Ein Weltmeistertitel liegt für Joël Roth auf dem Serviertablett bereit

Wenn man von Medaillen spricht, dann ist der jüngste Aargauer WM-Fahrer die grösste Hoffnung in Mont Sainte-Anne. Nicht etwa, weil man dem 20-jährigen Joël Roth den Titel in der U23-Kategorie zutraut. Aber der Kölliker darf wie schon 2017 in der Schweizer Staffel ran. Vor zwei Jahren in Australien gipfelte diese Nomination in WM-Gold. Und Roth ist sich der Ausgangslage auch in Kanada bewusst. «In der Staffel wird die Schweiz immer Favorit sein», sagt der gelernte Koch.

Den Platz im Team mit Medaillen-Garantie hat sich Joël Roth mit einer bemerkenswerten Steigerung in seinem zweiten U23-Jahr verdient. 2018 zahlte er viel Lehrgeld, lieferte eine durchzogene Saison ab. Nun aber läuft es wie am Schnürchen. Im Weltcup fünfmal in den Top 10, dazu Platz vier an der EM. Er habe viel gelernt und gehe im Training «etwas strukturierter an die Sache heran», sagt der 20-Jährige. Und weil trotz hervorragender Bilanz bisher kein Rennen optimal verlief, rechnet sich Roth auch im U23-Wettkampf einiges aus.

Vogel: Sieben Rennen, viermal Platten
17 Jahre älter als Roth und ursprünglich aus dem gleichen Dorf ist Florian Vogel. Der Teamsenior holte 2007 erstmals eine WM-Medaille. Ganz an die Spitze reicht es ihm gegen die absolute Weltelite nicht mehr, ein fünfter Platz im Weltcup ist Vogels diesjähriges Bestresultat. Doch hinter den Teamleadern Schurter und Flückiger darf sich Vogel immer noch Chancen auf den dritten Schweizer Olympiaplatz im nächsten Jahr ausrechnen. Und dass er bei Grossanlässen bereit ist, zeigte der 37-Jährige zuletzt an der EM. Eine tolle Leistung reichte zur Silbermedaille hinter Überflieger Mathieu Van der Poel.

Neben einigen Highlights brachte die bisherige Saison aber auch gehörig Frust. In sieben Weltcuprennen erlitt Vogel viermal einen Platten. Die Lösung wären andere Reifen, doch die Ausrüsterverträge bremsen diesen Ausweg. So stellt sich bei Florian Vogel weniger die Frage, ob er mit 37 Jahren noch genügend Luft hat, als vielmehr, wie viel Luft seine Pneus verlieren. Der in Jona wohnhafte Aargauer ist für die WM guten Mutes. «Wenn ich durchkomme, kann ich ein gutes Resultat abliefern», sagt Vogel.

Profitieren von der ursprünglichen Heimat
Der eine oder andere Platten stand auch dem Schönenwerder Reto Indergand im Weg. An der WM kommt ihm aber seine ursprüngliche Heimat zugute. Eine Strecke, auf der es entweder steil rauf oder steil runter geht, erinnert ans Urner Reusstal, wo es für Indergand beim jahrelangen Training in der Regel genau diese beiden Optionen gab. Deshalb gefällt ihm der WM-Kurs und hat er dort auch schon starke Rennen gezeigt.

In diesem Jahr holte der 27-Jährige sein wertvollstes Resultat gleich zu Beginn der Saison. Beim ersten Weltcup im deutschen Albstadt fuhr er auf Rang acht. Indergand, der mit der regional bekannten Bikerin Jennifer Sägesser verheiratet ist, geht mit gesundem Selbstvertrauen und einem guten Gefühl nach Kanada. Ein Platz in den Top 10 ist sein Ziel. Ein hohes Ziel. «Dafür muss alles stimmen. Ich brauche einen guten Tag und auch ein wenig Glück», sagt der Hausmann.

Zurück an die Spitze lautet das Ziel
Ähnlich tönt es bei Matthias Stirnemann. Der 27-jährige Gränicher hat «die Rückkehr an die Weltspitze» als Saisonziel deklariert. 2016 war er zwischenzeitlich die Weltnummer sechs, danach folgten zwei schwierige Saisons mit gesundheitlichen Problemen. Inzwischen weiss Stirnemann, was ihm guttut und was nicht. Der Wechsel zurück zu seinem früheren Team gehörte zu Ersterem. Grosse Konstanz und ein zwölfter Platz am Weltcup in Nove Mesto sind seine diesjährigen Trümpfe. Für die ersten zehn fehle nur wenig, vor allem auf der ersten Runde verliere er regelmässig zu viel Zeit auf die Besten, sagt Stirnemann vor seiner WM-Rückkehr nach zwei Jahren Unterbruch.

Doch seine Trainingswerte machen ihn für die Titelkämpfe optimistisch. Und die Erinnerung: 2016 lieferte Matthias Stirnemann in Mont Sainte-Anne mit Platz vier sein bestes Weltcupresultat ab.