Franziska Roth und «ihre» Schule Aargau

Das Aargauer Bildungsdepartement hat in den letzten Monaten in den Turbo-Modus geschaltet – präsentiert Schlag auf Schlag Reformvorhaben. Zu Jahresbeginn hat Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) die Berufsschullandschaft des Kantons regelrecht umgepflügt – was insbesondere im Fricktal und in der Region Zofingen alles andere als Applaus ausgelöst hat.

Dann die «Neuressourcierung» der Volksschule – will heissen, nach welchen Kriterien die Bildungsmillionen künftig auf die einzelnen Schulen verteilt werden. Letzte Woche schliesslich eine Reform der Führungsstrukturen der Schule Aargau. Wichtiger Bestandteil ist eine Abschaffung der Schulpflegen. Beide Vorlagen sind in ersten Reaktionen der Parteien auf ein positives Echo gestossen.

Die Streichung der Schulpflegen als Scharnier zwischen den Schulleitungen und dem Gemeinderat wurde nur in einer Medienmitteilung kritisch hinterfragt – in jener der CVP. Die befürchtet, «dass künftige finanzielle und parteipolitische Interessen im Gemeinderat eine höhere Gewichtung erhalten als bildungspolitische».

Die SVP hingegen stellt sich in diesem Punkt voll und ganz hinter ihren Bildungsdirektor – kein Wort, dass mit der Abschaffung der vom Volk gewählten Schulpflegen ein Teil der direkten Demokratie in Bildungsfragen bröckelt. Das war 2016 anders. Im Vorfeld der Regierungsratswahlen rief Simon Käch, Präsident der SVP Muri, dazu auf, Hürzeler nicht wiederzuwählen. Dies, weil er als Bildungspolitiker nicht die Linie der Partei verfolge. Käch wollte an Stelle von Hürzeler Franziska Roth im Regierungsrat – und an der Spitze des Bildungsdepartements.

Roth ihrerseits äusserte sich im Juli 2016 zum Thema Volksschule in einer Qualität, die bildungsnahe Schichten in der Bevölkerung entsetzte: Sie forderte bei einem Wahlkampfauftritt, dass sich die Volksschule auf das Vermitteln von Lesen, Schreiben und Rechnen und «sonst nichts» konzentriert. Unter dieser Vorgabe lasse sich die Schülerzahl pro Klasse um zehn Kinder erhöhen.

Wenige Tage später diese Aussage: «Heute wird aber alles, was nach Leistung und Konkurrenz aussieht, in der Schule verteufelt.» Den Alltag als Alleinerziehende mit begabtem Kind zu bewältigen, sei eine Riesenaufgabe. Ihr Sohn – aus erster Ehe – besuche ein Internat, weil er zu kurz gekommen sei in der öffentlichen Schule. Wie ging das? «Integrative Schule ist eben nicht einfach für alle gut», sagte Roth in einem Zeitungsinterview. Regelrecht den Zweihänder gegen das Aargauer Bildungssystem und damit indirekt gegen ihren Parteikollegen Alex Hürzeler packte sie in einem Talk beim Sender «Tele M 1» aus. Sie warf der Schule Aargau wörtlich vor, sie würde begabten Kindern, die den Schulbetrieb stören, «am liebsten löffelweise Ritalin geben».

Roth sprach auch von einer «Verweiblichung» der Schule Aargau. Zitat: «Ich glaube, viele Lehrerinnen erkennen ganz einfach nicht, dass Buben anders sind als Mädchen. Buben wollen sich auch mal raufen. Das gehört zu ihrer Entwicklung. Es findet eine absolute Gleichmacherei statt. Buben dürfen nicht mehr Buben sein.» Wie sah und sieht sich Roth als Schülerin? Zitat November 2016: «Gescheit, aber eher etwas faul.»

Apropos Arbeit und Volksnähe: Wenn es um einen wichtigen kantonalen Anlass geht – die Rede ist von einer Kadertagung der Regierung –, bevorzugt die Operetten-Liebhaberin an der Seite ihres Ehemanns den Besuch eines Offiziersballs in der Wiener Hofburg. Roth backt auch gerne – «am liebsten einen Habsburger Königskuchen aus dem Backbuch der österreichischen Kaiserfamilie». Das scheint die Welt der Franziska Roth zu sein – eine Welt, die in argem Kontrast zu jener der SVP steht. Heimatverbunden und bodenständig sind die Attribute, mit denen sich die SVP schmückt.