
EWR-Kandidat Studer: «Was vor der Haustüre passiert, liegt mir am Herzen»
Serie
Am 26. September wählt Zofingen auch einen neuen Einwohnerrat. Das ZT porträtiert aus jeder Partei eine Newcomerin oder einen Newcomer – eine Person also, die neu auf der Liste fungiert oder kürzlich nachgerückt ist.
Gerade mal 24 Jahre alt ist Yves Studer – und schon zum zweiten Mal kandidiert er für den Einwohnerrat auf der Liste der SVP. Beim ersten Anlauf reichte es noch nicht ganz – doch diesen Januar rutschte Studer nach, nachdem Stefan Giezendanner ins Kantonsparlament gewählt worden war. Er steigt also mit dem Label «Bisheriger» ins Rennen, obwohl er durchaus noch ein Newcomer ist.
So zielstrebig wie seine politische Karriere packt Studer auch seine berufliche Laufbahn an. Als Bub verbrachte er viel Zeit auf dem Hof seines Onkels Willy in Mühlethal, lernte den Umgang mit Tieren und Maschinen. 2013 entschloss er sich, Landwirt zu werden. Die Lehre absolvierte er auf drei Betrieben, 2018 folgte die Betriebsleiter-Schule, die er im April letzten Jahres abschloss. Bereits im nächsten Frühjahr, kurz nach seinem 25. Geburtstag, wird sich Yves Studer Meisterlandwirt nennen dürfen.
«Geplant ist, dass ich den Hof eines Tages übernehme», erzählt Studer bei einem Treffen im ZT-Medienhaus. Mit 13 Hektaren Land, 20 Mutterkühen und rund 50 Mastschweinen ist es kein grosser Betrieb; Studer möchte ihn dereinst vergrössern, indem er Land hinzupachtet. Noch hat er einen Job bei der Safenwiler Hirter & Tschanz AG, einem Lohnunternehmen, das in der Land- und Forstwirtschaft tätig ist. Dass er jeden Tag körperlich arbeitet, sieht man ihm an – «Fitness ist da nicht mehr nötig», sagt er und schmunzelt.
«20er-Zone schreckt die Leute ab»
Zur Schweizerischen Volkspartei und deren Anliegen kam er vor allem über Agrarthemen – «hier ist die SVP ja sehr aktiv». In die Zofinger Ortspartei holte ihn deren Präsident René Schindler. «Was vor der Haustüre passiert, interessiert mich und liegt mir am Herzen», sagt Studer. Wichtig seien ihm gesunde Finanzen sowie ein gutes Nebeneinander von überbauten Flächen und natürlichen Zonen. Besonders am Herzen liegt ihm das Altstadtgewerbe; dass der Stadtrat eine 20er-Zone eingeführt hat, findet er nicht gut. «Das schreckt die Leute ab», glaubt er. «Die Altstadt darf nicht aussterben.»
Die Zusammensetzung des Stadtrates ist für Studer – wie für alle SVPler – ein zentrales Thema; in der nächsten Legislatur wird ja die wählerstärkste Partei erneut nicht in der Stadtregierung vertreten sein. Er wolle mithelfen, das bei der nächsten Gelegenheit zu ändern. «Umso wichtiger ist es, dass die SVP am 26. September ihre neun Sitze im Einwohnerrat halten kann.» Kann er sich vorstellen, eines Tages selbst ein Exekutivamt auszuüben – sogar für den Stadtrat zu kandidieren? Diese Frage sei noch weit weg, meint Studer, das komme auch darauf an, wie sich der Hof, den er übernehmen wird, entwickle – aber nein sagt er auch nicht. Überhaupt zeigt er bereits ein erstaunliches politisches Talent, das zeigt sich auch bei der Frage nach Vorbildern in der SVP. Studer nennt keine Namen: «Spezielle Vorbilder habe ich nicht.» Er höre sich verschiedene Standpunkte an und bilde sich dann seine eigene Meinung.
Irgendwann will er auch noch die Jagdprüfung machen
Ein Anliegen ist ihm Traditionsverbundenheit – bei Studer kommt sie locker und unaufgesetzt rüber. Zum Gespräch trägt er einen Appenzeller «Chueli»-Gurt, ein- bis zweimal pro Woche spielt er Alphorn. «Eine Nachbarin hat mich damit bekannt gemacht», erzählt Studer. Mit einer Kollegin und einem Kollegen – beide jünger als er – bildet er das Alphorn-Trio Spittelhof, das auch einen eigenen Web-Auftritt hat (alphorntrio-spittelhof.ch). Auch an Schwingfesten ist er anzutreffen – «Tradition ist mir sehr wichtig», sagt er.
Studer ist – noch – Single. Das liegt vielleicht auch daran, dass er sich nicht nur im Beruf, in der Politik und in der Musik engagiert. Er ist aktives Mitglied der Stützpunktfeuer Zofingen. Irgendwann will er auch noch die Jagdprüfung absolvieren. Mit seinem Vater – dieser ist Forstwart – betreibt er in Mühlethal eine kleine Hirschzucht. Hier gibt es jetzt einiges zu tun, denn die Wildsaison hat gerade begonnen. Ewig Single bleiben wolle er aber nicht – «wenn es passt, kann ich mir eine Beziehung gut vorstellen», sagt er und lacht.
Doch jetzt stehen erst einmal die Wahlen an; «dass wir gut abschneiden, ist für die SVP Zofingen wichtig», sagt Studer. Dass er die Hürde nimmt, dafür stehen die Chancen gut. So oder so wird man von ihm in Zukunft hören. Denn er ist, man muss es sagen, so etwas wie ein SVPler aus dem Bilderbuch.
Diese Frauen und Männer kandidieren auf der SVP-Liste
Barbara Willisegger, Hausfrau/Geschäftsfrau, 1979, bisher; Marco Negri, Unternehmer, M.A. HSG, 1984, bisher; Markus Gfeller, Ing. Agr. FH, 1974, bisher; Nadia Kuhn, Bankkauffrau, 1974, bisher; René Schindler, Metallbauschlosser/Chauffeur, 1972, bisher; Raphael Lerch, Metzgermeister/Gastronom, 1964, bisher; Moritz Weber, Unternehmer, 1962, bisher; Yves Studer, Landwirt EFZ, 1997, bisher (nachgerückt für Stefan Giezendanner); André Bärtschi, Service-Techniker, 1987, neu; Reto Obrist, Technischer Einkäufer, 1981, neu; Rahel Gassner, Finanzverantwortliche/Wirtschaftsprüferin, 1977, neu; Fabian Grossenbacher, Meisterlandwirt, 1991, neu; Hansrudolf Hauri, Unternehmer, 1981, neu; Christoph Henz, Sachbearbeiter Projekte Katastrophenvorsorge, 1998, neu; Daniela Nadler, Treuhänderin, 1975, neu.