Gastro-Aargau-Präsident Bruno Lustenberger: «Die Terrassenöffnungen sind eine Katastrophe»

Herr Lustenberger, wenn es die epidemiologische Lage zulässt, sollen Restaurants und Bars ihre Terrassen ab dem 22. März wieder öffnen können. Wie reagieren Sie auf diesen Entscheid?

Bruno Lustenberger: Das ist eine Katastrophe und nicht zielführend. Eine Terrasse bringt dann etwas, wenn das Wetter schön ist und man eine Terrasse hat. Aber für 80 bis 90 Prozent aller Betriebe im Aargau bringt diese Öffnung nichts.

Welches sind die Nachteile für diejenigen, die eine Terrasse haben?

Ich mache ein Beispiel: In meinem Betrieb macht die Terrasse gerade einmal 15 Prozent des Umsatzes aus. Dafür lohnt es sich aus finanzieller Sicht nicht aufzumachen. Die Fixkosten sind zu hoch, um etwas verdienen zu können. Ausserdem herrscht Ungewissheit. Eine Terrasse ist wetterabhängig. Wenn man den Einkauf tätigt und das Wetter dann schlecht ist, hat man nichts davon. Deshalb macht es bei den meisten Betrieben keinen Sinn, die Terrasse zu öffnen.

Bei welchen Betrieben macht eine solche Terrassenöffnung Sinn?

Etwa bei einem Betrieb am See, der Fischknusperli anbietet, die einfach zu handhaben sind. Oder bei Betrieben in anderen Kantonen. Im Kanton Graubünden ist noch Skisaison, dort ist es zielführend, dass Skifahrer draussen sitzen und etwas konsumieren können. Dasselbe gilt im Tessin oder im Wallis, wenn das Wetter schön wird.

Wollen die Gastronominnen und Gastronomen im Aargau diese Öffnung überhaupt?

Nein. Die Wirte wollen es nicht und wir auch nicht. Wir haben dies der Regierung auch so mitgeteilt. Mir ist ein einziger Wirt im Aargau bekannt, der sich dafür ausgesprochen hat.

Was fordern Sie vom Bundesrat?

Der Bundesrat soll ein festes Datum bekanntgeben, an dem wir richtig aufmachen können. Wir brauchen Planungssicherheit. Und wenn es auch nicht in nächster Zeit sein sollte. Wir können nicht einfach den Hebel umlegen und unsere Restaurants sofort wieder öffnen, wir haben alles runtergefahren.

Die Öffnungsschritte, darunter die Terrassenöffnungen, gehen jetzt zur Konsultation an die Kantone. Am Freitag in einer Woche verkündet der Bundesrat definitiv, ob die Restaurants drei Tage später ihre Aussenbereiche öffnen können. Reicht diese Vorlaufzeit?

Das reicht nicht. Fangen wir bei den Getränken an: Bei mir im Betrieb sind sehr viele Getränke abgelaufen. Das heisst, wir müssten am Freitag noch die Getränke für Montag bestellen. Dasselbe gilt bei den Lebensmitteln oder bei der Wartung der Maschinen. Bevor wir aufmachen können, muss die Kaffeemaschine revidiert werden, sie stand monatelang still. Die Kaffeemaschinenfirmen und auch die Getränkelieferanten werden dann von Hunderten Betrieben gleichzeitig angerufen. Das ist genau das, was wir nicht wollen. Wir wollen Planungssicherheit.

Trotzdem: Wie ist die Stimmung unter den Gastronomen im Aargau aktuell?

Es ist einfach nur traurig. Wir haben viele Betriebe, die keinen Horizont mehr haben. Sie fallen zwischen Stühle und Bänke und wir können nichts tun, es gibt keine Lösung. Die Wirte sind nicht diejenigen, die immer jammern, aber sie haben resigniert. Diejenigen, die Eigenkapital haben, kommen über die Runden. Aber diejenigen, die noch nicht so lange dabei sind und Mietbetriebe haben, das sind die Verlierer.