
Einmal Hoffnung zum Mitnehmen: In der Corona-Krise werden Restaurants zu Take-aways


Die Corona-Krise trifft das Gastgewerbe hart. Wo vor rund zwei Wochen der Jassklub seinen Stammtisch abhielt und man sich zum Feierabendbier traf, herrscht heute gähnende Leere. Die Stühle sind aufgestuhlt, Lichter brennen kaum.
So sieht es auch im Restaurant Kastanienbaum in Strengelbach aus. Doch von mieser Stimmung ist hier nichts zu spüren, denn Sabine Enzler und Arno Weber sind zwei von vielen in der Region, die neuerdings Menüs über die Gasse anbieten. «Der Bedarf für ein warmes Mittagessen ist weiterhin da», sagt Enzler. Vor allem Arbeiter in der Nähe, aber auch andere Stammgäste unterstützten das Restaurant grandios. «Ich bin sehr dankbar dafür.» Im Schnitt gingen zwischen 20 und 30 Mittagsmenüs pro Tag über die Theke, was etwa dem Normalbetrieb entspreche. «Was aber jetzt wegfällt, sind die Einnahmen am Abend und mit À-la-carte-Gerichten», so Enzler. Trotzdem bleibe am Ende des Tages finanziell etwas übrig, was auch Voraussetzung war. «Unsere Motivation ist aber auch, unsere Gäste behalten zu können», so die Restaurantchefin, die optimistisch in die Zukunft blickt. «Wir haben Reserven und sind für die Kurzarbeit angemeldet.»
«Wir wollen fürs Dorf und die Umgebung da sein»
Diverse Plattformen bieten den Restaurants an, ihre Dienstleistungen online anzubieten, um so deren Bekanntheitsgrad zu steigern. Beispiele sind zofingen-solidarisch.ch (wir berichteten) oder die Technologie der App «Too Good To Go», die sich normalerweise gegen Lebensmittelverschwendung starkmacht. Sabine Enzler hält nicht viel davon: «Ein warmes Mittagessen verliert an Qualität, wenn es kalt wird auf der Fahrt ins nächste Dorf und danach aufgewärmt werden muss.» Deshalb sei das Angebot auch primär für Leute in unmittelbarer Nähe gedacht.
Sarah Klaus vom Gasthof Sonne in Uerkheim sieht es ähnlich: «Wir wollen fürs Dorf und die Umgebung da sein.» Auch sie bietet seit rund zwei Wochen mit Partner Reini Notten Mittagsmenüs zum Mitnehmen an. Mit 50 Menüs im Schnitt blicke sie positiv in die Zukunft: «Man merkt den Zusammenhalt im Dorf, viele unterstützen uns solidarisch.» Auch sie habe Kurzarbeit angemeldet.
Anders sieht es Emad Salem. Er ist einer der beiden La-Rocca-Betreiber in Zofingen und hat seit dem Beschluss des Bundes seinen Betrieb nicht mehr geöffnet. «Ich habe die Miete für April und die Löhne für den März bezahlt, aber wenn das noch lange so weitergeht, muss ich mir etwas überlegen», so Salem. Er habe sich gegen das Take-away-Prinzip entschieden, weil für ihn Aufwand und Ertrag nicht stimmten. «Viele, die bei uns Mittagessen, arbeiten jetzt im Homeoffice und essen zu Hause.» Bei einer allfälligen Verlängerung des Lockdowns würde er sich die Einführung der Dienstleistung überlegen, aber: «Das Ansteckungsrisiko ist nach wie vor hoch. Immer den Abstand zu wahren, wäre extrem schwierig.»