Er ist ein beliebtes Naherholungsgebiet: Wie der Bellacher Weiher sanft saniert wird

Teiche und Weiher in freier Natur vermitteln Naturfreunden beglückende Erlebnisse. Der 33’000 Quadratmeter grosse, seit 1945 unter Naturschutz stehende Bellacher Weiher bietet ein gern besuchtes Erholungsgebiet. Mit einem sanften Sanierungskonzept, das als Pilotprojekt die umgebende Landwirtschaft beinhaltet und von der Gemeinde Bellach seit 2008 ideell und finanziell mit rund 200’000 Franken unterstützt wird, wurde die durch Unterwasserurwald und Algenwachstum zunehmende Verlandungsgefahr gebannt. Begleitet und dokumentiert werden alle Massnahmen von Umweltwissenschafter Adrian Nufer (Nuferscience, Zürich). Letzte Woche lud die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung ein, die sich dem augenblicklichen Zustand des Bellacher Weihers widmete.

Der Weiher gehört Thomas und Laura Stöckli, die seit Jahren mit Fachkenntnis und ehrenamtlichen Einsätzen den Weiher als vielfältigen Lebensraum erhalten wollen. Seit dem Frühherbst 2014 zeigt der Weiher inzwischen ganzjährig eine blanke Wasserfläche. Früher allerdings entfernte das Ehepaar Stöckli mit Helfern in grossem Arbeitsaufwand den Bewuchs im See, der überall in Gewässern mit wenig Durchfluss durch hohen Nährstoffgehalt verursacht wird. «Unseren Weiher soll es noch in hundert Jahren geben», betonte Thomas Stöckli im Rahmen der Versammlung, die zahlreiche Erfolge in der Wasserbehandlung anerkannte. Als Referent stellte Nufer vielgestaltige Analysen von Sichttiefe, erfreulicher Sauerstoffanreicherung sowie gut beurteilten Wasserproben aus dem Bellacher Weiher und deren wissenschaftliche Bewertung in den Mittelpunkt.

Erfolg ist sicht- und messbar

Der als Fischteich im 15. Jahrhundert künstlich angelegte Bellacher Weiher litt immer schon – und nicht erst seit der Intensivierung der Landwirtschaft – unter Überwachsung der Wasserfläche und unter üppiger Vegetation in der Tiefe. Ein Luftbild aus dem Jahr 1929 bestätigt dies und führte wohl, wie sich Versammlungsbeteiligte erinnern, früher zum gelegentlichen Ablassen des Weihers und entsprechenden Reinigungsaktionen.

Zur sanften Sanierung des Weihers haben sich die Verantwortlichen auf den Einsatz von Plocher-Produkten verständigt, die biologische Behandlungen von Tiergülle, Misteinstreu und Humus anbieten. Für das Pilotprojekt konnten alle Landwirte im 3.8 Quadratkilometer umfassenden Einzugsgebiet rund um den Bellacher Weiher gewonnen werden. «Und dies ohne Bewirtschaftungsbeschränkung», unterstrich Nufer. Ausgebracht auf die Weiheroberfläche wurden zudem alle drei Wochen

3 Gramm pro Quadratmeter eines Plocher-Erzeugnisses auf Quarzmehl-Basis. Seither haben sich der Nährstoffgehalt im Weiher und insbesondere die Phosphatwerte stabilisiert. Auch wenn ein «Ausreisser» im September 2017 – als Folge von auswaschenden Regentagen, wie Stimmen im Plenum vermuteten – plötzlich wieder einen starken, aber vorübergehenden Anstieg zeigte, der zu einem kleinen Fischsterben führte.

«Wir können insgesamt aber, anders als bei vergleichbaren Mittellandseen, von einem wirklichen Erfolg sprechen», bekräftigte der Referent die Fortsetzung des Pilotprojektes bis 2020.

Allen Beteiligten gemeinsam ist die Hoffnung, dass mit der Zeit eine gesunde Struktur entsteht mit weiterer Ansiedlung von Lebewesen und Pflanzen im Wasser und an seinen Rändern. «Eine herausragende Rolle für den Endzustand mit nachhaltig biologischem Gleichgewicht in unserem Weiher spielt die Natur, auch wenn sie sich jetzt gelegentlich mit wasserfärbendem Plankton bemerkbar macht», so das Fazit des Referenten.

von Gundi Klemm