
Eine spezielle Saison mit japanischem Tee und zu viel Wärme – mit VIDEO
Er hatte mal darüber nachgedacht, dass es seine letzte Saison im Icecross-WM-Zirkus wird. «Keiner wird jünger», sagt Kilian Braun. Dem 32-Jährigen macht es aber immer noch grossen Spass, auf Schlittschuhen und in Eishockey-Vollmontur die Eiskanäle hinunterzurasen. «Und so, wie diese Saison endete, kann es das ja nicht gewesen sein», sagt Kilian Braun, «ich greife nächsten Winter noch mal an.»
Zwölf Rennen, verteilt auf sieben Länder und drei Kontinente wären in der Weltmeisterschaftsserie 2019/20 geplant gewesen. Mehrere mussten abgesagt werden. Die Premiere in Kasachstan blieb den Icecross-Downhillern vergönnt, weil es in der Hauptstadt Nur Sultan und in Almatim schlicht zu warm war. Der stattdessen in Italien angesetzte Lauf fand nicht statt. Das Rennen in Igora (Russ) wurde zweimal verschoben und ging letztlich ohne Kilian Braun über die Bühne. Und das Saisonfinale in Moskau am 21. März, für das Kilian Braun bereits den Flug und die Unterkunft gebucht hatte, entfiel wegen des Corona-Virus. «Es war wirklich eine spezielle Saison», blickt Kilian Braun zurück. Und bei all den Nebengeräuschen rückt das Resultat etwas in den Hintergrund. In die Topten der WM-Gesamtwertung wollte der gebürtige Rothrister, der seit längerem in Luzern lebt. Platz 15 war es am Ende, der Rückstand auf den 10. Rang betrug gerade mal 120 Zähler. «Die Begriffe ‹durchzogen› und ‹ziemlich zufrieden› beschreiben meine Bilanz am ehesten», sagt Kilian Braun.
Auch auf Plexiglas statt Eis schnell unterwegs
Den Saisonauftakt in Judenburg (Ö) bezeichnet er als erfolgreich, weil ihm in den verschiedenen Läufen mehrere Überholmanöver glückten und er am Ende als Sechster klassiert war. In Pra Loup (Fr) mussten einige Passagen wegen der hohen Temperaturen mit Plexiglas ausgelegt werden, weil das Eis schmolz. Kilian Braun liess sich davon nicht beirren und finishte als Dritter. «Es tat gut, mal wieder aufs Podest zu fahren.» Im finnischen Rautalampi war es endlich so kalt und verschneit, wie es für die Wintersportler sein sollte. Kilian Braun erwischte mit der Schlittschuh-Kufe ein Loch und wurde arg gebremst – Platz 17 war weniger, als er sich erhofft hatte. In Yokohama waren seine Gegner schlicht besser, mit Rang 25 gelang dem Luzerner kein Sprung nach vorne in der Gesamtwertung. «Immerhin war ich am Ende einen Platz besser als letzte Saison», sagt er und lacht.
Lachen und leiden musste Kilian Braun bei einer besonderen Erfahrung neben dem Eis. Beim Event in Yokohama organisierte der Hauptsponsor für einige Athleten eine japanische Tee-Zeremonie. Kilian Braun und seine Kollegen wurden in Kimonos gekleidet, mit den strengen Abläufen der Zeremonie vertraut gemacht und von einem Kamerateam begleitet. «Es war spannend, respektvoll, aber anstrengend, vor allem die ungewohnte Kniesitzposition für mehr als eine Stunde.»
Als Abschluss des Winters mass sich Kilian Braun Anfang März auf der Bobbahn in St. Moritz mit Gleichgesinnten und knackte beim Revival des «Bob Run Skating» als Sieger fast den Streckenrekord. «Ich fuhr in meiner ersten
Crashed-Ice-Saison da runter. Es gab mir ein gutes Gefühl, zu sehen, wie ich mich seither verbessert habe.» Verbessern will er sich auch auf kommende Saison hin: «Am Start muss ich spritziger werden.» So lehnt sich Kilian Braun, der trotz Corona-Krise als Schreiner tätig ist, derzeit nicht zurück. Er hält sich mit dem Rudergerät in der Garage fit. «Irgendwas muss man machen, ehe man wieder draussen trainieren darf.»