
Fabian Unteregger: «Lachen regt den Kreislauf an»
Zofingen ist Ihr Bürgerort. Wie gut kennen Sie die Stadt?
Fabian Unteregger: Immer besser. Meine Grosseltern wohnten an der Südstrasse in Zofingen. Ich war dort ein paar Mal in den Ferien. Mein Grossvater arbeitete für die Siegfried und starb leider schon als ich sehr klein war. Meine Grossmutter ging mit mir oft in die Badi oder auf den Heiteren spazieren. Auch heute bin ich wieder öfter hier anzutreffen, da mein Göttimeitli hier wohnt. Ein weiterer Grund, Zofingen zu besuchen, wäre – abgesehen vom wunderschönen Städtli – der erstklassige Käseladen.
Ein Sprichwort besagt: Lachen ist die beste Medizin. Können Sie das aus ärztlicher Sicht bestätigen?
Ja, definitiv. Lachen hat erstklassige Effekte auf unser Wohlbefinden. Es senkt bis zu 45 Minuten den Muskeltonus. Das nehmen wir als Entspannung wahr. Daneben wird der Kreislauf angeregt, das Atmen vertieft und damit der Körper besser mit Sauerstoff versorgt. Ferner werden Endorphine ausgeschüttet. Auf gut deutsch: Wir fühlen uns glücklich. Wer also zu mir in die Show kommt, geht in einem deutlich besseren Zustand wieder nach Hause. Und das Ganze ohne Krankenkasse (lacht).
Welches war die witzigste Situation, die Sie als Arzt je erlebt haben?
Das war vermutlich, als mich ein Bauarbeiter nach dem Nähen einer Platzwunde am Kopf fragte, ob er noch ein Autogramm haben könne. Zum Glück bat er mich nicht darum, die Unterschrift einzunähen (lacht).
Wie reagieren Patienten, wenn sie Sie erkennen?
Sie freuen sich. Wenn Patienten ins Spital kommen sind sie in der Regel unsicher. Sie wissen nicht was auf sie zu kommt und ob sie eine schlechte Diagnose erhalten werden. In dieser Situation hilft es, ein bekanntes Gesicht zu sehen oder eine bekannte Stimme zu hören. Das schafft Vertrauen. Zugegeben, es kommt natürlich auf das Gesicht und die Stimme an. Ich weiss nicht, wie Patienten reagieren würden, wenn sie plötzlich von Donald Trump behandelt würden (lacht).
Wenn Sie sich beruflich zwischen der Medizin und der Comedy entscheiden müssten, was würden Sie wählen?
Schwierig zu sagen. Mein Tätigkeitsfeld ist als Comedy-Unternehmer sehr breit; vor zwei Jahren habe ich auch noch die Swiss Healthcare Startups mitgegründet. Daneben coache ich Kader. Als Unternehmer kann ich mein Geschäft selbst lenken und damit parallel noch an einer Uniklinik Grundlagenforschung betreiben. Die Ergebnisse publiziere ich in internationalen Fach-Journals und stelle sie an Kongressen vor. Das ist ein grosses Privileg. Ferner befruchten sich beide Gebiete gegenseitig. Comedy ist aber wie die Medizin aufwändig – für eine abendfüllende Show bin ich von Tür zu Tür rund neun Stunden unterwegs. Das wird auch am Samstag in Zofingen der Fall sein. Als weiteres Highlight in Zofingen werde ich noch mein Göttimeitli sehen.
Wie bringen Sie Medizin und Comedy zeitlich unter einen Hut?
Als Comedy Unternehmer habe ich die Zügel selbst in der Hand und kann meine Zeit freier einteilen, als wenn ich als Assistenzarzt arbeiten würde.
Ihre Doktorarbeit handelt von den menschlichen Stimmbändern. Haben Sie das Thema gewählt, weil Sie auf der Bühne auch Stimmen imitieren?
Nein. Es klingt alles nach gut geplant, ist aber letztlich reiner Zufall. Ich habe mit einem Freund dessen Frau, eine HNO-Ärztin, per Flugzeug in Lugano abgeholt. Ich flog hin, Conrad zurück – natürlich auch, damit seine Frau sieht, wie er fliegt (lacht). Da vor uns in Lugano ein Passagierflugzeug abgefertigt wurde, hatten wir Zeit uns zu unterhalten und so erfuhr ich von diesem Projekt. Das Einarbeiten war anstrengend. Die erste Publikation zu schreiben war ein Buch mit sieben Siegeln. Mittlerweile hab ich glücklicherweise den Dreh raus und es fällt es mir deutlich leichter.
Worauf kommt es beim Stimmen imitieren an? Könnte das jeder lernen?
Wer sein Fach beherrscht, ist in der Lage Stimmen abzuspeichern – ebenso wie Verhaltensmuster von Menschen. Man muss somit die Fähigkeit haben wie ein menschliches Aufnahmegerät zu funktionieren. Aber keine Angst – das gilt nicht fürs Bücherlesen oder so. Ich gehöre nicht zu denen, die angeblich eine Seite anschauen und diese gedanklich fotografieren. Hier kämpfe ich wie alle anderen auch (lacht). Meine Show jedoch besteht nicht nur aus Parodien. Ich habe eine Show geschrieben, die gespickt ist mit Pointen, klassische Standup-Comedy. Darauf lege ich gelegentlich eine Parodie. Und weil Musik immer gut ankommt und ich mein Publikum nicht mit Playbacks abspeisen möchte, setze ich mich noch ein, zweimal ans Klavier – live mit vollem Risiko und ohne doppelten Boden.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie das Parodieren beherrschen?
Im Gymnasium – ganz zur Freude meiner Mitschüler. Richtig nützlich wurde es, als ich in der RS in der Stimme des Kommandanten die Kompanie lenken konnte. Wer weiss, wen ich am Freitag in Davos in der Stimme von Trump anrufen werde (lacht).
Fabian Unteregger (40), geboren in Zürich, ist bekannt für seine Parodien zahlreicher Prominenter – von Christoph Blocher bis zu Vujo Gavric. Den Durchbruch schaffte er 2008 mit Auftritten in der Satiresendung Giacobbo/Müller. Letztes Jahr erhielt er den Prix Walo in der Sparte Kabarett/Comedy. Unteregger ist diplomierter Lebensmittelingenieur ETH und Arzt. Seine Promotion zum Doktor der Medizin erfolgte letztes Jahr. In seiner Freizeit beschäftigt sich Fabian Unteregger mit der Aviatik. 2011 machte er den Pilotenschein und ist heute gern als Helikopterpilot unterwegs. Am Samstag präsentiert er im Stadtsaal sein Soloprogramm «Doktorspiele». Beginn: 20 Uhr. Tickets gibts unter www.fabianunteregger.ch