
Eishockeyderby: Ein Klassenunterschied und Alleskönner Wyss
Dass der EHC Olten in dieser Saison zum zweiten Mal zum Derby beim SC Langenthal antrat, ist soweit nicht erstaunlich, dass sich dabei Leader und Tabellenachter gegenüberstanden, hingegen schon eher. Und die aktuelle Situation der beiden Teams war bei numerischer Ausgeglichenheit derart augenscheinlich, dass von einem frappanten Klassenunterschied die Rede ist: Ein – wohlgemerkt – äusserst dezimierter EHC Olten ist mehr als einen Schritt schneller, agiler, lauffreudiger – und erfolgreicher im Abschluss: 5:0 hiess es zum Schluss und das Resultat täuschte in dieser Höhe gewiss nicht.
Doch der deutliche Derbysieg wird von einem weiteren Verteidiger-Ausfall getrübt: In der 19. Minute wird Dan Weisskopf von Marc Kämpf unglücklich in die Bande gecheckt. Nach dem Spiel gab es zumindest eine leise, hoffnungsvolle erste Diagnose, bei der von einer muskulären Verletzung, womöglich einer Prellung im Oberschenkel, ausgegangen wird. Eine MRI-Untersuchung soll aber am Samstag Klarheit schaffen. Das Stadion verliess Weisskopf an Krücken.
Plötzlich Verteidiger: Das Deja-Vu von Silvan Wyss
Weil mit Weisskopfs Ausfall der EHC Olten nur noch fünf nominelle Verteidiger in seinen Reihen hatte, wurde Stürmer Silvan Wyss als Verteidiger eingesetzt. Nicht zum ersten Mal: Als vor dem Testspiel in Arosa in der Saisonvorbereitung einige Spieler erkrankten, musste Alleskönner Wyss ebenfalls in der Defensive antraben. Fühlt er sich wohl dabei? Wyss lacht verschmitzt und sagt: «In den ersten zwei Shifts hatte ich etwas Mühe, aber Eliot half mir sehr, sodass wir es gut meisterten. Schlussendlich muss ich dort mein Bestes geben, wo mich der Trainer einsetzt.»
Der war nach dem Spiel äusserst zufrieden mit der Leistung seines Teams und strich heraus, dass der 5:0-Sieg beileibe kein Selbstläufer war. «Es war nicht einfach hier. Es war der ideale Zeitpunkt für Langenthal, in einem Derby, wenn die Emotionen da sind, sich zu fangen. Aber wir waren von Anfang an präsent und zogen unser Spiel durch», bilanzierte Lars Leuenberger. Nur einmal war der EHCO-Trainer mit dem Mahnfinger zur Stelle: In der 34. Minute beim Stand von 3:0 nahm er sein Timeout in Anspruch und hatte dabei seine Spieler auf einige Schlüsselpunkte aufmerksam gemacht, weil sich die Partie für einige Shifts, ganz nach dem Gusto des SCL, zu einem offenen Schlagabtausch entwickelte. Die Worte Leuenbergers fruchteten, hatten die Oltner danach das Spieldiktat doch wieder komplett in ihre Hände genommen.
Weder hatte die Powermäuse bis dato auf einen Abpraller im Fallen in Führung gebracht, worauf Mosimann mit einem äusserst ansehnlichen, präzisen Handgelenkschuss auf 2:0 erhöhte. Forget fälschte in der Folge einen Scheidegger-Schuss in Überzahl zum 3:0 ab. Und im Schlussabschnitt hatte dann Knelsen seinen Schlittschuh im Slot auf einen Nunn-Pass an der richtigen Stelle. Schliesslich setzte Scheidegger zwei Minuten vor dem Ende im Powerplay den Schlusspunkt. Eine weitere äusserst beeindruckende Leistung des EHC Olten – wären da nur nicht die vielen Verletzten. Bereits vor dem Spiel hatte auch Cyril Oehen passen müssen, der einige Wochen ausfallen wird. Sollte sich bei Weisskopf eine ernsthafte Verletzung herausstellen, ist für Lars Leuenberger klar, «dass wir hinter die Bücher müssen» – also dringend Verstärkung in der Defensive brauchen.
Alleskönner Wyss sagt: «Es ist extrem bitter, dass wir so viele Verletzte haben. Aber letztlich bleibt uns nichts anderes übrig, dass die fitten Spieler ihr Bestes geben – egal, wie viele wir noch sind. Und ich denke, wir haben die Cleverness, um unsere Kräfte gut einzuteilen.» Sehr gut möglich, dass er am Sonntag im Kleinholz gegen den HC Thurgau (17.30 Uhr) notgedrungen von Beginn an als Verteidiger zum Einsatz kommt.
Langenthal – Olten 0:5 (0:2, 0:1, 0:2)
Schoren. – 2349 Zuschauer. – SR Müller/A. Wiegand, Pitton/Micheli. – Tore: 12. Weder (Hasani, Wyss) 0:1. 17. Mosimann (Forget, Nater) 0:2. 23. Forget (Scheidegger; Ausschluss Kämpf; Strafe angezeigt) 0:3. 42. Knelsen (Nunn) 0:4. 59. Scheidegger (Lhotak, Nunn; Ausschluss Coffman) 0:5. – Strafen: 7-mal 2 Minuten sowie 5 Minuten (Kämpf) plus Spieldauer (Coffman) gegen Langenthal, 9-mal 2 Minuten gegen Olten.
Langenthal: Caminada (Stauffacher); Müller, Pienitz; Weber, Maret; Higgins, Christen; Aebi; Tschannen, Kummer, Coffman; Kämpf, Fuss, Leone; Ranta, Nyffeler, Bärtschi; Wyss, Kläy, Rüegsegger; Rehak.
Olten: Rytz (Matthys); Antonietti, Scheidegger; Lüthi, Schmuckli; Nater, Weisskopf; Horansky, Knelsen, Nunn; Lhotak, Forget, Mosimann; Wyss, Weder, Hasani; Portmann, Schwab, Muller.
Bemerkungen: Olten ohne Oehen, Fuhrer, Heughebaert, Maurer, Gurtner, Hüsler (alle verletzt). Langenthal ohne Elo (verletzt), Dähler (überzählig), Aeschbach (SCL Tigers). 34. Timeout Olten.