
Ein Anrennen ohne Vollstrecker: Der EHC Olten schlägt Aufsteiger Sierre verdient mit 4:1
So manchem langjährigen EHCO-Matchbesucher wurde es an diesem kaltnassen November-Sonntag schon vor dem ersten Puckeinwurf warm ums Herz: Erstmals seit der Saison 2012/13 gastierte der HC Sierre wieder im Kleinholz. «Wir haben nicht vergessen… Vielen Dank, Olten!», stand auf einem Transparent, das Fanverantwortliche aus dem Wallis mit einem Präsent mitgebracht hatten. Damit beziehen sie sich auf ihr Konkursjahr 2013, als der EHCO dem Klub unter die Arme griff. Seither pflegen die beiden Vereine eine Fanfreundschaft, die im Schweizer Eishockey ihresgleichen sucht.
Geschenke verteilte Sierre, das vor sechs Jahren mit einer 13:2-Packung nach Hause geschickt wurde, daraufhin auch auf dem Eis noch einige – in Form von Strafen. Sechs mal zwei Strafminuten sammelten die Walliser insgesamt, wovon nicht weniger als sechs Minuten wegen Beinstellens. Es widerspiegelte die Verhältnisse bestens, denn Sierre war stets einen Schritt zu spät und gewährte den EHC Olten. Und so kamen die Powermäuse letztlich zu einem souveränen 4:1-Sieg.
Aber was war das (wieder) für ein Anrennen! Es glich sich so manches zum Spiel vom Freitag gegen Thurgau, in dem man ebenfalls das Spiel bestimmte – und trotzdem als Verlierer vom Eis ging.
Dreimal den Pfosten getroffen
Die Spielhälfte war gegen Sierre erreicht, als der EHCO den 23. Schuss registrierte und noch immer auf der Suche nach dem ersten Tor war, ja auf der Suche nach dem Vollstrecker, der endlich für die Erlösung sorgen würde. Angriffsauslösungen aus dem Lehrbuch, sehenswerte Passstafetten, aufsässig und konsequent im Spiel ohne Puck – der EHCO bot alles, aber eben keine Tore. Abermals scheiterten die Oltner am eigenen Unvermögen – oder am Torgehäuse (drei Pfostenschüsse!).
Nervös wurde auf der Bank niemand, warum auch? «Nervös? Nein, wenn man so oft in der Offensive Eishockey spielen kann, macht das Freude. Wir glaubten an uns und wussten, dass der Puck irgendwann reinfällt», sagte Stürmer Dominic Weder.
Es war schliesslich Garry Nunn, der mit einem wuchtigen Schuss den Bann brach (32.). Und das erst noch im Powerplay, das am Freitag beim HC Thurgau noch für Kopfschütteln bei den Oltnern gesorgt hatte. In der Folge bewiesen die Powermäuse, etwas gelassener auf den Schlittschuhen und noch verspielter am Puck, wie einfach Eishockey eigentlich sein könnte: Horansky und Haas erhöhten mit ihren Powerplaytoren auf 3:0.
Die Suche nach dem idealen Assistenzcoach
Mit der Führung im Rücken nahm der EHCO den Fuss vom Gas, worauf die sonst offensiv inexistenten Walliser aktiver wurden. Torhüter Silas Matthys blieb aber hellwach, bis auf Sierres Ehrentor, bei dem er Asselins Schuss durchkullern liess.
Bleibt die Frage, wie es beim EHC Olten bezüglich Assistenzcoach weitergeht. Nach dem Abgang von Dennis Hall suchen die Oltner einen Ersatz. Bis der geeignete Mann gefunden wurde, soll Sportchef Marc Grieder interimistisch Trainer Fredrik Söderström zur Seite stehen, so wie er dies in den letzten zwei Spielen tat.
Schwedische Medien nahmen die Berichterstattungen dieser Zeitung über Halls Abgang auf, worauf sich einige Kandidaten aus Schwedens Eishockeygeschäft bei Söderström gemeldet haben. «Alleine während des Spiels schrieben mir drei Personen. Sie wussten wohl nicht, dass wir heute spielen», sagt Söderström und schmunzelt. Klar ist: Bei Söderström stehen Landsleute hoch im Kurs, ausschliessen will er aber eine Schweizer Lösung per se dennoch nicht.
Olten – Sierre 4:1 (0:0, 3:0, 1:1)
Kleinholz. – 3177 Zuschauer. – SR Gianinazzi/Gäumann, Rebetez/Wermeille. – Tore: 32. Nunn (Horansky, Rouiller/Powerplaytor) 1:0. 36. Horansky (Knelsen, Philipp Rytz/bei 5 gegen 3) 2:0. 40. (39:52) Haas (Schirjajew, Eigenmann/Powerplaytor) 3:0. 46. Asselin (Dozin, Kyparissis) 3:1. 58. Rouiller (Nunn, Schirjajew) 4:1 (ins leere Tor). – Strafen: keine gegen Olten, 6mal 2 Minuten gegen Sierre.
Olten: Matthys (S. Rytz); P. Rytz, Rouiller, Elsener, Eigenmann; Sartori, Lüthi; Weisskopf; Horansky, Knelsen, Nunn; Rudolf, Schirjajew, Schwarzenbach; Haas, Rexha, Weder; Weibel, Salzgeber, Lanz; Fogstad Vold.
Sierre: Charlin (Giovannini); Bezina, Meyrat; Wyniger, Dozin, Smons, M. Montandon; Devesvre, Surdez; Heinimann, Castonguay, Primeau; Kyparissis, A. Montandon, Asselin; Vouillamoz, Ducret, Rimann; Patry, Privet, Fellay.
Bemerkungen: Olten ohne Wyss (leichte Fussverletzung), Heughebaert, Maurer (beide überzählig).