
Eine Mini-Pizzeria auf dem Böhler
Wenn das hölzerne Imbiss-Chalet in Sicht kommt, dann weiss der Töfffahrer, der den Böhlerpass hochkurvt: geschafft! Ist das Hüüsli passiert, geht es wieder abwärts. Der alte, moosbewachsene Kiosk ist schon länger Geschichte. Schon seit etwa einem Jahr präsentiert sich sein Nachfolger dem kurvenfreudigen Motorradfahrer: Ein Blockhaus mit Miniterrasse, auf der Gast beim Snack die Sicht auf grüne Böhler-Hänge geniessen kann.
Ziemlich lange stand das neue Imbisshäuschen einsam und leer auf der Passhöhe. Nun aber steigt Rauch auf. Er kommt aus dem Holzofen auf der Terrasse, wo ein geschickter Pizzaiolo gerade den Teig in die Luft wirft und wieder fängt, wie es der Profi eben macht. Abdulrahman Mohammad heisst der neue Betreiber des Böhler-Imbisses und Pizza. Es ist sein Geschäft. Über 10 Jahre lang betrieb er einen Pizza-Imbiss an der Gehrenstrasse in Obermuhen. Bis der Vermieter eigene Pläne mit dem Lokal hatte.
Vom Gross- in den Kleinstbetrieb
Mohammad, der gebürtige Iraker mit Schweizer Pass, sah sich nach einer neuen Pizzaküche um – und fand sie hoch über den Tälern. «Der Wechsel in diesen kleinen Betrieb ist eigentlich sehr angenehm», sagt er drinnen im Blockhaus, wo neben der Küche mit zwei Kühlschränken gerade einmal ein Tisch mit vier Stühlen Platz hat. «Das Restaurant in Muhen hatte viel Platz für Gäste und immer war Betrieb. Es war toll, dass das Geschäft so gut lief, aber die tägliche Hektik und dazu die Verantwortung für Personal, Einkauf und Budget zu haben, war ein grosser Stress.»
Hier oben steht er nun der gegenteiligen Herausforderung gegenüber: Wie erreicht er mit seinen Pizzen (auch Döner und Pommes frites stehen auf der Karte) genügend Kunden? Im Grunde würden täglich genügend potenzielle Gäste vorbeifahren, doch wie viele halten für die Pizza an? Die Frau, die in Schöftland arbeitet und auf dem Heimweg eine Pizza für ihre Familie in Teufenthal mitnimmt? Die Wandergruppe nach dem Marsch? Der Velofahrer, bevor’s an die Abfahrt geht? Im Moment beobachte er noch, zu welcher Tageszeit die Leute Appetit hätten, sagt Mohammad. Deshalb ist er auch dann im Häuschen präsent, wenn es eigentlich geschlossen wäre.
Der Lehrer, der Pizzabäcker wurde
Der fleissige Gastronom hat ursprünglich nichts dergleichen gelernt. Er ist eigentlich Primarlehrer, konnte seinen Beruf aber nur wenige Jahre ausüben. Mitte der Neunziger floh er mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern aus dem Irak. «In der Schweiz habe ich zuerst in der Fabrik gearbeitet und dann in einem Bäckereibetrieb. Dort gefiel es mir und ich konnte mir vorstellen, weiter auf diesem Gebiet zu arbeiten.»
Inzwischen sind die Kinder erwachsen und ihr Vater ist erfahrener Gastrounternehmer. Als solcher weiss er, dass er als Nächstes ein Schild am Strassenrand aufstellen muss. Doch nicht allzu nahe bei der Strasse, so habe ihn die Gemeinde Schöftland gewarnt. «Die Autos könnten reinfahren, denn viele fahren viel zu schnell über den Böhler.»