Ein 7-Millionen-Projekt als Feuertaufe für den neuen Bauverwalter

«Das grösste Projekt aller Zeiten für Murgenthal. Es gab noch nie ein grösseres, und wird wohl auch nie ein grösseres geben.» So beschreibt Rolf Müller das 7-Millionen-Projekt zur Erschliessung der Weid-Neustadt in Riken, dessen Spatenstich im Januar war. Müller ist Murgen­thals Bauverwalter, zumindest noch bis Ende September. Dann geht er in seinen wohlverdienten Ruhestand. Das Ende des Murgenthaler Megaprojekts wird er also nur aus einiger Distanz miterleben. Die perfekte Feuertaufe für seinen Nachfolger also. 

Der hat indes das beste Rüstzeug für grosse Projekte. Roger Haller, der gelernte Anlage- und Apparatebauer, absolvierte eine Weiterbildung in Maschinen- und Betriebstechnik an der damaligen FH in Oensingen. Danach war er jahrelang als Projektleiter für internationale Kundenprojekte der Areva T&D – später Alstom, aktuell General Electric – tätig. «Bei einem internen Projekt half ich dem Leiter Facility Management des GE-Standorts Oberentfelden beim Instandstellungsprojekt des Kellers», so der 45-Jährige. Als der damalige Facility Manager die Firma verliess, übernahm Roger Haller die Stelle. 

Haller spekulierte seit längerem auf die Stelle 

Im letzten Sommer begann er aus eigenem Anlass einen Diplomlehrgang zum Bauverwalter. Hallers erklärtes Ziel: Nachfolger von Rolf Müller bei dessen Pensionierung zu werden. «Ich war fünf Jahre lang Mitglied der Schulpflege und war so in der Kommission zum Umbau des Schulhauses Friedau», erklärt Haller. Während der Arbeiten innerhalb der Kommission arbeitete er mit dem Gemeinderat und Rolf Müller zusammen. «Dass er pensioniert wird, ist bei mir irgendwie hängen geblieben. Damals war das aber noch in weiter Ferne.» Mit dem Ziel vor Augen verliess er seine Komfortzone, wie Haller selbst sagt, und begann die Ausbildung, die er in Kürze abschliessen wird. Begünstigt wurde sein Entscheid auch durch die Entlassungswellen bei GE und den Verkauf des Standorts Oberentfelden. Haller war nicht selbst von den Entlassungen betroffen. Er ist aber überzeugt, dass es seine Funktion nach dem geplanten Umzug in das bestehende Werk Birr nicht mehr gebraucht hätte. 

Gut also, dass seine Spekulation aufging. Rolf Müller arbeitet Haller nun in seine neue Rolle ein. Trotz den Vorkenntnissen, die Roger Haller besitzt, muss er sich in vielen Themen einlesen. Besonders im Bereich des Strassenbaus, des Wassermanagements und der Kanalisationen lernt er jeden Tag viel Neues. «Gerade beim Wasser kommt demnächst ein grosses Projekt auf ihn zu», sagt Rolf Müller. 2030 laufen die Konzessionen für die beiden Quellen, von denen Murgenthal das Trinkwasser bezieht, aus. Bereits jetzt müssen die Neukonzessierung und die Prüfung von Alternativen geplant werden. Auch ein neuer Zonenplan, bei dem der Bauverwalter die Federführung innehat, steht an. Und Haller muss auch noch lernen, wie die Dinge auf einer Gemeinde laufen. «Als Facility Manager habe ich jede Offerte nachverhandelt. Bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen ist dies aber verboten.» 

Die Einsprachen haben zugenommen 

Wenn sich Roger Haller ab Oktober mit den neuen Quellen oder dem neuen Zonenplan herumschlägt, will Rolf Müller sich seinen Hobbys widmen. Schiessen, Fischen und Reisen mit seiner Ehefrau stehen direkt nach der Pensionierung hoch oben auf der To-do-Liste. Wenn er die Angel in einem See ausgeworfen hat, wird er besonders die Einspracheverhandlungen rund um Baugesuche nicht vermissen. Müller, der seit 2008 Bauverwalter ist und zuvor seit 1994 nebenamtlich in der Vorgängerfunktion als Präsident der Baukommission tätig war, beobachtete in seiner Zeit einen Anstieg der eingegangenen Einsprachen. «Einsprachen sind das gute Recht der betroffenen Nachbarn. Vermissen werde ich die Verhandlungen trotzdem nicht.» Er beobachtete zudem, dass die Murgenthaler immer weniger Zeit für ein Baugesuch haben. Am liebsten hätten sie, wenn ein Telefon genügt und direkt losgelegt werden könnte. Das sei aber nicht möglich, da der Prozess nach Eingabe des Baugesuches bis zur Baubewilligung des Gemeinderates rund 2 bis 3 Monate dauert – wenn es keine Einsprachen gibt.