Garry Nunn sorgt im Spitzenkampf gegen Visp für den späten Oltner Lohn

Plötzlich machte sich Fassungslosigkeit breit im Kleinholz. EHC-Olten-Verteidiger Joel Scheidegger hatte eben mit einem Horrorpass den Vispern den Ausgleich zum 3:3 auf dem Silbertablett serviert. Kurz nach Beginn des letzten Drittels sahen sich die Oltner um die Früchte des Ertrags gebracht, die sie zuvor während zwei Dritteln mit unglaublich viel Aufwand mühsam geerntet hatten. Sage und schreibe 33:7 hatte das Schussverhältnis nach 40 Minuten gelautet. Trotz dieser statistischen und optischen Überlegenheit lag der EHCO nach zwei Dritteln aber nur mit 3:2 vorne. Dies, nachdem man zwischenzeitlich sogar mit 0:2 in Rückstand geraten war.

Nach Lukas Haas’ glücklichem Ausgleich gerieten die Oltner temporär ins Wanken. «Da haben wir schon kurz einmal leer geschluckt», hatte EHCO-Headcoach Lars Leuenberger beobachtet. Doch die Mannschaft zeigte in dieser schwierigen Phase Charakter und bewies, dass sie auch Widrigkeiten durchbrechen kann.

Nunn steht goldrichtig – und das Kleinholz jubelt
Die Visper hätten in dieser Oltner Schwächephhase durchaus den Sieg aus dem Kleinholz entführen können. Aber am Ende siegte dann doch die Gerechtigkeit. Und das kam so: Neun Sekunden vor dem Ablauf der regulären Spielzeit gewann Dion Knelsen das Bully vor dem Gästetor. Der Puck kam via Stan Horansky zum an der blauen Linie stehenden Stephane Heughebaert. Dessen Schuss zischte am linken Pfosten vorbei. Die Scheibe kam via Bande zum auf der rechten Seite des Tors stehenden Garry Nunn zurück. Und der Kanadier versenkte sie exakt 5,5 Sekunden vor der Schlusssirene im Kasten des vorher überragenden Visp-Goalies Reto Lory. Das Kleinholz bebte, die knapp 2000 Zuschauer lagen sich ebenso in den Armen wie die Oltner Spieler auf dem Eis.

Es war der hochverdiente Lohn für den EHC Olten, der während 40 Minuten einmal mehr eine blitzsaubere Leistung abgeliefert hatte. Allerdings, wie schon bei der 2:3-Niederlage nach Verlängerung in Kloten, mit dem Makel, dass man die sich bietenden Chancen nicht ausnutzte. Zum Beispiel ganz zu Beginn des Spiels, als die Oltner fast drei Minuten lang mit 5 gegen 3 Feldspielern Powerplay spielen durften – ohne Ertrag. «Wir haben es nicht schlecht gespielt. Aber dort müssen wir ein Tor schiessen. So wurde es eine schwierige Partie für uns», hatte auch Leuenberger erkannt. Umso mehr durfte sich der EHCO-Headcoach am Ende aber über einen Sieg freuen: «Die Mannschaft hat viel Charakter bewiesen. Man hat einmal mehr gesehen: Die Jungs tragen ihr Herz auf dem Eis.»

Die Herzen flogen in diesem denkwürdigen Spiel einem Oltner Spieler ganz besonders zu: Eliot Antonietti. Der Verteidiger-Hüne war mit seinen beiden Treffern zum 2:2 und zum 3:2 im Mitteldrittel massgeblich an der temporären Wende zum Guten beteiligt. Ausgerechnet der Mann also, der alles andere als ein offensives Schwungrad ist und in 300 NLA-Spielen ganze neun Tore gebucht hat. Den ersten Treffer erzielte er mit einem platzierten Schuss von der blauen Linie. Beim zweiten tauchte er nach einer Passstafette plötzlich an vorderster Front auf und verwertete ein Zuspiel von Dion Knelsen. «Ich fühle mich gut, dann kann ich auch mal etwas probieren», sagte der unwahrscheinliche Doppeltorschütze nach dem Spiel. Um dann in seiner bekannt bescheidenen Art hinzuzufügen: «Letztlich ist es egal, wer die Tor schiesst. Wir arbeiten alle hart für diese Siege. Schön, wenn wir auf diese Art und Weise belohnt werden.»

Olten – Visp 4:3 (0:1, 3:1, 1:1)

Kleinholz. – 1966 Zuschauer. – SR: Castelli/Potocan, Ammann/Humair. – Tore: 20. (19:55) Kuonen (Ahlström, Olausson/Ausschluss Scheidegger) 0:1. 21. Kuonen 0:2. 27. Weder 1:2. 30. Antonietti (Horansky) 2:2. 40. (39:23) Antonietti (Scheidegger, Horansky) 3:2. 43. Haas 3:3. 60. (59:54) Nunn (Heughebaert) 4:3. – Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Olten, 6-mal 2 Minuten gegen Visp.

Olten: Matthys; Antonietti, Scheidegger; Lüthi, Schmuckli; Heughebaert, Weisskopf; Maurer, Portmann; Horansky, Knelsen, Nunn; Hasani, Forget, Lhotak; Mosimann, Fuhrer, Wyss; Muller, Weder, Hüsler.

Visp: Lory; Furrer, Steiner; Pilet, Ahlström; Casserini, Eggenberger; Lütolf, Andy Ritz; Merola, Olausson, Holdener; Kuonen, Schirjajew, Klasen; Brügger, Mäder, Haberstich; Burgener, Haas, Spinell.

Bemerkungen: Olten ohne Oehen, Nater, Gurtner und Schwab (alle überzählig). Visp ohne Fuchs, Schaller, Riatsch und Brunner (alle überzählig).