Gastro Olten: Können Beizer unter diesen Umständen überhaupt rentabel arbeiten?

Der Normalzustand in den Gastrobetrieben kehrt heute noch nicht zurück. Zwar können sie wieder Kunden empfangen, früher als anfangs vom Bund vorgesehen. In Olten betrachten jedoch viele Wirte die Wiedereröffnung kritisch, auch wenn alle betonen, dass das von zahlreichen Restaurants vorübergehend angebotene Take-away eher ein Stützbein als ein angemessener Ersatz zum üblichen Einkommen war. Beim «Aarhof» ist gemäss Thomas Rhiner das Take-away rege genutzt worden, was ihn sehr freut: «Die Anerkennung der Leute war sehr schön zu sehen.»

Auch beim Restaurant Salmen wurde Geschäftsführer Daniel Bitterli von der Nachfrage überwältigt und sagt, dass dies besonders motivierend war. Rhiner sagt aber, dass er mit dem Angebot wohl nur die Hälfte seines normalen Umsatzes reingeholt hat. Die Wiedereröffnung wünschten sich deshalb alle, jedoch bleiben bis heute viele Fragen offen: Ist das Schutzkonzept, das vergangene Woche der Verband Gastrosuisse veröffentlichte, überall umsetzbar? Scheucht es Kunden weg, weil sie keine Lust haben, in leeren Räumlichkeiten oder an durch Trennwände separierten Tischen zu essen? Macht es überhaupt wirtschaftlich Sinn, für halb so viele Tische zu öffnen?

Chaotische Kommunikation von Bund und Verband

Unter Gastronomen ist die Angst gross, nicht rentabel arbeiten zu können. Der gesamte Ablauf eines Restaurants müsse neu durchdacht und geplant werden. Daniel Bitterli vom «Salmen» spricht von einer Herausforderung: «Wir machen aber das Beste draus.» Er öffnet am Montag parallel zum Take-away. Der Wirt der Betriebe Rathskeller und Kreuz, Roger Lang, nimmt seinerseits kein Blatt vor den Mund: «Dieses Konzept ist eine bodenlose Frechheit.» Die Massnahmen seien kaum umzusetzen, gerade in engen Räumlichkeiten. Darüber hinaus sei es überhaupt nicht ansprechend für die Kunden. «Wer will schon hinter einer Glasscheibe dinieren?» Die Kurzfristigkeit ärgert ihn. «Der Bund hat viel zu spät informiert. Da blieb uns kaum Zeit übrig, um am 11. Mai zu öffnen.» Der «Rathskeller» bleibt deshalb beim Take-away, beim «Kreuz» startet ein ähnliches Angebot diese Woche, und beide Betriebe öffnen erst am 1. Juni.

Beizen mit Terrassen sind besser gewappnet

Andere zeigen sich weniger pessimistisch: Im «Aarhof», im «Gryffe» oder in der «Schlosserei-Genussfabrik» ermöglichen nur schon die Räumlichkeiten eine einfachere Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln. Aber auch diese Wirte sind sich bewusst, dass der 11. Mai nicht das Ende der Gratwanderung bedeutet. Nicolas Castillo von der «Schlosserei-Genussfabrik» ist enttäuscht vom Gastroverband: «Ich finde es nicht clever, sich so stark beeilen zu müssen. Der Verband hätte sich lieber dafür eingesetzt, dass wir besser finanziell unterstützt werden, damit wir zu einem späteren Zeitpunkt unter besseren Voraussetzungen hätten öffnen können.» Sein Lokal wird den Betrieb gemächlich wieder hochfahren, zuerst mit einem Sushi-Angebot als Take-away. Castillo freut sich auf den Sommer und die Nutzung der Dachterrasse und des Gartens.

Auf die Terrasse setzt auch die Café-Bar Gryffe . «Am Montag machen wir wetterbedingt nicht auf», sagt Geschäftsführer Stef Dietschi. An schönen Tagen wird er die Terrasse hochfahren, wobei er die Initiative der Stadt begrüsst, dass Aussenwirtschaften erweitert werden können (wir berichteten). Er ist sich der privilegierten Position seiner Beiz bewusst: «Wenn wir nur den Innenraum hätten, könnten nur zwei von acht Angestellten arbeiten.» Im «Aarhof» sagt Rhiner, dass die Massnahmen zwar aufwendig seien, aber umsetzbar: «Platz ist bei uns vorhanden.» Er wird zudem die Gäste mithilfe von QR-Codes registrieren – auch wenn unterdessen der Bund verkündete, dass dies nur auf freiwilliger Basis geschehen soll. Auch Rhiner führt das Take-away-Angebot weiter. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die Kundschaft in die Beizen zurückkehrt. Heute Abend ist das Restaurant Aarhof jedenfalls schon fast ausgebucht.