Ein Spiel wie die vier Jahreszeiten und Garry Nunn als Hauptdarsteller

Der Sieg der Oltner in der Schorenhalle war eigentlich zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Sie taten sich aber bis ins letzte Drittel schwer damit, die unberechenbaren Langenthaler entscheidend zu distanzieren. Es brauchte eine Traumkombination der neu formierten, ersten Sturmlinie, um die Vorentscheidung herbeizuführen. Dion Knelsen, Jewgeni Schirjajew und Garry Nunn zauberten dabei ein Gedicht von einem Tor aufs Eis. Da ging sogar ein Raunen durch die dem SC Langenthal zugeneigten Anhänger im Stadion.

Sowieso: Garry Nunn. Der Kanadier erzielte seine Tore 26 bis 28 in der laufenden Saison. Es war bereits der dritte Hattrick des 30-Jährigen. Beim 2:1 versenkte er den Puck nach einem Bullygewinn von Dion Knelsen mit einem wunderbaren Handgelenkschuss im Lattenkreuz. Beim 3:1 liess er nach toller Vorarbeit fliegend SCL-Goalie Connor Hughes aussteigen. Das 5:2 erzielte Nunn ins leere Tor der Langenthaler, als diese am Ende alles auf eine Karte setzten. Logisch, feierten die zahlreich angereisten Olten-Fans ihren Liebling mit dem inzwischen kultigen «Garry-Nunn-Song». Bemerkenswert: Zu allen drei Toren seines Landsmanns lieferte Topscorer Dion Knelsen die Vorarbeit.

Jewgeni Schirjajew zeigte bei seinem Gastauftritt als Flügelstürmer eine Partie voller Licht und Schatten und verkörperte damit ziemlich genau die Leistung der ganzen Mannschaft. Oder, wie es EHCO-Headcoach Fredrik Söderström einmal mehr treffend beschrieb: «Es war ein Spiel wie die vier Jahreszeiten. Zu Beginn dominierten wir wie ein warmer Sommer. Im zweiten Drittel wurde unsere Leistung neblig wie der Herbst in dieser winterlich kalten Halle. Und im letzten Drittel blühten wir wieder auf wie der Frühling.»

Schon fast wie Devos/Hazen

Damit brachte der Schwede den Spielverlauf ziemlich auf den Punkt. Man kann den Oltnern angesichts des letztlich souveränen Siegs nicht vielvorwerfen. Wenn man mäkeln möchte, dann kann man die lange Zeit mangelnde Zielstrebigkeit und das ungewohnt schwache Powerplay kritisieren. Aber es gab eben auch viele positive Aspekte. Neben der Produktivität des Ausländerduos, das in seinem Wesen und Wirken inzwischen schon fast an Ajoies «Zwillinge» Devos/Hazen erinnert, muss man auch die vierte Linie einmal mehr hervorheben. Die beiden Langnau-Leihgaben Keijo Weibel und Joel Salzgeber waren für die beiden «Nicht-Nunn-Tore» verantwortlich. Es ist für jede Mannschaft ein Segen, wenn auch die nominell vierte Linie in der Offensive Akzente zu setzen vermag.

Ebenso bemerkenswert: Die Oltner kassierten am Dienstagabend keine einzige Strafminute. Das war einerseits der hohen eigenen Disziplin geschuldet, andererseits unterstreicht dieser ungewöhnliche «Nuller» auch, dass die Langenthaler nur selten ein wirklicher Gradmesser waren in diesem an Emotionen armen Derby. Wenn der EHCO-Rivale besser ins Spiel kam, dann war das mehr der Oltner Nachlässigkeit geschuldet.