«Für mich sind grüne und soziale Anliegen gleichberechtigt»

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Am 26. September wählt Zofingen auch einen neuen Einwohnerrat. Das ZT porträtiert aus jeder Partei eine Newcomerin oder einen Newcomer – eine Person also, die neu auf der Liste fungiert oder kürzlich nachgerückt ist.

Hansruedi Sommer ist ein Rückkehrer. Zur Pensionierung vor zwei Jahren ist er zusammen mit seiner Frau nach Zofingen zurückgekommen. In die Stadt, in der er aufgewachsen ist. Seither engagiert sich der 67-Jährige für die verschiedensten Anliegen: Im Naturschutzverein, im Verein lebendiger Rosengarten oder bei der Ringier-Villa, die einer Überbauung weichen soll. Seine Anliegen sind sehr grün – trotzdem politisiert er in der SP. «Für mich sind sowohl grüne als auch soziale Anliegen gleichberechtigt», sagt der Agronom ETH, der bis zu seiner Pensionierung eine Institution mit Wohn- und Arbeitsangeboten für suchtkranke und psychisch beeinträchtigte Menschen geleitet hat.

«Grenzen des Wachstums» politisierte ihn

Wichtig sei ihm, dass man Sorge trage. Zur Umwelt, aber auch zu den Mitmenschen, sagt Hansruedi Sommer. Dazu gehört für ihn die Chancengerechtigkeit und die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Typische SP-Anliegen eben. Politisiert worden ist Hansruedi Sommer, als er an der Kantonsschule Aarau im Geografie-Unterricht «Die Grenzen des Wachstums» las. Diese 1972 veröffentlichte Studie zeigte damals schon ökologische und ökonomische Probleme auf, die heute gelöst werden müssen. Später trat Hansruedi Sommer der SP bei. Folgerichtig kandidiert er nun auch für diese Partei für den Einwohnerrat. Er ist der älteste auf der Liste – sieht dies aber nicht als Manko. «Ich bin im Denken so fit wie eine junge Person – und ich will auch meine Generation vertreten.»

Weniger Parkplätze, dafür mehr Bäume in Zofingen

«In Zofingen müssen wir Sorge tragen zu dem, was wir haben, und das gezielt weiterentwickeln, was schon ist», sagt er und nennt beispielsweise die Mitwirkung für den Gestaltungsplan Untere Vorstadt. Das Projekt stamme aus dem Jahr 2006 und sei nicht mehr zeitgemäss. «Rund um die geplanten Mehrfamilienhäuser sind viel zu viele Flächen versiegelt, auf den Tiefgaragen können keine grossen Bäume wachsen.» In der Unteren Vorstadt sollten keine Tiefgaragen mehr gebaut werden dürfen, generell müsse heute mit weniger Parkplätzen geplant werden. Denn Zofingen eigne sich hervorragend für ein Leben ohne Auto. «Wir haben bewusst Zofingen als Wohnort ausgewählt, weil wir hier alles haben: Eine gute öV-Anbindung, die Möglichkeit, zu Fuss einzukaufen und Naturerholungsgebiete in Gehdistanz.»

Besonders am Herzen liegt Hansruedi Sommer der Baumbestand in Zofingen. Früher, so sagt er, habe man noch den Mut gehabt, Bäume zu pflanzen. Das vermisst er heute in der Stadtplanung. «Wenn wir erst einen Baum pflanzen, wenn es dem alten nicht mehr gut geht, ist es zu spät.» So würde er sich wünschen, dass es im ganzen Stadtgebiet mehr Bäume gibt, auch in den diversen Neubaugebieten. Oder sogar entlang von Strassen wie beispielsweise der Henzmannstrasse, die nun eine Tempo-30-Zone ist.

Offen für Allianzen über die Parteigrenzen hinweg

Auf traditionelle SP-Anliegen angesprochen, wünscht sich Hansruedi Sommer, dass Zofingen noch attraktiver wird für Familien, dass es spannende Spielplätze gibt und dass die Verkehrssicherheit in der Altstadt gestärkt wird. «Damit man auch mit Kindern gefahrlos durch die Altstadt spazieren kann.» Wie eng es auf den Altstadt-Trottoirs sein kann, weiss er aus Erfahrung, wenn er mit drei seiner Enkelkinder unterwegs ist, die er und seine Frau zwei Mal in der Woche hüten. Die Familie von einer seiner drei Töchter wohnt gleich nebenan, in seinem ehemaligen Elternhaus. Den Garten nutzen die Generationen gemeinsam. Gemeinsam kandidiert Hansruedi Sommer auch mit seiner Tochter Alice für den Einwohnerrat. Sie auf der grünen Liste, er auf derjenigen der SP. Wenn beide den Sprung in den Einwohnerrat schaffen, könnte dies bei der Kommunikation über Parteigrenzen hinweg helfen, sagt er. «Heute muss man gemeinsam Allianzen schmieden. Nicht nur mit den Grünen, in bestimmten Themen, wie zum Beispiel beim Klimaschutz, auch mit Vertretern anderer Parteien.»

Diese Frauen und Männer kandidieren auf der SP-Liste

Michael Wacker, Gartenbautechniker, 1967, bisher; Sandra Olar, Ökonomin, lic. rer. pol., 1969, bisher; Christian Nöthiger, Dr. sc. nat., Geograph/Mittelschullehrer, 1973 bisher; Yvonne Lehmann, Verkaufsberaterin, 1968, bisher; Franziska Magdalena Kremer, Sozialpädagogin FH, Ausbildungsleitung, 1986, bisher; Hösli Viviane, Regionalsekretärin VPOD Zentralschweiz, 1984, bisher; Salome Fankhauser, Studentin Geographie, 1999, bisher; Sascha Antenen, Fachverantwortlicher Redaktion und Kampagnen, 1990, neu; Daniel Schiessl, Aussendienst, 1975, neu; Martina Leu, Sozialarbeiterin BSc, 1984, neu; Hans Rudolf Sommer, Agronom ETH, 1954, neu; Silan Kunz, Rechtsanwältin, 1991, neu; Güldenur (Gül) Kocher, Fotografin/ Radiomoderatorin, 1971, neu; David Dreier, Betriebsökonom/Business Analyst, 1977, neu; Simon Anderegg, Saxophonist/Musiklehrer, 1975, neu; Tobias Stöckli, Prorektor/Mittelschullehrer, 1975, neu; Elisa Scheidegger; Studentin Geographie, 1999, neu; Luca Schaufelberger, Masterstudent Materialwissenschaften ETH, 1998, neu; David Gerber, Heilpädagoge Oberstufe, 1989, neu; Simon Freiburghaus, Personalentwickler/Wirtschaftslehrer, 1987, neu; Lisa Alvarado Grefa-Lüscher, Doktorandin Ethnologie, 1992, neu.