
EHCO-Sportchef Marc Grieder: «Ich schaue dem Start sehr positiv entgegen»
Marc Grieder, der Saisonstart steht bevor. Haben Sie ein gutes Gefühl?
Marc Grieder: Ich schaue dem Start sehr positiv entgegen, die Vorbereitung war wichtig, um ein gutes Gefühl zu bekommen. Es wurde gut gearbeitet, die Automatismen greifen und werden in den nächsten Wochen stetig verbessert. Ich nehme schon jetzt einen hervorragenden Team-Spirit wahr – das streichen die Spieler in den Gesprächen auch heraus, das stimmt mich sehr positiv für den Verlauf der Saison. Ich freue mich, dass es losgeht, insbesondere auch mit Zuschauern, das macht sehr viel aus und ist auch etwas, worauf sich die Spieler sehr freuen. Nun liegt es an ihnen, so zu spielen, dass sich jeder im Stadion mit der Mannschaft identifizieren kann. Ich wünsche mir, dass wir hier alle eine tolle Saison, sowohl die Spieler wie auch die Zuschauer, erleben dürfen.
Stichwort Vorbereitung: Neun Testspiele wurden ausgetragen. Die Resultate liessen nun nicht besonders viel Vorfreude aufkommen.
Ich möchte diese Resultate nicht überbewerten. Es wird in der Vorbereitung überhaupt nicht auf Resultate gespielt. Wichtig ist, dass man sich auf die Saison vorbereitet und seinen Weg geht. Man hat es in der vergangenen Saison gesehen: Wir durften gegen NL-Klubs spielen, konnten mal reüssieren und dann erlebten wir eine Saison, in der uns nicht alles glückte. Klar wäre es schön gewesen, ein Ausrufezeichen gegen Aufsteiger Ajoie setzen zu können, aber letztlich zählt die Entwicklung des Teams. Und nun beginnt es erst zu zählen.
Sie wurden kurz vor Saisonstart nochmals aktiv, verpflichteten Adam Hasani und Dominic Forget. Was waren Ihre Überlegungen?
Dass wir reagieren müssen, wussten wir ja spätestens seit dem Abgang von Jewgeni Schirjajew. Er entschied sich für einen anderen Weg, so läuft das Business. Ich wollte die Türe für die Centerposition offen lassen und zudem war die Situation auf dem Markt alles andere als einfach. Glücklicherweise ging rechtzeitig ein Türchen für uns auf. Ich bin sehr glücklich, konnten wir Dominic Forget verpflichten. Ich bin überzeugt, dass er mit seiner grossen Erfahrung einen wichtigen Posten bei uns einnehmen wird – ein spektakulärer Spieler, ein grosser Leader. Er entspricht deshalb auch voll und ganz unserem Anforderungsprofil, spielt gute Bullys, ist präsent auf dem Eis, kann Powerplays spielen und kann auch aus zweiter Position hinter der Import-Sturmlinie skoren.
Und bei Adam Hasani?
Bei ihm wollten wir uns auch Zeit lassen. Auch er ist für uns ein grosser Gewinn, hat unglaublich viel Erfahrung und viel Qualität im Abschluss. In der Vorbereitung hat er beinahe einen Punkt pro Spiel verbucht und ist auch sonst eine grosse Bereicherung für die Mannschaft. Auch er bringt eine grosse Routine mit und hat National-League-Erfahrung. Es war unser Ziel, dass wir eine gute Kaderbreite haben, die wir mit 13 Stürmern bei allfälligen Verletzungen oder möglichen Covid-Fällen eben nicht gehabt hätten. Nun mit fünf Sturmlinien sieht das etwas anders aus, was mir persönlich sehr wichtig war.
Dominic Forget hat wegen einer Rückenverletzung keine optimale Saisonvorbereitung hinter sich und konnte kaum mit dem Team trainieren. Er ist 40 Jahre alt, befindet sich im Herbst seiner Karriere. War die Verpflichtung ein Risiko?
Jeder Spieler bringt mit der Verpflichtung ein gewisses Risiko mit sich. Ich kann mit Sicherheit sagen: Der Spieler wäre nicht verpflichtet worden, wenn er eine ernsthafte Verletzung am Rücken gehabt hätte. Wir haben Abklärungen in der medizinischen Abteilung getroffen und haben grünes Licht erhalten, dass er fit ist. Ausserdem weiss jeder, der Dominic kennt, dass sein Alter nur eine Zahl ist und er sich immer sehr professionell verhält. Ich bin überzeugt, dass er uns allen beweisen wird, dass man auch mit 40 noch sehr gut Eishockey spielen kann.
Der Start in eine Meisterschaft ist per se nicht einfach. Nun warten auf Olten auch gleich zwei schwierige Spiele auswärts gegen die EVZ Academy und zu Hause gegen die Ticino Rockets. Zwei Siege, die angesichts der Ansprüche fast Pflicht sind.
Die Mannschaft wird präsent sein und motiviert in die Meisterschaft steigen. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass wir von Anfang an Vollgas geben müssen. Nun gilt es ernst, das neue Kapitel wird aufgeschlagen. Natürlich wollen wir als ambitioniertes Team diese Spiele gewinnen und ich hoffe auch, dass wir nach dem Wochenende mit sechs Punkten dastehen. Aber auch die Farmteams haben grosse Fortschritte erzielt, sie verdienen viel Kredit. Es gibt schon lange keine Selbstläufer mehr. Alle Spiele müssen zuerst gespielt werden.
Knelsen: «Wir haben viele Captains»
Nach dem offiziellen Eistraining versammeln sich die Spieler sowie Trainerstaff in der Garderobe, auch Präsident Marc Thommen und Geschäftsführer Patrick Reber stossen dazu. Die Stimmung ist locker, man spürt die Vorfreude auf den Saisonstart. Schliesslich hallt der Applaus mehrmals aus der EHCO-Garderobe. Dem Team wird bekannt gegeben, dass sich Trainer Lars Leuenberger für Dion Knelsen als Captain sowie Silvan Wyss und Cédric Hüsler als Assistenzcaptains entschieden hat. Tage zuvor durften die Spieler ihre persönliche Wahl anonym abgeben, es gab Lars Leuenberger ein hilfreiches Bild, dass er sich mit seiner Meinung nicht so ganz auf dem Holzweg befindet. Entschieden hat dann aber der neue EHCO-Trainer: «Ich nahm mir die Zeit der Saisonvorbereitung, zu sehen, wie die Spieler auf andere Spie- ler reagieren, wie die Leadership-Qualitäten auf und neben dem Eis sind. Ich hatte viele Überlegungen dazu und merkte, dass Dion die richtige Person ist. In offenen Diskussionen in der Garderobe ist er immer involviert, er fragt auch viel nach, zeigt sein grosses Interesse. Er ist ruhig auf dem Eis, kann gut überlegt mit den Schiedsrichtern diskutieren», so Leuenberger.
Knelsen spricht von einer «grossen Ehre», das Amt übernehmen zu dürfen, sieht sich aber gleichzeitig als «einer von vielen». «Wir haben so viele Führungsspieler. Es ist wichtig, dass wir alle am gleichen Strick ziehen, miteinander gehen und jeder seinen Teil dazu beiträgt.» Die Wahl habe für ihn auch symbolischen Wert: «Ich habe eine Vorbildfunktion und ich erwarte auch von mir, dass ich vorangehe.»