Ein klarer Sieg und zwei Glücksfälle für den FC Aarau

Am Schluss wird es kitschig: Als wären die zwei ersten Tore im FCA-Dress von Abwehrchef Leon Bergsma nicht schon speziell genug, trifft in der Nachspielzeit auch noch Shkelzen Gashi. 130 Tage lang musste die Mannschaft auf ihren Topstürmer verzichten, eine Krankheit setzte den 32-Jährigen seit November ausser Gefecht. Dann wird er am vergangenen Samstag gegen den FC Wil beim Stand von 2:0 für die Aarauer eingewechselt, nähert sich in zwei Aktionen bereits einem Treffer an und als die letzten Sekunden von der Matchuhr rinnen, übertölpelt Gashi in Schlitzohr-Manier seinen Gegenspieler und schlenzt den freiliegenden Ball ins weite Eck.

«Shkeli, Shkeli, Shkeli», skandieren die Mauerfans ennet der Stadiongrenze, das Tor des Rückkehrers ist ihr Lohn für die 90 Minuten Aushalten im Regensturm. Aus FCA-Sicht nährt  Gashis perfektes Comeback einerseits die Hoffnungen, dass der Weitgereiste mit seiner Routine und seiner Torgefährlichkeit in der Schlussphase der Saison zur wichtigen Waffe im Rennen um den Barrageplatz wird. Ausrutscher sind je länger, je mehr keine mehr erlaubt, will Aarau bis zuletzt um den Aufstieg mitreden. Da ist ein Stabilitätsfaktor wie Gashi in der bislang labilen Mannschaft natürlich herzlich willkommen.

Andererseits stiehlt Gashi mit seinem siebten Saisontreffer die Show einem anderen, dem bis in die Nachspielzeit die Rolle des Hauptdarstellers auf sicher scheint: Leon Bergsma. Der Freude des Holländers tut dies indes keinen Abbruch, mit grossem Grinsen stellt er nach dem 3:0 gegen die Ostschweizer fest: «Zu Null gespielt, dem Gegner keine Torchance zugestanden und zwei Tore von mir – was will ich mehr?»

Der Doppelpack tut Bergsma besonders gut

Bergsma ist seit Beginn dieser Saison Spieler des FC Aarau. Davor war er zwei Saisons lang Profi in Holland und erzielte dort in 99 Partien zwei Treffer. In der Schweiz egalisiert er diese Quote nun bereits in seinem 24. Spiel in der Challenge League. Besonders gut tun dürfte der Doppelpack, weil er auf schwierige Wochen folgt: Zwar performt Bergsma auch in diesem Jahr auf hohem Level, doch anders als in der überragenden ersten Saisonhälfte war er zuletzt direkt an Gegentoren beteiligt, vor Wochenfrist beim 0:2 in Chiasso gleich zwei Mal.

Gegen Wil steht das Glück wieder auf seiner Seite, sowohl beim 1:0 als auch beim 2:0 braucht er den Ball nur noch über die Linie zu schieben. Bergsma bezeichnet den Sieg «als sehr wichtig, wir hatten grossen Druck. Das war ein guter Auftritt, aber ab jetzt müssen wir durchziehen, Aussetzer wie in Chiasso dürfen nicht mehr passieren.»

Bergsma ist einer der Hauptgründe, warum der FCA elf Spieltage vor Schluss auf den Aufstieg schielen darf. Sein Transfer, die Folge eines geschäftlichen Treffens zwischen einem Bergsma-Bekannten und einem Brügglifeld-Tontechniker, hat die löchrige Abwehr stabilisiert. Seine Eleganz, sein Antizipationsvermögen und seine Spielauslösung sind in der Challenge League einmalig. Anfang Februar hat er seinen Vertrag vorzeitig bis 2023 verlängert, auf Wunsch von Sportchef Sandro Burki. Damit geht der FCA gut gerüstet in die Ablöseverhandlungen mit Kaufinteressenten, die Ende Saison Schlange stehen dürften. Bergsma selber beruhigt jene, die ihm bereits jetzt nachtrauern: «Kommt ein interessantes Angebot, werde ich Punkt für Punkt zwischen dem FC Aarau und dem anderen Klub abwägen. Aber es braucht schon sehr, sehr überzeugende Argumente, bevor ich mich gegen Aarau entscheiden würde.»

Aarau – Wil 3:0 (1:0)

Brügglifeld. – 5 Zuschauer. – SR: Schärer. – Tore: 44. Bergsma 1:0. 82. Bergsma 2:0. 94. Gashi 3:0.

Aarau: Enzler; Giger, Thiesson, Bergsma, Conus; Jäckle, Hammerich; Spadanuda (83. Spadanuda), Schneider (60. Rrudhani), Balaj (71. Almeida); Stojilkovic (83. Gashi).

Wil: De Mol; Dickenmann (80. Ndau), Izmirlioglu, Muntwiler, Kronig (80. Blasucci); Kamber, Krasniqi; Fazliu (63. Zumberi); Koide (63. Haile-Selassie), Silvio, Tushi.

Bemerkungen: Aarau ohne Schindelholz (krank), Hajdari, Peralta, Qollaku, Thaler und Verboom (alle verletzt). Wil ohne Talabidi (krank), Abazi und Ismaili (beide verletzt). – Verwarnung: 54. Izmirlioglu (Foul).