GaultMillau 2021: Michèle Meier ist die «Köchin des Jahres»

Der Gastroführer GaultMillau aus dem Ringier-Verlag zeichnet wieder Berufsleute aus der schweizerischen Gastronomie aus. Sie können Streicheleinheiten in der Corona-Krise gut gebrauchen. Der «Koch des Jahres» im gestern publizierten Guide fürs Jahr 2021 ist Stefan Heilemann vom Hotel-Restaurant Widder in Zürich. 

Der sporadisch verliehene Titel «Köchin des Jahres» geht diesmal nach Luzern. Und zwar an Michèle Meier. Sie ist die Küchenchefin des neu eröffneten Gourmet-Restaurants Lucide im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL). «Das ist eine Mega-Auszeichnung für mich», sagt die 42-Jährige auf Anfrage. «Ich freue mich sehr, habe aber auch Respekt vor dem Titel.» Es gelte, die hohen Erwartungen der Gäste zu erfüllen. 

Kulturbetrieb ist momentan stark eingeschränkt 

Das Restaurant Lucide (auf Deutsch: «klar», «hell») hätte bereits im Februar aufgehen sollen. Die Corona-Krise machte der Planung jedoch einen Strich durch die Rechnung. Eröffnung war im Mai. «Es läuft gut. Immer mehr Gäste entdecken unser Restaurant», sagt Michèle Meier. Das Lokal sei einladend und frisch gestaltet und nicht abgehoben, betont sie. Der Betrieb des KKL selbst ist durch die Regel, das nur 50 Personen an Veranstaltungen teilnehmen dürfen, stark eingeschränkt. Meier arbeitet seit April 2019 in Luzern. Sie leitete zuerst die Küche des Vorgänger-Restaurants RED, das bereits 15 GaultMillau-Punkte hatte. Nun hat die Küchenchefin ihre Leistung im neuen Lokal auf 16 Punkte gesteigert. Diese Punktezahl steht für einen «hohen Grad an Kochkunst und Qualität». 

Die Auszeichnung sei eine Überraschung für viele, wohl auch für die junge stille Köchin selbst, schreibt GaultMillau in einer Laudatio. Meier sei selbst in Luzern noch wenig bekannt. «Ihre leidenschaftliche Küche lohnt den Besuch», so der Gastroführer. «Ja, ich stecke sehr viel Herzblut in meine Arbeit und der Beruf gibt mir viel», sagt Meier. In der publizierten Gastrokritik übers «Lucide» werden ihre Tortellini-Varianten gelobt.Der Titel ehrt auch Meiers in diesem Jahr verstorbenen Lehrmeister Nik Gygax. Der Wirt des «Löwen» in Thörigen (Bern) war mit 18 GaultMillau-Punkten jahrelang einer der besten Köche der Schweiz. Bei ihm lernte sie in den 1990er-Jahren die französische Küche von der Pike auf – inklusive der Zubereitung von Fischen und Meeresfrüchten, die sie auch selbst gerne geniesst. «Wir kochten immer frisch und verwendeten keine Fertigprodukte», blickt Meier zurück. Gygax bildete auch Daniel Humm aus, der es später in New York zum Weltstar brachte. – Der Lehrmeister selbst lernte das Handwerk übrigens in unserer Region, beim legendären Seppi Hunkeler im «Adler» in Nebikon. 

Ihre eigene Koch-Philosophie, die sie im Lauf der Jahre entwickelt hat, beschreibt Michèle Meier als «eine prinzipiell ehrliche Küche und Wohlfühlküche». Das gute Produkt stehe im Zentrum. Seine Produkte bezieht das «Lucide» wenn möglich aus der Region. Die Forellen liefert beispielsweise Nils Hofer aus Meggen, die Wollsäue RegioFair Zentralschweiz. Der Käse kommt aus dem Chäskeller Luzern oder von Toni Odermatt in Stans und das Brot vom «Eigenbrötler» in Wauwil.  

Sie arbeitet schon lange in der Zentralschweiz 

Michèle Meier stammt aus dem Oberaargau, sie ist in Niederönz und Inkwil aufgewachsen und in Thörigen zur Schule gegangen. Nach Abschluss ihrer Kochausbildung 1997 bei Nik Gygax verdiente sie sich ihre Sporen in guten Restaurants ab. Zu den Adressen zählte das Restaurant Martin in Flüh SO, das «Schloss Falkenstein» in Niedergösgen SO und 2002 das ehemalige Gourmet-Restaurant Kreuz in Emmen LU. 2007 sammelte Meier Auslanderfahrungen und arbeitete zwei Saisons lang in grossen Hotelresorts in Kanada. «Ich wäre fast dort geblieben», erzählt sie. Vor ihrem Start im KKL Luzern war sie ein Jahr Souschefin und dann einige Jahre Küchenchefin des Restaurants «the blinker» in Cham ZG. An der Stadt Luzern gefällt ihr, dass sie trotz ihrer Grösse «heimelig» geblieben ist. 

«Ich bin es nicht gewohnt, im Rampenlicht zu stehen», sagt die Köchin des Jahres bescheiden. Das wird sie nun aber öfters. So reiste sie am Samstag nach Zürich, um für den Online-Channel von GaultMillau Filmaufnahmen zu machen. Gestern Mittag schaute das Team die Online-Verkündung mit dem Chefredaktor des Gastroführers, Urs Heller. Die Freude über den Erfolg der Chefin war riesig. 


Mehr Infos und Videos auf www.gaultmillau.ch

Die besten Restaurants, Aufsteiger und Neue 

Der Kanton Luzern hat hervorragende Ess-Adressen zu bieten: Angeführt wird die Liste des GaultMillau 2021 wiederum vom Restaurant Focus im Park Hotel Vitznau und dessen (Aargauer) Küchenchef Patrick Mahler (18 Punkte). Es folgen das «Sens» im Hotel Vitznauerhof (17 P.) und das «Rössli» in Escholzmatt/Entlebuch (17 P.). 16 Punkte haben das «Olivo» im Grand Casino Luzern, das «Lucide» im KKL Luzern, das Lokal la Pistache in Balm/Meggen, «Amrein’s» in Sursee, das «Prisma» im Park Hotel Vitznau und die «Krone» in Blatten bei Malters. Aufsteiger des Jahres sind das «Lucide» im KKL Luzern (15 auf 16 Punkte), der «Frohsinn» in Udligenswil (neu 14 Punkte) und das Restaurant Seeterrasse im Park Hotel Vitznau (neu 14 Punkte). Neu im Guide sind die Stadtluzerner Restaurants Reussbad (15 P.), Stiefels Hopfenkranz (15 P.) und Maihöfli (14 P.) sowie das Restaurant Schwanen im Café de Ville (13 P.). Auch neu aufgenommen hat der Gastroführer das Lokal «The Nucleus» im Tropenhaus Wolhusen (15 P.) und «Klingler’s Ristorante» im Hotel National in Luzern (14 P.).