
Eine positive Überraschung und dreimal leise bis laute Enttäuschung
Als Ersatz für den verletzten Joel Strebel ins Team gerutscht, sorgte der Aargauer Oliver Hermann für das Nordwestschweizer Highlight am Kilchberger. Während die Aargauer Eidgenossen enttäuschten, überzeugte Joker Hermann. Auf Rang sieben klassiert, reihte er sich beim Klassentreffen der Bösen unter den Allerbesten ein, schliesslich dürfen am alle sechs Jahre stattfindenden Highlight nur 60 Schwinger teilnehmen. Kein Wunder, sagt Oliver Hermann: «Das ist von der Leistung her der grösste Erfolg in meiner Karriere. Für die nächste Saison mit dem Eidgenössischen motiviert dieser Erfolg sehr.» In Pratteln möchte er selbst zum Eidgenossen werden. Hermann, der mit seiner Frau in Erlinsbach wohnt und am Dienstag 25 Jahre alt wird, absolviert derzeit ein Vollzeitstudium als Holzbauingenieur. In den Ferien arbeit er in seinem erlernten Beruf als Schreiner, «was finanziell sehr wichtig ist. Ich habe mir schon überlegt, ob ich wie viele meiner Kollegen einen Krafttrainer bezahlen soll. Solange ich Student bin, kann ich mir das aber nicht leisten.»
Vor dem Fest war vor allem von den Eidgenossen Nick Alpiger, Patrick Räbmatter und Andreas Döbeli die Rede, wenn es um Nordwestschweizer Trümpfe ging. Doch dann verliert Alpiger von sechs Duellen drei. Dreimal unterliegt er einem Eidgenossen, zu Siegen kommt er nur gegen schwächer dekorierte Schwinger. Das ist für einen, der schon das Innerschweizerische gewann, zu wenig. «Ich kam nie in die Rolle, die ich mir vorgenommen hatte», sagt er, «es war mein Fehler, dass es nicht besser lief. Immerhin habe ich jetzt gleich drei neue Gründe, aus Niederlagen zu lernen.»
Noch schlechter als Alpiger lief es Döbeli. Der 23-Jährige hat vor drei Wochen das Nordwestschweizerische gewonnen, in Kilchberg war für ihn das Fest nach vier Gängen zu Ende. Zwei Gestellte und zwei Niederlagen reichten nicht, um sich für die Gänge fünf und sechs zu empfehlen. «Ich startete eigentlich gut, doch die Gegner fielen einfach nicht auf den Rücken», sagt er, «es gibt Tage, da will es einfach nicht. Natürlich ist die Enttäuschung gross.»
In einem Topfeld immerhin drei Siege geholt
Etwas kleiner war der Frust bei Räbmatter, obwohl auch der 29-jährige Uerkner drei Niederlagen auf dem Notenblatt hatte und mit Platz neun vorliebnehmen musste. Im Anschwingen unterlag «Räbi» dem Innerschweizer Christian Schuler, nachdem er den Gang im Griff zu haben schien. Im zweiten und dritten Gang gegen die Teilverbandskranzer Roman Schnurrenberger, nach langem, zähem Kampf, und Johann Borcard, mit einem Blitzsieg, konnte er sich dann aber rehabilitieren.
Lag «Räbi» zu Beginn des Nachmittags noch auf Platz vier und hatte damit sogar noch die Chance auf den Schlussgang, war dieser Traum nach Gang vier ausgeträumt. Die Niederlage gegen den Berner Nicht-Eidgenossen Dominik Roth kam überraschend. Und auch im fünften Umgang lief es nicht besser für den Athleten des Schwingklubs Zofingen. Patrick Räbmatter unterlag dem Innerschweizer Eidgenossen Mike Müllestein. Immerhin glückte Räbmatter der Abschluss gegen Sven Lang. «An diesem Fest gibt es keine schwachen Gegner. Darum sind drei Siege okay», sagt er. Lieber schaue er auf die ganze Saison, «die mit sechs gewonnenen Kränzen sehr gut verlaufen ist».