
Farben sind für alle da
Pink, rosa und Glitzer ist nur für Mädchen, Jungs dürfen diese Farben auf keinen Fall anziehen. Blau, grün, braun, eventuell auch mal rot. Das sind die Jungen-Farben. Warum eigentlich? Wer sagt denn, welche Farbe für welches Geschlecht ist? Unseren kleinen Jungen zu Hause interessiert das noch nicht. Pink und gelb sind seine Lieblingsfarben. Der Glitzer-Leimstift steht ganz hoch im Kurs und ohne sein Einhorn ist einschlafen unmöglich. Ihn interessieren diese Geschlechterkonventionen noch nicht. Wie erfrischend das doch ist!
«Ab Kindergarten wird sich das ändern», prophezeite mir kürzlich eine Kollegin. Ihre beiden Jungs haben den Kindergarten bereits hinter sich. Sie spricht also aus Erfahrung. Schade, werden die Kinder schon mit vier oder fünf Jahren in Konventionen gepresst – oder pressen sich gegenseitig in Konventionen, weil es ihnen ja so vorgelebt wird.
Ich für meinen Teil hoffe, dass ich meinen Kindern keine starren Geschlechterkonventionen vorlebe. Arbeiten gehen, Geld verdienen, das ist die Aufgabe von Mama und Papa. Papa kann auch Windeln wechseln. Warum auch nicht? Und am Haushalten habe ich genauso wenig Spass wie mein Mann – warum sollte ich den Haushalt also alleine machen? Und trotzdem, den Geschlechterkonventionen ganz ausweichen geht nicht. So ist Mama halt mehr zu Hause als Papa und kümmert sich daher auch mehr um Kinder und Haushalt. Papa hingegen hat ein grosses Arsenal an Maschinen im Keller und ist zuständig fürs Löcher-in-die-Wand-Machen und Bilderaufhängen. Mama hingegen verlegt Böden und streicht Wände – und in dieser Zeit bringt Papa die Kinder ins Bett.
Damit sind wir wieder beim Ausgangsthema angelangt: Farben. Kürzlich erst durfte unser Sohn eine Wandfarbe fürs Kinderzimmer auswählen. Gelb musste es sein. Zum Glück. Denn ob ich ihm die Wand auch pink gestrichen hätte, bin ich nicht so sicher.
Bsetzistei ist die wöchentlich erscheinende Kolumne aus der Feder der Redaktorinnen und Redaktoren des Zofinger Tagblatts und der Luzerner Nachrichten.