit einem verspäteten Weihnachtsgeschenk von GCK-Torhüter Guntern den Tritt ins Spiel. Er liess einen flachen Schuss von der blauen Linie von Verteidiger Barbero zwischen seinen Beinen durchtrudeln.

In der Folge trat der EHCO überzeugender auf. Lief mehr. Zeigte mehr Kampfgeist, mehr Biss. Und man stoppte auch jene haarsträubend gefährlichen Pässe im Spielaufbau abrupt, die keiner der 20 Spieler auf dem EHCO-Matchblatt gegen die vier Topteams in den Runden zuvor jemals gewagt hätte zu spielen. Mit dem 2:2-Ausgleich der einmal mehr grossartig aufspielenden Sturmlinie um Schirjajew, Hohmann und Horansky zeigte der EHC Olten auch plötzlich eine andere Körpersprache.

Matchwinner Muller

Der EHCO fand seine Dominanz wieder und verunsicherte damit die Junglöwen so stark, dass es zu einer Seltenheit kam: In doppelter Unterzahl entwischte nach einem schlechten Zuspiel Bryce Gervais all seinen Gegenspielern und düpierte Torhüter Guntern frech zwischen den Beinen (27.). Daraufhin folgten 20 geschlagene Minuten, in denen der EHCO mit seiner 3:2-Führung gefährlich umging. Denn so nahe man am 4:2 stand, so gefährlich waren auch die Vorstösse der GCK Lions, die mehrmals beinahe das Remis erzielten.

Es war aber schliesslich Devin Muller, der mittels Backhand-Buebetrickli die lang ersehnte Zweitore-Führung herbeiführte (47.). Gervais hatte im Slot zwei Gegenspieler auf sich gezogen und Muller dabei den notwendigen Platz verschafft. Ein spezieller Moment für Torschütze Muller, der sich im sechsten Saisonspiel Anfang Oktober eine Schulterluxation zuzog und fast drei Monate fehlte. «Das Tor tut gut. Das ist schöner als jedes Weihnachtsgeschenk. Für solche Momente lebe ich», sagt er zufrieden und rollt auf: «Ich musste viel Aufbauarbeit leisten und mich wieder herankämpfen. Das hat viel Zeit gekostet.» Schliesslich gab Muller eine Woche vor Weihnachten auswärts in La Chaux-de-Fonds sein Comeback – und wanderte gleich drei Mal auf die Strafbank. «Eigentlich bin ich kein Strafenmensch, aber ich wollte in diesem Spiel an die Grenze gehen und testen, ob meine Schulter solchen Belastungen standhält. Es hat mir enorm viel Selbstvertrauen gegeben, auf das ich nun wieder zählen kann», meint Muller, der zum Oltner Mann des Spiels auserkoren wurde. Und zwar nicht nur wegen seines ersten Saisontreffers, sondern viel mehr auch aufgrund seiner mannschaftsdienlichen Spielweise. So wie das ganze Team, das nach geschlagenen 15 Minuten wie einen Schalter umlegte und sein Eishockey wiederfand. Schliesslich war es nach einem Anrennen und vieler ausgelassener Chancen Jewgeni Schirjajew, der mit dem 5:2 vier Minuten vor Schluss den Schlusspunkt setzte.

Bleibt nur noch die bittere Tatsache, dass der EHC Olten nebst Anthony Rouiller lange Zeit auf einen weiteren Verteidiger verzichten muss: Daniel Eigenmann hat sich beim Heimspiel gegen Visp einen Tag vor Heiligabend einen derart komplizierten Unterarmbruch zugezogen, dass er nicht nur Wochen, sondern gleich Monate ausfällt. Alles andere als das Saisonende käme einer grossen Überraschung gleich. Deshalb kommt gleichzeitig die Frage auf, ob der EHCO im Hinblick auf die Playoffs für den verletzten Eigenmann Ersatz suchen muss? Sportchef Marc Grieder: «Wir müssen die Situation zuerst analysieren, worauf wir Entscheide treffen werden. Wir halten sicher die Augen offen», sagt er und ergänzt: «Klar ist: Wir haben defensiv ein eher dünnes als breites Kader.» Einen weiteren Ausfall, oder auch etwa die Rückkehr zum SC Bern von B-Lizenzspieler Colin Gerber, brächte den EHCO in arge Schwierigkeiten.