Er geht lieber mit den Fersen voraus

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das so durchziehen kann und heil überstehen werde», sagte ein geschaffter, aber glücklicher Markus Jürgens im Ziel. Soeben hat der 30-Jährige aus Münster den Powerman Zofingen über die Duathlon-Langdistanz in der offenen Kategorie beendet – und zwar rückwärts laufend. Damit kürte sich der Deutsche zum ersten Duathlon-Weltmeister im Rückwärtslaufen. «Das ist unvorstellbar», freute sich Jürgens, «denn die Strecke war echt schwierig.» Vor allem die Passagen im Wald hätten es in sich gehabt. «Auf diesen Abschnitten lagen Steine am Boden, es war sehr eng und Läufer kamen entgegen oder überholten mich. Da ist es das eine oder andere Mal zu kritischen Situationen gekommen», erzählte Markus Jürgens. Auch die zahlreichen Aufstiege seien nicht zu unterschätzen gewesen. «Berghoch rückwärts ist genauso anstrengend wie vorwärts», betonte Jürgens. Dass letzten Endes nichts schief gegangen ist, lag auch an seiner Freundin Jenny. Sie «verfolgte» ihren Partner auf den beiI den Laufstrecken und kündigte eine nahende Kurve entweder mit der mündlichen Richtungsangabe oder per Handzeichen an. «Ohne sie wäre es schwieriger geworden», meinte Jürgens.

Diese Unterstützung habe es ihm erlaubt, oft blind zu laufen, um nicht immer den Kopf drehen zu müssen – obwohl sein Körper dies inzwischen gewohnt sei. Zudem sorgte Jenny auch in psychologischer Hinsicht für den nötigen Schub. «Sie hat mich vollgequatscht und mir Lieder vorgesungen wie ‹Jede Zelle meines Körpers ist glücklich›», verriet Jürgens schmunzelnd. Im Ziel traf der Läufer der LG Emsdetten schliesslich nach 9:39:10 Stunden auf Platz 76 ein. Damit schaffte Markus Jürgens das Kunststück, zwölf Athleten hinter sich zu lassen, die den Powerman auf die «normale» Weise absolviert hatten. Ausserdem erreichte er im Gegensatz zu den anderen Rückwärtsläufern Ralf Klug und Hassan Kurt, die aufgeben mussten, die Finishline. «Ich habe schon viele Ultraveranstaltungen bestritten und kenne meinen Körper sehr gut», sagte Jürgens. Kürzlich fuhr er mit dem Rennrad von Münster innert zwei Wochen rund 1800 Kilometer nach Nizza. «Das war eine gute Alpenerfahrung», meinte er lachend. Ob der Halbmarathon-Weltmeister im Rückwärtslaufen auch im nächsten Jahr nach Zofingen reisen wird, lässt er offen. «Ich weiss jetzt, wie hart der Powerman ist», sagt Markus Jürgens.

Trotzdem hofft er, ein paar Schweizer Athletinnen und Athleten mit seinem Virus angesteckt zu haben. Sollte die Rückkehr nämlich zustande kommen, will er die Herausforderung ein zweites Mal angehen. «Vorwärts laufend misst man sich mehr mit anderen. Deshalb mache ich es lieber rückwärts. So fehlt zwar der direkte Vergleich, aber ich habe umso mehr Spass», erzählte Jürgens. Wie ernst ihm die Sache ist, zeigt ein Blick auf seine Agenda: Bereits nächsten Freitag läuft Markus Jürgens einen Spendenmarathon in Deutschland über 24 Stunden – natürlich rückwärts.