Ein Bottenwiler ist der beste Schwarzpulverschütze der Schweiz

An der Schweizer Meisterschaft der Schwarzpulverschützen vom 16. bis 18. Juli in Genf gewann Hans-Peter Rüfenacht siebenmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze. «Wir schossen an einem 50- und 100-Meter-Schiessstand, den modernsten in der Schweiz», sagt der passionierte Schwarzpulverschütze aus Bottenwil. Dabei verbesserte er sogar in der Disziplin Steinschlossmuskete seinen eigenen Schweizer Rekord von 2004 von 96 auf 99 Punkte – Rüfenacht ist der beste Schwarzpulverschütze der Schweiz.

Seit 28 Jahren lebt Rüfenacht in Bottenwil. «Ich bin wegen meiner besseren Hälfte hierhergezogen», sagt der 58-Jährige. «Meine Frau hat mir schon immer geholfen und den Freiraum gegeben, meiner Leidenschaft nachzugehen.» Aktuell schiesst er ein bis zwei Mal in der Woche. Wenn es gut kommt, sogar vier Mal. «Es ist mein Ausgleich», sagt er. Rüfenacht ist der Geschäftsführer seines Familienbetriebs, der Rüfenacht Fahrzeugbau GmbH. Seine drei Söhne sind dort angestellt und seine Frau ebenfalls, sie ist für die ganze Administration zuständig.

«Nie ohne eine Medaille nach Hause gekommen»

Die Leidenschaft habe vor etwa 35 Jahren begonnen, sagt Rüfenacht. Damals habe ihn ein Freund zum Schwarzpulverschiessen bewegt. Ein Jahr später, im Jahr 1987, wurde das Naturtalent schon zum ersten Mal Schweizer Meister. Derzeit könne er 146 Meistertitel auf seinen Namen verbuchen. Auch international konnte er Siege feiern: Fünf Welt- und neun Europameisterschaftstitel besitzt Rüfenacht . «Ich bin nie ohne eine Medaille nach Hause gekommen», sagt er stolz.

Der Bottenwiler schiesst hauptsächlich mit Replika (Nachbauten), aber auch mit historischen Waffen, von denen er etwa 20 besitzt. Unter anderem eine Steinschlossmuskete, die aus dem 18. Jahrhundert stammt. Die antiken Gewehre faszinieren ihn. Das Befüllen mit dem Schwarzpulver und der Kugel sowie das Anzünden mit der Lunte begeistern aber auch seine Schützenkollegen. Es gibt eine internationale Community von angefressenen Schwarzpulverschützen. An einer Meisterschaft teilzunehmen heisst für Rüfenacht nicht nur Wettkampf. «Es geht darum, sich zu treffen – man kennt einander seit Jahrzehnten», erklärt er.

Heute besteht viel mehr Sicherheit mit antiken Gewehren

An die Meisterschaften nimmt Rüfenacht selbstverständlich nicht alle Waffen mit, sondern nur die, die er für die Disziplinen braucht, für die er sich angemeldet hat. «Bei der Ankunft wird dann kontrolliert, ob die mitgebrachten Waffen dem Reglement entsprechen, ob die Zielvorrichtung stimmt und so weiter», erklärt der Schütze. Neun Jahre lang war Rüfenacht der Verbandsschützenmeister und unter anderem auch involviert bei der Erstellung der aktuell gültigen Schützenversicherung. Heute bestehe viel mehr Sicherheit mit den antiken Gewehren als damals, konstatiert er.

Mit dem Flugzeug reist Rüfenacht gar nicht mehr an die ausländischen Meisterschaften, denn das Transportieren der Waffen sei zu nervenaufreibend. «Wir fahren alle mit dem Auto», sagt er. Dabei meint er seine Schützenkollegen der Schweizer Nationalmannschaft. Bei einer Meisterschaft in Portugal blieben einmal wegen eines Fehlers seitens des Transporteurs die Waffen der ganzen Mannschaft an der Grenze beim Zoll stecken. «War das ein Theater!», erinnert sich Rüfenacht. Schliesslich seien sie, nachdem sie nächtelang herumtelefoniert hätten, am Ende doch noch rechtzeitig zu ihren Waffen gekommen.