Eine Liebe, die gereift ist wie ein Emmentaler

Vor etwas mehr als 65 Jahren war eine Stelle als selbstständiger Käser in der Käserei Riken ausgeschrieben. Aus insgesamt 49 Bewerbern konnte sich Fritz Indermühle, zusammen mit seiner Frau Margaretha, durchsetzen. Die beiden führten die Käserei vom 1. Mai 1954 bis ins Jahr 1992. «Dann war fertig», sagt der 93-Jährige. Seit 1954 leben die beiden nun in Murgenthal, und seit 1954 sind die beiden auch miteinander verheiratet. «Wir haben gar nie wirklich auf spezielle Jubiläen geachtet», sagt die 89-jährige Margaretha. Fritz fügt an, dass die Zeit wahnsinnig schnell vorbei gewesen sei. Und so können die zwei heute ihre Eiserne Hochzeit feiern.

Auf der Arbeit kennen gelernt

Fritz, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Schüpfen, erlernte nach der Schule den Beruf des Käsers in Heiligenschwendi am Thunersee. «Vor allem Emmentaler habe ich gemacht», fügt er stolz an. Nach seiner Lehre absolvierte er die Infanterie-RS in Colombier und hat dort auch den Wachtmeister abverdient. Im Anschluss arbeitete er in diversen grösseren Käsereien, bis es ihn der Arbeit halber nach Schnottwil verschlug.

Margaretha ist ebenfalls auf einem Bauernhof aufgewachsen. Nach der Schule konnte sie keine Lehre absolvieren. «Dafür war ich ein Jahr im Welschland», sagt die 89-Jährige. Nach dem Welschlandjahr arbeitete sie auf dem elterlichen Hof in Schnottwil. Zweimal pro Tag brachte sie die Milch in die Käserei, in der Fritz arbeitete. «Es war keine Liebe auf den ersten Blick, das hat sich erst nach und nach ergeben», erklärt der ehemalige Käser die damalige Situation. «Aber Margaretha war ein junges, hübsches Mädchen, sie hat mir schon sehr gefallen.» Im Gegenzug gefiel Fritz Margaretha ebenso gut. So lernten sich die beiden beim gemeinsamen Besuch von Anlässen und Tanzabenden besser kennen. Die beiden fuhren auch oft mit dem Motorrad von Fritz, einer Lambretta, über die Pässe. Schliesslich geheiratet haben die beiden in der Kirche in Schüpfen. «Es war ein schöner Tag mit leichtem Wind», erinnert sich Margaretha. Nach der Hochzeit verreisten die Frischvermählten zusammen ins Tessin. «In Lugano waren wir im Hotel und unternahmen Tagesausflüge», so Margaretha. Auch sonst haben die beiden ab und zu eine Reise miteinander unternommen, auch wenn es Margaretha zu Hause immer am besten gefiel. Im Lauf der Jahre waren sie in Ägypten, Paris, Rom und Wien. Fritz reiste auch viel ohne Margaretha mit einem Verwandten von ihm. Moskau, Leningrad (heute St. Petersburg) und Israel besuchte er ohne seine Frau. «Ich hatte nie Mühe damit, dass er verreist. Er war ja nie alleine», sagt die 89-Jährige. Unerfüllte Wünsche haben die beiden nicht. «Wir hatten ein sehr schönes Leben», sagt Fritz. «Wir mussten viel arbeiten, aber das hat uns fit gehalten.» 60 Jahre waren sie Mitglieder der Trachtengruppe Riken. «Das war immer sehr schön», so Margaretha. Fritz betrachtet vor allem seine Arbeit als Hobby. «Ich war mit Leib und Seele Käser. Für sonstige Hobbys hatte ich neben der Arbeit nicht wirklich Zeit.»

Keine Zeit zu streiten

Die beiden meinen, dass sie gerade wegen der «Chäsi» eine so lange Ehe führen können. «Zu Beginn war es nicht immer harmonisch», beginnt Fritz. «Aber der Betrieb musste laufen, dazu brauchte es beide. Deshalb hatten wir keine Zeit zu streiten.» Zudem sei eine Scheidung damals noch gar kein Thema gewesen, fügt Margaretha an.

Auch heute ist es den beiden nie langweilig. Sie freuen sich über regelmässigen Besuch ihrer acht Enkel und vier Urenkel, oder über den ihrer drei Söhne, auf die sie besonders stolz sind. «Christian leitet die Administration und die Finanzen der Borna, Urs und Fritz waren beide Lehrer in Murgenthal», sagt Margaretha Indermühle. Für Besuch hat sie immer ein Gebäck auf dem Tisch. «Die Urenkel mögen meine selbst gemachten Bretzeli.» Auch für sich und ihren Mann backt sie regelmässig. «Wir trinken jeden Nachmittag einen Kaffee, da gehört doch etwas auf den Tisch.» Liebe geht halt doch durch den Magen.