
Ein Sieg und eine schlechte Nachricht für den EHC Olten
Ist es tatsächlich ein erstes Playoffspiel? Schläfrig, ja abwesend kommt der EHC Olten nach 20 gespielten Minuten aus der Kabine. Die Quittung kommt umgehend: Jeder der überragenden Visper Topsturmlinie um Kissel, Van Guilder und Sturny durfte sich teils völlig unbedrängt im Abschluss versuchen. Nach einem ersten Abschluss Sturnys folgen die Möglichkeiten zwei, drei, vier, ja fünf, ehe dann auch EHCO-Torhüter Simon Rytz nichts mehr ausrichten konnte, im Stich gelassen wurde und geschlagen war. Topskorer Mark Van Guilder durfte sich den Treffer gutschreiben lassen.
Auch in der Folge verlieren die Oltner jeden Zweikampf, sind oft einen Schritt zu spät, stehen zu weit weg von den wirbelnden Gegenspielern. Doch dann, es läuft die 31. Minute, kassiert Torschütze Van Guilder eine verhängnisvolle Strafe wegen Beinstellens. Denn EHCO-Stürmer Stefan Mäder schliesst im Powerplay eine schöne Passkombination über Horansky und Hohmann im Slot stehend ab.
Der 1:1-Ausgleich bildet den Oltner Startschuss zu einer furiosen Wende. Als hätte der EHCO die schlechten Attribute, mit denen sich definitiv keine Spiel gewinnen lassen, den Vispern überreicht, ist die Powermaus plötzlich wieder Herr im Haus, gestaltet das Spiel wieder offensiver. Und noch mehr: Marco Truttmann verwertet nach einer Druckphase, zur Freude der 4082 Zuschauer, den Abpraller auf einen Gervais-Schuss zur erstmaligen Oltner Führung eiskalt.
Auch zu Beginn des Schlussdrittels ist der EHCO präsent. Grossniklaus verpasst erst noch eine hundertprozentige Chance. Wenig später liegt die Scheibe aber im Tor. Nur: Dem vermeintlichen 3:1-Treffer ging ein Stockschlag von EHCO-Ausländer Bryce Gervais voraus. statt einer 3:1-Führung war der EHCO mit einer 3:5-Unterzahlsituation konfrontiert. Der EHCO zog den Kopf aus der Schlinge und setzte nach überstandener Unterzahl zum Schlussbouquet an. Es war wiederum Marco Truttmann, der den von EHCO-Trainer Chris Bartolone geforderten Todesstoss den Vispern verpasste. Und wie: Einen Konter schloss er mit einem ansatzlosen Handgelenkschuss in den Torhimmel ab. Die Trinkflasche von Visp-Torhüter Lory flog im hohen Bogen davon. Und Truttmanns Jubel? Mit der Hand am Ohr dreht er ab. «Das waren die Emotionen», sagt er und schmunzelt. Auf Nachfrage sagt er: «Ich wollte nach einer bislang schwierigen Saison für mich mit Gehirnerschütterung und Krankheit damit sagen, dass ich auch noch da bin», so Truttmann etwas nachdenklicher.
Für den Abschluss der Partie war dann doch noch EHCO-Ausländer Bryce Gervais verantwortlich. Er war die grosse Kämpferfigur aufseiten der Oltner und war immer dort anzutreffen, wo es ihn gebraucht hat. Aber er war auch jene EHCO-Hauptfigur, welcher das Pech an der Stockschaufel klebte. Mehrmals hatte er über das gesamte Spiel hinweg Chancen aus aussichtsreichsten Positionen versiebt.
Schirjajew droht lange auszufallen
Spieler wie Truttmann oder Gervais sind nun ohnehin noch stärker gefragt beim EHC Olten. Denn vor der Partie hatte das Team eine unerfreuliche Nachricht zu akzeptieren: Toptorschütze Jewgeni Schirjajew ist ernsthaft verletzt. Der Oltner Toptorschütze – nicht weniger als 30 Tore in der Qualifikation geschossen – soll nach ersten Erkenntnissen für längere Zeit ausfallen. Die Rede ist von mindestens zwei Wochen, wobei man von Woche zu Woche die Situation analysiert – und hofft. Schirjajew hatte im Training während der Nationalmannschaftspause einen Schlag erhalten, worauf sich eine Verletzung im Oberkörper ergab. Um was es sich genau für eine Verletzung handelt, will der EHCO in Zeiten der Playoffs nicht bekannt geben. Klar ist: Wegen starker Schmerzen wurde er gestern Morgen noch einmal untersucht. Daraufhin wurde eine Verletzung diagnostiziert, welche Eishockeyspielen nicht zulässt. EHCO-Trainer Chris Bartolone sagt: «Es tut immer weh, einen Spieler zu verlieren. Schirjajew hat einen tollen Job gemacht, er ist wichtig für uns. Aber wir haben 27 Spieler in unserem Kader. Es ist nun Zeit, dass andere in diese Rolle schlüpfen. Und das haben sie heute gemacht.»
Trotz Comeback ein misslungener Start
Der SC Langenthal liegt mit 0:2 zurück, gleicht aus und letztlich jubelt trotzdem Kloten. Bei der 2:3-Niederlage nach Verlängerung misslingt dem SCL der Start ins Spiel und in die Playoff-Viertelfinal-Serie.
Während der EHC Kloten gestern gegen den SC Langenthal ein hohes Tempo anschlug und den Gegner sofort erfolgreich unter Druck setzte, wollte beim SCL nichts gelingen. Das Spiel der Langenthaler war kaum mehr wiederzuerkennen. Beim Forechecking rissen die Oberaargauer sich selbst Löcher in die Reihen, in der Bewegung nach vorne wurden Fehlzuspiele produziert und bei zwei Minuten doppelter Überzahl waren keine Kombinationen, sondern komplett harmlose Weitschüsse zu sehen. Dass Kloten im ersten Abschnitt kurz nach dem Ablauf einer Strafe das 1:0 durch Ex-Langenthaler Jeffrey Füglister erzielte und bei angezeigter Strafe (12.) auf 2:0 erhöhte, machte es dem SC Langenthal zusätzlich schwer, in die Partie zu finden. Gelb-Blau zeigte sich verunsichert und nervös. «Vielleicht etwas übermotiviert, denn bereit waren wir», meinte Trainer Per Hånberg. Hätte beim SCL nicht der einmal mehr überragende Philip Wüthrich im Tor gestanden, so hätten die 2500 Zuschauer schon nach zwei Dritteln ein richtiges Schützenfest erlebt.
Oberaargauer sorgt für Impuls
Doch woran lag die SCL-Schwäche? War der SC Langenthal nach drei überzeugenden Siegen überheblich geworden? War es die Nervosität beim ersten Heimspiel, von welcher der Gast profitieren konnte? Eindeutig erkennbar war nur, dass die Oberaargauer wenig Bullys gewannen, Kloten schlittschuhläuferisch überlegen war und einzelne SCL-Spieler höchstens durch hibbelige Tänze statt kontrolliertem Stellungsspiel auffielen. Es brauchte dann einen waschechten Oberaargauer, der sein Team aus dem Dreck zog: Der 20-Jährige Luca Wyss schoss eine Scheibe an Joren van Pottelberghe vorbei ins Tor und stellte damit in der 48. Minute die Partie auf den Kopf. Acht Minuten später traf dann auch noch Brent Kelly in Überzahl, weshalb Langenthal plötzlich im Vorteil war. Kloten, das womöglich aus konditionellen Gründen wegen einem intensiven Startfurioso abgebaut hatte, konnte sich deshalb kaum auf die stattfindende Verlängerung freuen.
Tatsächlich durften sich die Klotener zuletzt aber doch freuen, obwohl die Gastgeber gut in die Overtime starteten. Langenthal war besser, dominierte phasenweise gar und hatte auch die besseren Chancen. Nach fast 70 Minuten rutschte aber Simon Sterchi im eigenen Drittel aus und verlor die Scheibe. Letztlich konnte Ramon Knellwolf nach einem Abpraller das Spielgerät aus spitzem Winkel doch noch im Tor unterbringen. «Das tut doppelt weh, weil wir eigentlich besser waren», sagte Luca Wyss. Langenthal ist der Start in den gestrigen Match und damit auch in die Serie misslungen. (ryl)