Gegen Arbeitslosigkeit und Abwanderung von Fachkräften: Wirtschaftsförderung lanciert Job-Pool

Der regionale Wirtschaftsförderer Andreas C. Brändle. Bild: ran
Der regionale Wirtschaftsförderer Andreas C. Brändle. Bild: ran

Die Pandemie beeinflusst auch die Aufgaben der Wirtschaftsförderung Oftringen–Rothrist–Zofingen. Im Fokus steht inzwischen die Unterstützung der ansässigen Unternehmen. So hat die Wirtschaftsförderung ab Mitte April eine Übersicht über die diversen staatlichen Unterstützungsleistungen geführt und damit den Unternehmen eine Orientierungshilfe gegeben.

Nun erwartet die Wirtschaftsförderung eine Konkurswelle. «Wir rechnen damit, dass die Welle ungefähr ab Februar, März einschlagen wird», sagt der regionale Wirtschaftsförderer Andreas C. Brändle. «Bund und Kantone haben mit Krediten, Kurzarbeit und Betreibungsstopps das Überleben vieler Firmen gesichert. Doch diese Hilfen laufen nun allmählich aus.» Erste Problemfälle mit Restrukturierungen, Schliessungen und Entlassungen seien der Wirtschaftsförderung bereits bekannt.

Abwanderung in andere Regionen verhindern

Diese Entwicklung bringe für die Wirtschaftsregion Zofingen mehrere Risiken mit sich. «Einerseits ist die Arbeitslosigkeit bereits am Wachsen. Es droht eine Zunahme der Langzeitarbeitslosen mit stark negativen finanziellen Folgen für die Gemeinden. Werden auch höher qualifizierte Fach- und Führungskräfte entlassen, ist der Steuerausfall für die Gemeinden noch grösser», sagt Brändle. Insbesondere bei den entlassenen Fachkräften sei die Gefahr gross, dass diese in andere Wirtschaftsregionen abwanderten. «Und unsere Unternehmen in der Region müssen Fachkräfte dann wieder mit grossem Aufwand suchen.»

Die Wirtschaftsförderung Oftringen–Rothrist–Zofingen will auf diese Entwicklung schon jetzt reagieren. Zusammen mit der zur Arbeitsvermittlung zugelassenen Partnerfirma Bachmann Consulenza in Zofingen hat sie auf ihrer Webseite die Personal-Vermittlungsplattform «Job Pool Region Zofingen» aufgebaut.

«Die Plattform ist für stellensuchende regionale Kader- und Fachmitarbeiter konzipiert. Darauf können diese anonymisiert ihre Kerndaten erfassen und publizieren. Die Unternehmen erhalten so ohne grossen Aufwand eine Übersicht über die regional verfügbaren Fachkräfte und Spezialisten.» Die Treiber der Plattform sind also die Stellensuchenden selbst. Unternehmen melden ihr Interesse an einer stellensuchenden Person an die Wirtschaftsförderung. «Diese

vermittelt dann zwischen den Stellensuchenden und den Unternehmen», sagt Brändle. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und das Aargauer Amt für Arbeit haben die entsprechenden Bewilligungen erteilt. Die Plattform ist unter der Adresse www.jobpool-zofingen.ch bereits online. «Die Regeln des Seco bezüglich Personalvermittlung und Datenschutz werden vollumfänglich eingehalten», sagt Brändle. Die Nutzung der Plattform ist für alle kostenlos. «Es werden weder von der stellensuchenden Person noch vom interessierten Unternehmen irgendwelche Provisionen oder Gebühren verlangt.»

Drei Fragen an den Wirtschaftsförderer

Herr Brändle, Ihr Hauptjob ist es, neue Unternehmen in die Region zu bringen. War das in den letzten Monaten überhaupt möglich?

Nein, mit dem Ausbruch der Krise wurde das Ansiedlungsgeschäft wie abgeschnitten oder abgewürgt. Kein Unternehmen fällte mehr Entscheidungen über einen neuen Standort. Die Unsicherheit verunmöglichte strategische Entscheidungen. Die Projekte wurden nicht abgeblasen, sondern blieben einfach stehen.

Wie dramatisch ist die zweite Welle für die regionale Wirtschaft?

Im Sommer und Herbst erfolgte eine Erholung auf relativ breiter Basis. Die Situation schien sich zu normalisieren, viele konnten einiges an Geschäftsvolumen wieder hereinholen. Ohne die zweite Welle wäre das Jahr wohl für viele Unternehmen und Betriebe noch verkraftbar geworden. Die zweite Welle wirft nun die Wirtschaft nochmals zurück. Ich befürchte, dass insbesondere viele schwächere Unternehmen, die jüngeren und jene, die nicht genügend Reserven ansammeln konnten, nun in grössere Schwierigkeiten geraten. Das wird zu Restrukturierungen und auch Konkursen führen, die ihrerseits viele Menschen in die Arbeitslosigkeit bringen wird.

Was kann das Projekt Job-Pool in dieser Situation der Region bringen?

Mit der Initiative wollen wir die negativen Folgen für die Menschen abschwächen. Das ist auch Wirtschaftsförderung. Die Wirtschaft ist letztlich für die Menschen da – dasselbe gilt auch für die Wirtschaftsförderung.