
Er ist so etwas wie der Blitzableiter der Schiedsrichter
Ein Hoch auf den Schweizerischen Handball-Verband (SHV) und die Klubs. In Zeiten, in denen Corona den allermeisten Fans den Zugang zu den Stadien verunmöglicht, lassen die Handballer ihre Sympathisanten nicht im Regen stehen. Sämtliche Partien der beiden höchsten Ligen der Frauen und Männer können via Fernseher (ausgewählte Spiele laufen auf SRF und Sport1) oder per Livestream auf Handball.ch mitverfolgt werden. Zugegeben, der Kommentar ist nicht immer gleich gehaltvoll, aber zur Not kann man ja problemlos auch ohne Ton zusehen.
Vielseitige Aufgaben erfordern volle Konzentration
Die spezielle Saison biegt nun in die Zielgeraden ein. Einige Entscheidungen sind bereits gefallen, andere Pokale werden in den nächsten Tagen und Wochen vergeben. Mittendrin statt nur dabei sind nicht nur die Handballfans, sondern auch der Rothrister Robin Sager. Wer ihn kennt, entdeckt ihn in diesen Tagen immer wieder während den Übertragungen. «Playoffs sind auch für uns Delegierte stressiger als die normale Saison», sagt Robin Sager, «obwohl wir nun jeweils zu zweit im Einsatz sind.» Die beiden Vertreter des Schweizerischen Handball-Verbandes schauen – kurz zusammengefasst – dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht. «Beide kümmern sich jeweils um die Auswechselbank eines Teams, achten darauf, dass keine Wechselfehler begangen werden und dass der Zeitnehmer sowie der Sekretär alles richtig machen», erzählt der 45-jährige Elektroplaner, «zudem interagieren wir mit den Schiedsrichtern und versuchen, sie auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen und sich auf Anstehendes vorzubereiten.»
Diese Aufgabe ist bereits im «normalen» Spielbetrieb nicht einfach, wenn es aber in der Schlussphase oft um Alles oder Nichts geht, gehen die Pferde mit den Protagonisten zuweilen durch. «Es kommt von den Spielerbänken mehr Druck, die Emotionen sind bei allen Beteiligten grösser», beschreibt es Robin Sager, «weil wir viel näher an den Spielerbänken sitzen als die Unparteiischen, bekommen wir auch mehr mit. Wir sind so etwas wie der Blitzableiter für die Schiedsrichter.» Alles in allem können sich aber alle grösstenteils gut zusammennehmen, «der gegenseitige Respekt ist relativ hoch. Und vergreift sich doch einmal jemand im Ton und es kommt zu Beleidigungen, sind wir auch dafür zuständig, dass Sanktionen ausgesprochen werden», erklärt der ehemalige Satus-Rothrist-Präsident und jetzige TC-Rivella-Präsident.
Auch in solchen Situationen hilft es natürlich, wenn sich die beiden Parteien auf Augenhöhe bewegen. Und Robin Sager ist einer, den man mittlerweile in der Handball-Schweiz kennt. 17 Jahre war der Rothrister zusammen mit Stefan Styger als Schiedsrichter unterwegs. Ab der Saison 2006/07 standen sie in der höchsten Liga der Schweiz im Einsatz. Von 2010 bis zum Rücktritt 2018 verfügten die beiden ausserdem über EHF-Status und kamen so auch international regelmässig in attraktiven Spielen zum Einsatz.
Ein spannendes, aber auch zeitaufwändiges Hobby
Als Delegierter war Robin Sager hingegen noch nicht im Ausland tätig. «Wenn es die Zeit zulassen würde, würde ich es aber gerne einmal machen», sagt der verheiratete Vater eines 8-jährigen Knaben, «ich wäre dann aber jeweils mehrere Tage unterwegs.» Zeitaufwändig ist sein spezielles Hobby allerdings nicht nur, wenn es um internationale Einsätze ginge, auch in der Schweiz müssen die SHV-Offiziellen viel Aufwand betreiben, um den Spielbetrieb am Laufen zu halten. «Als Delegierter beziehungsweise Schiedsrichter-Beobachter kann ich dem Verband vor der Saison melden, wie viele Einsätze ich maximal leisten will», erklärt Robin Sager, «bis zu den Playoffs bin ich auf 30 gekommen, bis Ende Saison werden es dann zwischen 40 und 45 sein.» Pro Spiel in den Topligen des Landes ist er zwischen vier Stunden («etwa wenn ich als Delegierter in Aarau dabei bin») bis zu zehn Stunden («als Beobachter inklusive Nachbetrachtung mit den Schiedsrichtern») engagiert. Und das alles der Liebe zum Handball wegen.