
Eine Gleichung mit vielen Unbekannten beim EHC Olten
Man kann nicht behaupten, dass es Marc Grieder aktuell langweilig wird. In seiner Funktion als Assistenztrainer steht er momentan fast jeden zweiten Tag an einem Meisterschaftsspiel an der Bande. An den Tagen zwischen den Partien wird trainiert. Und dann ist er auch als Sportchef selbstverständlich intensiv engagiert. Schon im Spätherbst begannen die ersten Gespräche mit den Spielern im Hinblick auf die Saison 21/22. Sowohl mit denjenigen, die beim EHC Olten einen auslaufenden Vertrag besitzen, als auch mit potenziellen Neuzugängen.
Ein Blick auf die Kaderliste der Oltner zeigt, dass die Verträge von insgesamt zwölf Akteuren am Ende der laufenden Saison auslaufen. Dazu hat es noch einige Spieler, die zwar weiterlaufende Kontrakte besitzen, die aber von der einen oder der anderen Partei mittels Option gekündigt werden könnten. Hier der Versuch einer Auslegeordnung, wie die Mannschaft im Hinblick auf die kommende Meisterschaft aussehen könnte.
Alles klar im Tor, Konstanz in der Verteidigung
Tor: Auf der Goalieposition besteht kein Handlungsbedarf. Sowohl Silas Matthys als auch Simon Rytz besitzen jeweils weiterlaufende Verträge bis 2022.
Verteidigung: Nico Gurtner, Jens Nater, Dan Weisskopf und Simon Lüthi haben weiterlaufende Verträge. Stéphane Heughebaert und Cédric Maurer haben sich mit ihren konstant guten Leistungen für ein weiteres Engagement in Olten empfohlen. Es wäre keine Überraschung, wenn sie bleiben würden. Janis Elseners Vertrag läuft ebenso aus. Ihn würde Marc Grieder gerne auch behalten. Der spielstarke Verteidiger hat sich nach schwachem Saisonstart zuletzt aber wieder für höhere Aufgaben empfohlen und kokettiert mit einem Wechsel in die National League. Noch offen ist, was mit Philipp Rytz passiert. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass der abgesetzte Captain – trotz zwischenzeitlicher Steigerung – bisher wenig Argumente für ein weiteres Engagement geliefert hat.
Viel Spielraum im Sturm und bei den Ausländern
Sturm: Weiterlaufende Verträge besitzen Daniel Carbis, Leonardo Fuhrer, Cyril Oehen, Jerome Portmann (alle bis 2022) und Jewgeni Schirjajew (2023), wobei der EHCO bei Letzterem eine klubseitige Option besitzt und somit aus dem Vertrag aussteigen könnte. In der Offensive hat Marc Grieder angesichts von acht auslaufenden Verträgen also sehr viel Spielraum, um Veränderungen vorzunehmen. Publikumsliebling Silvan Wyss gehört zu den wichtigeren Personalien des Sportchefs. Konkrete Gespräche haben hier stattgefunden, eine Einigung über eine Verlängerung gab es bisher aber nicht. Derselbe Status gilt für den derzeit verletzten Cédric Hüsler und für Dominic Weder. Noch völlig offen ist die Zukunft von Esbjörn Fogstad Vold und von Alban Rexha. Eng werden dürfte es indes für Kult-Stürmer Diego Schwarzenbach. Das Oltner Urgestein ist in der laufenden Saison noch überhaupt nicht in die Gänge gekommen. In dieser Form wird es für den Thaler schwierig, eine Vertragsverlängerung zu ergattern.
Ausländer: Auf dieser Position kann und wird sich Marc Grieder Zeit lassen. Entscheidend für die Zukunft des kanadischen Duos Garry Nunn und Dion Knelsen beim EHCO werden die Leistungen in den Playoffs sein. Knelsen muss sich mit Sicherheit massiv steigern in den nächsten Wochen, wenn er sich Chancen auf einen Verbleib in Olten ausrechnen will. Nunn muss beweisen, dass er auch dann, wenn es in der entscheidenden Meisterschaftsphase härter zu- und hergeht auf dem Eis, die Differenz ausmachen kann.
Keine Eile nötig in der Trainerfrage
Trainer: Schwierig zu deuten ist, in welche Richtung sich die Zusammenarbeit zwischen Fredrik Söderström und dem EHCO entwickelt. Grundsätzlich sind die beiden Parteien mit der Zusammenarbeit glücklich, aber auch in diesem Fall wird das Abschneiden der Mannschaft in den Playoffs letztlich massgeblich sein, ob und wie es weitergeht. Es ist auch nicht anzunehmen, dass Söderström schon vor der entscheidenden Meisterschaftsphase auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung spekuliert. Das ist für Grieder schon einmal eine gute Verhandlungsbasis. Es macht für beide Seiten Sinn, abzuwarten, wohin die sportliche Reise in der laufenden Saison führen wird.
Neue Spieler: In der Verteidigung ist ein Neuzugang bereits fix, welcher aber erst später kommuniziert wird. Ansonsten führt Grieder laufend Gespräche mit interessanten Kandidaten. «Es sind derzeit viele Spieler auf dem Markt», sagt der EHCO-Sportchef. Die finanziellen Unsicherheit, welche coronabedingt fast alle Teams betrifft, sorgt dafür, dass auf dem Transfer-Basar allgemein zurückhaltender zu Werke gegangen wird. Auch Marc Grieder weiss noch nicht abschliessend, wie sich die Krise auf seine Transfer-Kriegskasse letztlich auswirken wird. Offen ist auch, wie sich ein eventueller Aufsteiger in die National League auf den Markt auswirken wird. Grieder macht aber klar, «dass wir so oder so eine kompetitive Mannschaft haben werden.»
Bewährungsprobe gegen den Leader
Der EHC Olten trifft heute Abend (17.30 Uhr) auf den Spitzenreiter EHC Kloten. Es ist das dritte Duell der Powermäuse gegen den Aufstiegsaspiranten in der laufenden Saison – jedoch das erste im Kleinholz. In Kloten ging zweimal das Heimteam als Sieger vom Eis (4:2, 6:0), wobei den Oltnern vor allem die denkwürdige Schlappe in der zweiten Begegnung in schlechter Erinnerung geblieben ist. Für den EHCO ist das Spiel gegen den Leader jedenfalls eine weitere Bewährungsprobe. Noch ist man den Beweis schuldig geblieben, dass man konstant auf Augenhöhe mit den besten Teams der Liga (Kloten, Ajoie, Langenthal) mithalten kann (Bilanz: 1 Sieg, 7 Niederlagen!). Ein Ausrufezeichen gegen Kloten wäre für den weiteren Saisonverlauf wertvoll. Personell wird sich nicht viel ändern im Vergleich zum 4:0-Sieg bei der EVZ Academy am Donnerstag. Einzig Verteidiger Dan Weisskopf wird ins Line-up zurückkehren. Man darf auch davon ausgehen, dass Silas Matthys nach seinem Shutout erneut den Vorzug vor Simon Rytz erhalten wird.