
EHCO-Sportchef Marc Grieder: «Ich wusste, worauf ich mich einlasse»
Es war eine turbulente erste Saisonhälfte für den EHC Olten. Nach dem suboptimalen Start in die Meisterschaft geriet auch Sportchef und Assistenztrainer Marc Grieder unter Druck. Im Interview blickt er auf die schwierige Phase zurück, erklärt, wie es zum Turnaround kam und blickt schon ein wenig in die Zukunft.
Etwas mehr als die Hälfte der Qualifikation ist vorbei. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?
Marc Grieder: Wir hatten einen durchzogenen Start, zwischenzeitlich wurde es etwas kritisch. Aber zuletzt haben wir uns gefangen und zu unserem Spiel gefunden. Wir konnten vor allem unsere Fehlerquote massiv reduzieren und traten kompakter auf. Es war eine stetige Weiterentwicklung. Aber es war sicher kein einfacher Prozess.
Schon letztes Jahr kam die Mannschaft erst spät in die Gänge. Woran liegt es, dass man sich zum Saisonstart so schwertut?
Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass es erneut so laufen wird. Aber es spielt sich sehr viel auf der mentalen Ebene ab. Viele Spieler, die zum EHC Olten stossen, kommen hier in eine andere Rolle. Und da kann es passieren, dass man sich vielleicht zu viel vornimmt, sich zu sehr unter Druck setzt. Man will beweisen, dass man auch bei einem grösseren Klub mit einer grösseren Erwartungshaltung und mehr Zuschauern bestehen kann. Das machte es auch für uns Trainer schwierig punkto Rollenverteilung. Jetzt sind wir diesbezüglich besser aufgestellt. Jeder Spieler weiss, wo er seine Stärken hat, welchen Job er zu erledigen hat. Es ist wichtig, dass das jeder akzeptiert.
Wie schwierig war es für Sie, in dieser kritischen Phase im Dezember, die Ruhe zu bewahren? Zumal Sie als Sportchef und Assistenztrainer ja quasi zwischen den Fronten gelandet sind…
Es haben mir ein paar Leute prophezeit, dass ich in meiner Doppelfunktion ein Problem bekommen würde, wenn es mal sportlich nicht läuft. Aber ich habe von Anfang an betont, dass ich mich dieser Verantwortung stelle – ohne Wenn und Aber. Natürlich gibt es von allen Seiten kritische Stimmen, wenn man nicht gewinnt. Aber ich hatte wirklich niemals Zweifel an unserer Mannschaft. Und das habe ich auch als Sportchef immer so deutlich gemacht. Man muss gerade in kritischen Phasen als Führungsperson mit Überzeugung und gutem Beispiel vorangehen. Mit Zweifeln oder Hadern verschwendet man nur Energie. Irgendwann setzt man sich selber schachmatt.
Das ist einfacher gesagt als getan…
Ja, aber es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren und an das zu glauben, was man macht. Rückschläge wird es auch in Zukunft geben. Aber es entspricht meinem Charakter, dass ich immer alles gebe und nie aufstecke. Dieses Motto habe ich schon als Spieler befolgt. Wenn es überall ein paar Schwelbrände gibt, dann muss man mit Überzeugung auftreten und löschen.
Zumal es ja nicht wenige Stimmen gab und gibt, die ihr Doppelmandat kritisch betrachten.
Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Ja, ich habe keine Erfahrung als Coach. Aber Fredrik (Söderström, der Headcoach, Anm. der Red.) hilft mir. Es ist für mich ein Lernprozess. Wir tauschen uns gut aus, er korrigiert mich, wenn es sein muss. Aber ich bleibe mir selber treu. Und ich muss mich nicht verstellen. Auch die Spieler, die am Anfang mit der Konstellation vielleicht Mühe hatten, wissen, woran sie mit mir sind.
Können Sie die Wende zum Guten an etwas festmachen? Wieso läuft es der Mannschaft nun besser?
Es geht dabei vor allem um die Einstellung. Ich sage immer: Man muss als Spieler im Prinzip jedes Spiel so bestreiten, als wäre es das letzte der Karriere. Das, was wir haben, müssen wir jeden Abend vollumfänglich investieren auf dem Eis. Ich habe schon vor dem Saisonstart betont, dass wir unsere Spiele nicht mehr dank unseres Talents und mit Leichtigkeit gewinnen werden. Sondern dass wir uns über den Kampf und den Einsatz definieren. Wir haben auch unser System angepasst, damit sich die Spieler sicherer fühlen. Und, ebenso wichtig: Unsere Führungsspieler haben die Verantwortung übernommen und erzielen in den wichtigen Momenten die Tore. Plus bekommen wir von unseren Goalies dann die wichtigen Paraden, wenn wir sie benötigen. Letztlich haben auch die Verteidiger einen Schritt nach vorne gemacht.
Stichwort Verteidigung: Aus dem Sorgenkind, welches auch punkto Offensive kaum etwas beisteuerte, ist jetzt ein solider Baustein geworden. Wie kann man das erklären?
Man muss sehen, dass die Verteidiger, die uns im Sommer verlassen haben (Anthony Rouiller, Daniel Eigenmann, Riccardo Sartori; Anm. der Red.), alles «fertige» Spieler waren, die einen Entwicklungsprozess hinter sich hatten. Ein Prozess, in welchem Jungs wie Janis Elsener, Cédric Maurer, Stéphane Heughebaert, Nico Gurtner oder Jens Nater noch mittendrin stecken. Sie mussten nun eine wichtigere Rolle und entsprechend Verantwortung übernehmen. Dieser Entwicklungsschritt braucht seine Zeit. Dieser Prozess läuft und ist auch noch lange nicht abgeschlossen. Am Anfang hatten sie Mühe damit, aber jetzt ist es schon viel besser geworden. Kommt dazu, dass auch unsere Routiniers Philipp Rytz und Simon Lüthi ihre Rolle gefunden haben und auch im Powerplay ein wichtiger Faktor sind.
Welche Rolle spielt bezüglich der jüngsten Erfolgsserie der Zuzug von Brennan Othmann? Er hat, so wirkt es von aussen, ein belebendes Element in die Mannschaft gebracht.
Brennan ist für uns in allen Belangen eine Bereicherung. Er hat ein hohes Skill-Level. Er hat eine Geradlinigkeit, die uns vielleicht oft ein wenig fehlt. Auch seine Unbeschwertheit tut uns gut. Klar, er macht noch Fehler. Aber er steckt sie weg und versucht, es im nächsten Einsatz besser zu machen, statt sich zu verstecken und nichts mehr zu riskieren. Und was mir besonders gefällt: Er gibt wirklich jeden Abend alles. Man merkt, dass er ein grosses Ziel, die NHL, vor Augen hat und alles dafür investiert.
Kommt auch noch der zweite Jüngling, Mason McTavish?
Wenn die Saison der Ontario Hockey League komplett ausfällt – was gut möglich ist – dann werden wir versuchen, ihn auch uns zu uns zu holen. Ich bin dran an diesem Projekt. Die Idee ist, dass er am 30.Januar, wenn er 18 wird, bei uns ist und eingesetzt werden kann. Wir sind dabei, die nötigen Abklärungen zu treffen.
Werfen wir noch einen Blick in die Zukunft: Der Vertrag von Headcoach Fredrik Söderström läuft im Sommer aus. Wie sehen Ihre Pläne betreffend seiner Personalie aus?
Wir haben schon miteinander gesprochen. Von meiner Seite aus kann ich sagen, dass ich sehr gut und gerne mit ihm zusammenarbeite. Aber es braucht am Ende immer beide Parteien, die dasselbe wollen. Ich denke, dass wir diesbezüglich bald einmal konkreter werden.
Hält die Serie auch nach dem Derby?
Acht Siege in Serie hat der EHC Olten seit Mitte Dezember aneinandergereiht. Darunter am 19.12. auch ein 3:2 gegen den SC Langenthal – der erste Derbysieg nach zuvor vier Niederlagen de Suite, darunter auch jene, welche Ende Februar zum Playoff-Out gegen den grossen Rivalen geführt hatte. Jener Sieg im Dezember war für die Nerven der Oltner in jeder Beziehung Balsam. Nicht nur hatte man die Niederlagenserie gebremst, sondern gleichzeitig auch den Beweis erhalten, dass man mit den besseren Mannschaften der Liga mithalten und sie besiegen kann. Heute Abend (17.30 Uhr) kommts im Kleinholz nun also zum nächsten Duell zwischen dem EHCO und den Langenthalern. Es geht dabei für die Oltner nicht nur darum, die Siegesserie intakt zu halten, sondern vor allem auch darum, in der Tabelle quasi zum SCL aufzuschliessen. Momentan liegt man, bei einem Spiel weniger, fünf Punkte hinter dem Rivalen zurück. Bei einem «Dreier» würde man Langenthal nach Verlustpunkten sogar überholen. Eine Niederlage wäre hingegen den Ambitionen auf eine Top-3-Klassierung in der Swiss League wenig zuträglich. Personell dürfte sich aus Sicht des EHCO wenig ändern im Vergleich zu den letzten Spielen. Möglich, dass der leicht angeschlagene Silas Matthys (Fuss) mal wieder einen Einsatz im Tor erhält. Simon Rytz lieferte mit seinen zuletzt konstant starken Leistungen aber wenig Argumente für einen Goaliewechsel.