EWR-Kandidat Meder: «Die EVP muss Brücken bauen – darauf kommt es doch an»

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Am 26. September wählt Zofingen auch einen neuen Einwohnerrat. Das ZT porträtiert aus jeder Partei eine Newcomerin oder einen Newcomer – eine Person also, die neu auf der Liste fungiert oder kürzlich nachgerückt ist.

«Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an», sang einst Udo Jürgens. «Mit 66 Jahren, da fängt das Politisieren an», könnte Andreas Meder sagen. Der pensionierte Apotheker kandidiert als Zofinger Einwohnerrat auf der Liste der EVP. Einfach, weil er jetzt Zeit hat? «In der Kurzfassung stimmt das so, ja: Ich habe jetzt Zeit für ein Milizamt», sagt er beim Gespräch in einem Altstadt-Lokal. «Ich bin überzeugter Milizler. Zweimal hatte ich eine Anfrage, mich in die Schulpflege wählen zu lassen. Zweimal musste ich absagen.»

«Fach-Chinesisch in Alltagssprache übersetzen»

Aufgewachsen ist Meder in Basel, wo er die Schulen und die Universität besuchte. Sein erster Job führte ihn ins Luzernische, nach Hochdorf. Nach etwas mehr als einem Jahr wechselte er in ein Geschäft nach Sins, wo er vom ersten Tag an verantwortlicher Apotheker war. Eine geplante Übernahme einer Basler Apotheke schlug fehl. Als sich die Gelegenheit bot, die Unterstadt-Apotheke in Zofingen zu übernehmen, zögerte er nicht lange – und so zog er 1990 in die Thutstadt. 2015 verkaufte er sein Geschäft, das in der Dropa Drogerie Apotheke aufging; Meder blieb dem Unternehmen als Geschäftsleiter treu und ist auch heute noch – mehr als ein Jahr nach der Pensionierung – als Apotheker im Einsatz. Covid habe sein Berufsleben nicht völlig auf den Kopf gestellt – einige Herausforderungen galt es indes schon zu meistern. «Eine meiner Stärken ist, Fach-Chinesisch für die Kundinnen und Kunde in Alltagssprache zu übersetzen – das kam mir entgegen und machte auch Spass», sagt er.

Meders Tochter Claudia sitzt bereits für die EVP im Zofinger Einwohnerrat und präsidiert die Ortspartei. Wer hat nun wen politisiert? Der Vater die Tochter — oder umgekehrt? «Ich hoffe doch, dass ich eine grössere Rolle gespielt habe», sagt Meder und lacht. Doch so einfach ist das nicht. Dass er auf der Liste der EVP gelandet ist, hat er tatsächlich seiner Tochter zu verdanken. Freunde der Familie interessieren sich für Politik, deren Kinder steckten Meders Kinder an – und nun hat also Claudia Meder ihren Vater überzeugt, sich auf der EVP-Liste als Einwohnerrat aufstellen zu lassen.

Wo sieht er in den nächsten Jahren die politischen Schwerpunkte, falls er denn gewählt wird? «Die Finanzen sind ein sehr wichtiges Thema», so Meder. «Die Stadt lebt ja von Geld, das den Bürgerinnen und Bürgern aus dem Sack gezogen wird. Ein sorgfältiger Umgang damit ist ganz zentral.» Meder findet, dass nicht alle Bauprojekte optimal umgesetzt wurden – vor allem bei den Kreiseln, die in den letzten Jahren realisiert wurden. Überhaupt ist der Verkehr – oder besser das Nebeneinander der Verkehrsträger – eines seiner wichtigsten Anliegen. «Zofingen hat sich vor einiger Zeit das Label velofreundliche Stadt umgehängt. Nur merke ich bis jetzt nicht viel davon.» Meder glaubt, dass man an vielen Stellen mit sehr wenig Aufwand sehr viel bewirken könnte. Seit eines seiner zwei Enkelkinder regelmässig in den Kindergarten geht, beschäftigt er sich auch mit dem «Schulweg-Management, um es geschwollen zu sagen». Auch hier gilt: Schulwege könnten mit einem Minimum an Aufwand sicherer gemacht werden. Meder, der mit dem Velo zum Interviewtermin gekommen ist, hat aber nichts gegen Autos, wie er betont – «wir haben selbst zwei davon in der Garage stehen». Dass in der Altstadt geparkt werden kann, findet er wichtig – «einen gereinigten Anzug kann man schliesslich nicht so gut mit dem Velo abholen», sagt er.

Dass Meder nicht nur Velo fährt, um sich fit zu halten, sieht man ihm an. «Ich versuche, regelmässig Sport zu treiben», sagt er – mindestens einmal wöchentlich ist er im Physical Fitness anzutreffen. «Zudem würde ich gerne mehr schwimmen – so richtig umgesetzt habe ich dieses Vorhaben aber noch nicht.»

Dass Politik im christlichen Glauben wurzeln soll, ist Meder ein zentrales Anliegen. Er ist als Katholik aufgewachsen und zahlt bis heute katholische Kirchensteuern – seine spirituelle Heimat ist indes die Reformierte Kirche Oftringen, wo er sich mit einer Gruppe regelmässig in die Bibel-Lektüre vertieft. «Ich bin kein regelmässiger Kirchgänger», sagt Meder über sich. «Zumindest ist bei mir der sonntägliche Kirchgang nicht einfach gesetzt. Aber dass das Fundament der EVP-Politik die Bibel ist – das passt mir.» Und: «Interessant finde ich, dass die EVP als kleine Partei immer wieder Brücken bauen muss. Und darauf kommt es doch, an, oder nicht? Dass man Brücken für Lösungen bauen kann, die allen helfen.»

Diese Frauen und Männer kandidieren auf der EVP-Liste

Oliver Maurer, Sozialarbeiter FH , 1984, bisher; Claudia Schürch-Meder, Elektroingenieurin ETH, 1990, bisher; Andrea Plüss-Bernhard, Dr. phil. Biologin, 1974, bisher; Regina Schaub, Bankangestellte, 1979, neu;  Max Hartmann, Pfarrer, 1959, neu; Christoph Schneeberger, Dr. sc. ETH Maschinenbau, 1988, neu; Andreas Meder, Apotheker, 1955, neu; Mark Ruf, Elektrotechniker, 1975, neu.