Ein Last-Minute-Transfer und ein Rückkehrer schlagen beim FC Aarau voll ein

«Jetzt geht das schon wieder los», stöhnten viele FCA-Fans. Und mussten konstatieren: «Mit so einer Löcherabwehr wirds nichts mit dem angepeilten Aufstieg in die Super League.»

In den ersten fünf Saisonspielen kassierte Aarau zehn Gegentore, die grosse Schwäche der vorherigen Saisons hat sich über den Sommer in die neue Spielzeit «gerettet». Ein Blick in die Vergangenheit machte klar: Verbesserung muss schnell her. Denn seit Bestehen der Challenge League hat noch keine Mannschaft am Ende einen Platz in der oberen Tabellenhälfte belegt, deren Goalie pro Match zwei Mal hinter sich greifen musste.

Die FCA-Verantwortlichen erkannten das Problem und reagierten gerade noch rechtzeitig: Am zweitletzten Tag der Transferfrist wurde die leihweise Verpflichtung von Imran Bunjaku bekannt gegeben. Imran wer? Erneut rümpften einige Fans die Nase – denn der neue Name war alles andere als prominent. Kommt dazu, dass Bunjaku seit seinem Wechsel von Schaffhausen zu GC keine einzige Spielminute absolvierte, ehe er nach Aarau weiterzog. Und dieser 28-Jährige soll nun die grossen Defensivprobleme beheben?

Die Erfolgsformel: Bunjaku + Thaler = kein Gegentor

Doch wer Imran Bunjakus Schaffen schon länger verfolgt, der ahnte damals, dass dieser Transfer das Potenzial zum Volltreffer hat. Bunjaku kennt die Liga aus 140 Einsätzen mit dem FC Schaffhausen, viele davon als Captain. Sein Trainer dort war kein Geringerer als der heutige Schweizer Nationalcoach Murat Yakin, dessen Teams für eine hervorragende Defensivorganisation bekannt sind. Also das, was dem FC Aarau zum Spitzenteam fehlte.

Nach der Bunjaku-Verpflichtung folgte die Länderspielpause. Der Neue hatte genügend Zeit, die Teamkollegen beim FCA kennen zu lernen – darunter Marco Thaler: Der mittlerweile 27-jährige ist ja irgendwie auch als Neuzugang zu werten. Zwar ist das Eigengewächs seit 2014 Teil des Profiteams, doch sein bis dato letzter Liga-Ernstkampf lag 19 Monate zurück: Ein 4:4 gegen Kriens, das letzte Spiel vor der Corona-Pandemie, ehe Thaler in einem der ersten Trainings nach dem Lockdown im Frühling 2020 einen Kreuzbandriss erlitt.

Im ersten Spiel nach der Länderspielpause reiste der FC Aarau am 10 September 2021 zum Aufsteiger Yverdon. Thaler stand überraschend in der Startelf, Bunjaku begann auf der Ersatzbank. In der 50. Minute traf Yverdon zum 1:0 – damals ahnte noch niemand, dass dies bis heute das letzte Gegentor sein sollte. Kurz darauf betrat Bunjaku erstmals als FCA-Spieler den Platz und erzielte in der 95. Minute den viel umjubelten 1:1-Ausgleichstreffer. Kurios – eigentlich war der Kosovo-Schweizer ja zur Stärkung der Defensive geholt worden.

Seither gilt: Stehen Thaler oder Bunjaku auf dem Platz, bleibt das FCA-Tor dicht. Im Cupspiel gegen Paradiso spielte Thaler in der ersten, Bunjaku in der zweiten Halbzeit: Endstand 1:0 für Aarau. Das Heimspiel gegen Wil endete 2:0, beide spielten durch. Ebenso im hochklassigen Spitzenspiel auswärts in Winterthur, in dem keine Tore fielen.

Klar: Die neu gewonnene Stabilität ist nicht nur das Verdienst von Thaler und Bunjaku, auch der Fokus im Training auf die Abwehrarbeit und die seit der Länderspielpause stark reduzierten individuellen Aussetzer zahlen sich aus. Trotzdem: Trainer Stephan Keller weiss genau, was er am erfahrenen Duo hat – an Thaler und Bunjaku dürfte auch im nächsten Spiel gegen den SC Kriens (Sonntag 14.15 Uhr) kein Weg vorbeiführen.