«Es ist frustrierend»: Kaum ausgewildert und schon gerissen

Jägerinnen und Jäger setzen sich – im Einklang mit dem neuen Jagdgesetz – für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität ein. Schliesslich hat Jagen viel mit der Hege und Pflege des Wildtierbestandes zu tun. Leider müssen dabei Rückschläge hingenommen werden. Das gilt auch für das Feldhasenprojekt im Unteren Seetal. Im Rahmen dieses Pilotprojektes sollen die stark gefährdeten Feldhasen wieder angesiedelt werden. Gefördert werden sollen zudem die Feldlerchen. Hinter dem Projekt stehen Jagd Aargau, die Stiftung Wildtiere Aargau, der Kanton Aargau (Sektion Jagd und Fischerei) sowie der Gemeindeverband «Lebensraum Lenzburg-Seetal». Für die wissenschaftliche Begleitung ist der Biologe Darius Weber zuständig. Unterstützt wird das Projekt von lokalen Landwirten.

Hasen wurden gerissen

Leider hatten die Massnahmen zur Förderung der Lebensräume für die Feldhasen wenig Wirkung gezeigt. «Es ist frustrierend», so Werner Werder, der Leiter des Pilotprojekts. «In vielen Gebieten haben wir in den letzten Jahren kaum noch einen Hasen gesehen.» Die Projektleitung war daher, zusammen mit Darius Weber, zum Schluss gekommen, den Versuchsrahmen zu erweitern und einheimische Feldhasen auszusetzen. Im letzten Winter sind vier Feldhasen aus dem Freiburger Seeland – versehen mit Ohrmarken und mit Sendern – im Gebiet Schlatt in den Gemeinden Egliswil und Seengen ausgesetzt worden.

Leider hat sich der Erfolg auch mit dieser Massnahme nicht im erhofften Ausmass eingestellt. Von den ausgesetzten Feldhasen – zwei männlichen Tieren, so genannten  Rammlern, und zwei Häsinnen – hat leider nur eine Häsin überlebt. Immerhin hat sie offenbar Jungtiere gesetzt und sich zusammen mit männlichen Hasen eingelebt. Drei der ausgesetzten Tiere sind leider gerissen worden. Ob sie einem Fuchs oder einem Hund zum Opfer gefallen sind, konnte nicht festgestellt werden.

Der Feldhase braucht Hilfe: «In vielen Gebieten haben wir in den letzten Jahren kaum noch einen Hasen gesehen.»

Der Feldhase braucht Hilfe: «In vielen Gebieten haben wir in den letzten Jahren kaum noch einen Hasen gesehen.» © zvg

Keine weitere Aussetzaktion

Auf Antrag der Projektgruppe Feldhasen und Feldlerchen hat die Stiftung Wildtiere Aargau daher beschlossen, die in Aussicht genommene Ausdehnung der Feldhasenaussetzaktion im kommenden Winter nicht durchzuführen. Nach Ansicht der Stiftung wäre das nicht zu verantworten. Die bisherigen Massnahmen des bis 2023 laufenden Pilotprojektes werden jedoch weitergeführt und beobachtet. Im Vordergrund steht dabei der Getreideanbau mit so genannter «weiter Saat». Mit dieser Anbaumethode, die zum Programm Labiola (Landwirtschaft, Biodiversität, Landschaft) gehört, soll das Angebot an sicheren Junghasen-Setzplätzen erhöht werden. In Versuchen haben die weiten Saatreihen eine gute Wirkung gezeigt. Die Mindererträge an Getreide werden durch Beiträge entschädigt. Inzwischen beteiligen sich im Einzugsgebiet des Pilotprojektes bereits 20 Landwirtschaftsbetriebe mit mehr als 70 Hektaren Getreideflächen an den Fördermassnahmen zu Gunsten der Feldhasen.

«Vielleicht wird sich mit der Zeit doch noch der eine oder andere Feldhase wieder im Schlatt einfinden», hofft Projektleiter Werner Werder.