Fredrik Söderström: «Diese Mannschaft hat viel Herz gezeigt»

Captain Dion Knelsen trommelt nach Matchende seine Kollegen zusammen und fordert alle dazu auf, einer handvollen Gruppe von Zuschauern auf der Tribüne (Angehörige und Staff) eine Welle zu bereiten – mittendrin beim Team: Ein schwerkranker Teenager, der sich gewünscht hatte, während eines Spiels nahe bei seiner Lieblingsmannschaft zu sein. Aufgewühlt erscheint kurz danach Trainer Fredrik Söderström mit feuchten Augen zum Interview. Was ist los nach einem überzeugenden 3:2-Sieg gegen Langenthal? «Wissen Sie», sagt er und atmet tief durch, «manchmal muss man  das Eishockey relativieren. Diesen starken Jungen lächeln zu sehen, macht mich glücklich und dankbar.» Später, weit nach Mitternacht, verfasst Söderström, bekannt für sein feinfühliges Gespür für Mitmenschen, dazu auf Social Media einige aufwühlende Worte.

Vielleicht waren diese Emotionen genau das Puzzleteil, das es brauchte, um die in kämpferischer Hinsicht beste Saisonleistung abzuliefern. Der EHC Olten zeigte in diesem Derby von A bis Z sein wahres Gesicht und statuierte damit ein Exempel, wofür diese Mannschaft in dieser Saison stehen sollte: Aufopferungsvoll und mit viel Leidenschaft und Einsatzbereitschaft liessen die Powermäuse die negative Serie von vier Derbyniederlagen reissen. Denn seit dem 23. Februar, als der EHC Olten in den Playoffs 7:0 gewann, hatten die Powermäuse kein Spiel mehr gegen Langenthal  gewinnen können.

Die Basis zum Sieg legte der EHC Olten ausgerechnet in den Special Teams, die bislang das grosse Sorgenkind der Mannschaft waren. Von den drei EHCO-Toren fielen zwei im Powerplay. Und hinten, in Unterzahl spielend, zeigten die Oltner ein freches, aktives und aggressives Penalty Killing, obwohl sie letztlich mit zwei Gegentoren aus acht Unterzahlsituationen in statistischer Hinsicht für ihren Einsatz nicht entsprechend belohnt wurden.

Nunns Traumtor, Othmanns Unbekümmertheit

Dieser 3:2-Sieg ist überaus verdient, auch wenn es kurzzeitig für zehn Minuten im Schlussdrittel fast danach aussah, als würden die Oltner trotz grossem Kampfgeist das Spiel noch aus der Hand geben. Denn nach einer Knelsen-Strafe nutzten die Langenthaler, die noch einmal alles in die Waagschale geworfen hatten, ihr Powerplay zum 2:2-Ausgleich resolut aus.

Doch der SCL hatte die Rechnung ohne Oltens 17-jährigen Brennan Othmann und dessen Unbekümmertheit gemacht. Der NHL-Prospect stürmte nicht nur wieder neben Knelsen und Nunn, sondern kam auch in Überzahl regelmässig zum Einsatz. Und in einer solchen wurde er von Fuhrer angespielt, verschaffte sich Platz und erwischte SCL-Torhüter Caminada zwischen den Beinen. Es war letztlich das spielentscheidende Tor, obwohl es zum Schluss der Partie noch einmal hektisch wurde, als Langenthal einen sechsten Feldspieler auf das Eis schickte und gleichzeitig Oltens Philipp Rytz für ein hart gepfiffenes Rencontre für die letzten 36 Sekunden auf die Strafbank musste. Doch überwanden die Oberaargauer wie bereits in den 59 Minuten zuvor mal die äusserst präsente Oltner Defensive, so hiess es dennoch oftmals Endstation beim einmal mehr überragend aufspielenden Torhüter Simon Rytz.

Das Gaspedal hatten die Oltner bereits in den Startminuten gefunden und waren die spielbestimmendere Mannschaft. Als der EHCO mit einem unterhaltsamen Boxplay 50 Sekunden in doppelter Unterzahl die erste heisse Phase überstand, belohnte Garry Nunn seine Kollegen für die aufopfernde Arbeit – und wie: Mit einem Handgelenkschuss traf er via Pfosten, der mittels Klang seinen Teil zum Traumtor beigetragen hatte, sehenswert ins Lattenkreuz.

Auch an Janis Elseners erstem Saisontor zum 2:0 hatte Topskorer Nunn grossen Anteil, indem er vor dem Tor Präsenz markierte und so Torhüter Caminada die Sicht verdeckte. Fredrik Söderström bilanzierte nach dem Spiel erfreut: «Diese Mannschaft hat heute viel Herz gezeigt – auf und neben dem Eis.»

Die Powermäuse führen mit einer starken Woche eindrücklich ihren Weg aus der Minikrise fort. Morgen Dienstag empfängt Olten die EVZ Academy, worauf sich die Powermäuse einen Tag später auswärts mit Sierre messen. Zwei Spiele, die längstens keine Selbstläufer mehr sind. Insbesondere die Walliser gelten bisweilen als grosses Überraschungsteam mit 11 Siegen aus 18 Spielen. Zwei weitere Siege stünden dem EHC Olten vor Weihnachten gut zu Gesicht.

Olten – Langenthal 3:2 (2:0, 0:1, 1:1)

Kleinholz. – Keine Zuschauer. – SR: Hungerbühler/Staudenmann, Bachelut/Ambrosetti. – Tore: 11. Nunn (Knelsen, S. Rytz) 1:0. 13. Elsener (P. Rytz, Fuhrer/Ausschluss Higgins) 2:0. 39. Kummer (Küng, Tschannen/Ausschluss Othmann) 2:1. 50. Walker (Christen, Maret/Ausschluss Knelsen) 2:2. 53. Othmann (Fuhrer, Knelsen/Ausschluss Müller) 3:2. – Strafen: 10-mal 2 Minuten gegen Olten, 7-mal 2 Minuten plus 1-mal 10 Minuten (Weber) gegen Langenthal.

Olten: S. Rytz; P. Rytz, Weisskopf; Elsener, Maurer; Heughebaert, Lüthi; Nater; Othmann, Knelsen, Nunn; S. Wyss, Chiriaev, Hüsler; Portmann, Fuhrer, Carbis; Oehen, Weder, Daneel.

Langenthal: Caminada; Müller, Christen; Weber, Maret; Higgins, Pienitz; Törmänen; Tschannen, Kummer, Küng; Kämpf, Kläy, Elo; Gerber, Nyffeler, Walker; L. Wyss, Alihodzic, Derungs; Wigger.

Bemerkungen: Olten ohne Fogstad Vold, Fuss, Gurtner, Rexha (alle verletzt) und Schwarzenbach (krank). Langenthal ohne Tschannen (krank), Chanton, Dähler, Guggenheim, Henauer und Schläpfer (alle U20-WM). 4. Pfostenschuss Kummer. 30. Lattenschuss Tschannen. 59:00 bis 60:00 SCL mit sechstem Feldspieler statt Goalie Caminada. 60. (59:25) Timeout SCL.