
«Er hat den Hühnern den Kopf umgedreht» – Nachbar berichtet über Oftringer Tierdrama
Am 4. Februar wurde ein 57-jährige Schweizer verhaftet, weil die Polizei etliche tote Tiere auf seinem Grundstück gefunden hatte. Weitere Tiere waren in sehr schlechtem gesundheitlichen Zustand. Mittlerweile ist er wieder auf freiem Fuss.
Wie sein langjähriger Nachbar Martin Bhend in der Sendung TalkTäglich berichtet, gab es schon lange Hinweise, dass auf dem Hof etwas nicht mit rechten Dingen zugehe. «Angefangen hat es, als vor zehn Jahren der Vater verstorben ist. Der Sohn hat den Hof geerbt und dann ist es gekippt.» Dieser habe sich immer mehr Tiere zugetan, Lärm und Gestank hätten zugenommen. «Wir suchten das Gespräch mit ihm und er versprach, dass es besser wird – das wurde es aber nie.» Vielmehr sei es immer wieder vorgekommen, dass Tiere aus Futtermangel ausgebüxt seien, oder einfach tot auf der Weide lagen. «Ich habe das auch gemeldet, die Polizei hat mich ans Veterinäramt verwiesen.»
Warum wurden die Behörden nicht früher aktiv? Alda Breitenmoser ist Leiterin des Amtes für Verbraucherschutz des Kantons Aargau und damit auch zuständig fürs Veterinäramt, das die Tierhalter kontrolliert. «Auch mich macht der Fall sehr betroffen», sagt sie und betont, man müsse nun die Geschehnisse genauestens aufarbeiten und analysieren. Acht unangemeldete Kontrollen seien durchgeführt worden. «Zwar wurden Mängel festgestellt, aber nicht so schwerwiegende, dass ein Tierhalteverbot hätte ausgesprochen werden können.» Bei der letzten Kontrolle sei ein totes Tier gefunden worden, aber dass mal ein Schaf sterbe, liege in der Natur der Sache.
Kontrollen bei Privatpersonen sind schwieriger
Laut Alois Huber, Landwirt aus Wildegg und Präsident vom Bauernverband Aargau, gibt es eine Gesetzeslücke: «Es gibt heute viele kleinere Betriebe, die an jemanden vererbt wurden, der von Tierhaltung nichts versteht.» Bei den Bauern habe man mehr Möglichkeiten, zu kontrollieren, weil da auch alles dokumentiert werden müsse. Zudem könne man Landwirte empfindlich treffen, indem man die Direktzahlungen kürze. Bei privaten Tierhaltern habe das Veterinäramt weniger Handhabe.
Wie Breitenmoser sagt, seien die Tiere, die man bei der letzten Kontrolle angetroffen habe, in gutem Zustand gewesen. Nachbar Bhend weiss, dass bei einer der Kontrolle nicht die erwarteten 70 Hühner vorgefunden wurden, die eigentlich hätten da sein sollen. «Einen Teil der Hühner hat er vor der Kontrolle weggeschafft. Aus einvernehmlichen Quellen habe ich gehört, dass er den Tieren den Kopf umgedreht hat.
Breitenmoser betont, die Kontrolleure bewegten sich auf einer Gratwanderung. «Wir müssen verhältnismässig handeln.» In ganz Europa gebe es kein schärferes Tierschutzgesetz als in der Schweiz. Moderator Rolf Cavalli will wissen, ob es dann am fehlenden Personal liege. «Im Aargau sind die Ressourcen sicher nicht überschwänglich. Wir haben mehrere 100 Meldungen pro Jahr und müssen entscheiden, welchen wir nachgehen.» Und manchmal melden die Leute auch völlig unbedenkliche Ereignisse, etwa wenn ein Schaf im Schnee steht. «Ein Schaf hat Wolle und kann bei Schnee problemlos draussen sein. Anders sieht es bei Regen und Kälte aus.»