«Ein Ding der Unmöglichkeit»

 

Littering ist nicht nur am Sandbänkli ein Ärgernis. Was aber bringt es, dass die Polizei mit bis zu 250 Franken büssen kann?

Mehrere zehntausend Liter Abfall lassen die Besucher des Sandbänklis laut Schätzungen jedes Jahr liegen. Das Naturbadeparadies an der Aare mutiert zur Abfallhölle; vor allem an sonnigschönen Tagen. Nach jedem Wochenende fahren die Werkhofleute zum Sandbänkli und sammeln die dreckigen Hinterlassenschaften ein. Mehrfach haben erzürnte Anwohner bei der Gemeinde und der Polizei interveniert. Ohne Erfolg. Gegen Littering scheint kein Kraut gewachsen zu sein.

Was viele nicht wissen: Bussen wären bereits möglich. Der Bund überlässt die Handhabung den Kantonen, diese vielfach den Gemeinden – so auch im Aargau. Für die Gemeinden im Einzugsgebiet der Regionalpolizei Zofingen gilt: Wer rücksichtslos Abfall liegen lässt oder wegwirft, wird mit einer Busse zwischen 50 und 250 Franken bestraft. Grössere Abfallmengen und Mülldeponien können mittels zivilrechtlicher Anzeige mit bis zu 2000 Franken geahndet werden.

Kampf gegen Windmühlen
Genutzt wird das Busseninstrument aber so gut wie gar nicht. Und zwar in keiner der 23 der Regionalpolizei angeschlossenen Gemeinden – auch nicht in Rothrist. Das Problem ist gemäss Repol-Kommandant Stefan Wettstein der Vollzug: «Um jemanden büssen zu können, müssen wir ihn in flagranti erwischen oder es wird von privater Seite her eine Anzeige erstattet.» Abfallsünder können sich aus der Affäre ziehen, indem sie behaupten, der Abfall sei schon vorher dagelegen oder sie hätten sowieso vor, ihn später wegzuräumen. «Die allermeisten Fälle entdecken die Polizisten per Zufall. Immer und überall zu kontrollieren und dann nachzukontrollieren, das macht aufgrund des Aufwands wenig Sinn», sagt Wettstein. Litteringsündern mit Bussen den Riegel zu schieben sei daher «ein Ding der Unmöglichkeit». Wettstein glaubt, dass mit Sensibilisierung und Prävention mehr erreicht wird als mit Repression. Anti-Littering-Aktionen seien eine Möglichkeit. Allerdings sei Prävention nicht einzig Aufgabe der Polizei. «Hier sind auch die Gemeinden gefragt.»

Weitere Massnahmen möglich
Was also tut die Gemeinde Rothrist? Als «Hotspot» ist das Sandbänkli erkannt. Die beauftragte Regionalpolizei ist deshalb mehrmals wöchentlich vor Ort. Weniger, um zu büssen, sondern um den Dialog mit der Bevölkerung zu suchen. Auch der private Sicherheitsdienst der Gemeinde besucht die Badestelle, um zu sensibilisieren. Vermisst wird oft: eine gute Kinderstube.

Alle Möglichkeiten sind damit nicht ausgeschöpft. So käme etwa ein Zufahrtsverbot für Nichtanwohner infrage oder die Sperrung von Parkplätzen. Ammann Hans Jürg Koch spricht den Parkplatz beim alten Wehr an. «Grundsätzlich hätten wir die Möglichkeit, diesen zu sperren oder zu bewirtschaften.» Davon habe man bisher abgesehen. Aktuell seien keine Massnahmen geplant, sagt Koch, er wolle das Problem aber erneut im Gemeinderat aufs Tapet bringen. Nicht jede Idee sei automatisch eine gute Idee. Das Aufstellen weitererer Kübel könnte Abfalltourismus fördern. Eine Sensibilisierungskampagne hingegen kann sich Koch grundsätzlich vorstellen. Dazu machte die national tätige Interessengemeinschaft saubere Umwelt (IGSU) kürzlich eine interessante Feststellung: Eine Studie belegt, dass sich der Einsatz von Anti-Littering-Plakaten positiv auswirkt. Das beste Resultat lieferten Plakate mit witzigen Slogans oder Denkanstössen. Am schlechtesten schnitt hingegen das «repressivste» Plakat ab, das im Befehlston zur Entsorgung aufrief.