Gemeinden bündeln Kräfte für Ausländerintegration

Der Ausländer- und Migrantenanteil steigt weiter. In Aarburg beispielsweise liegt er bei über 44 Prozent. Wie können diese Menschen, denen Land, Gesetze und Kultur oft fremd sind, bestmöglich integriert werden? Welche Mittel braucht es dazu? Wo gibt es Probleme, was sind passende Lösungen?

Bei all diesen Fragen steht eines fest: Wie andere soziale Herausforderungen muss auch diese überkommunal angegangen werden. Deshalb steckten am Workshop «Koordination der Integrationsförderung in der Region Zofingen» knapp 40 Fachpersonen – mehrheitlich aus den vier grossen Gemeinden Zofingen, Oftringen, Rothrist und Aarburg – die Köpfe zusammen. Organisiert war der Anlass in Oftringen von der Arbeitsgruppe Asylwesen des Regionalverbands Zofingenregio. Ziel: Bestandesaufnahme vorhandener Integrationsangebote; Definition der dringendsten Handlungsfelder; Ideensammlung für Integrationsmassnahmen im Rahmen der zweiten Phase des Kantonalen Integrationsprojekts. Moderatorin Nadja Witzemann von der Beratungsfirma Schiess machte fest: «Wir suchen möglichst breit abgestützte Lösungsansätze. Das Ziel sind konkrete Massnahmen – und kein Papiertiger.»

Angst, Desinteresse, hohe Kosten

Ob Pastor, Jugendarbeiterin, Asylbetreuer, Sozialarbeiter, Ausländervertreter oder Gemeinderat – die «Task-Force» war bunt gemischt. Im ersten Teil trugen die Teilnehmer in Gruppen bestehende Angebote zusammen; geleitet unter anderem durch die Gemeinderäte Hanspeter Schläfli (Oftringen), Philipp Steffen (Rothrist) und Martina Bircher (Aarburg). Grosse Angebotsbündel offenbarten sich beispielsweise in Zofingen und Aarburg; im Bezirkshauptort mit dem «Integrationsnetz» bereits institutionalisiert, in Aarburg oft auch auf privater und freiwilliger Basis organisiert. Dass manches in den Gemeinden nur durch freiwilliges Engagement möglich ist, kam öfters zur Sprache. «Eine langfristige Lösung ist das aber nicht», sagte einer der Teilnehmer, der selber als Freiwilliger amtet.

In Teil zwei diskutierten die Gruppen Herausforderungen und Probleme im Zusammenleben. «Manchmal fehlt schon das Interesse an Integration, und zwar sowohl auf Ausländer- als auch auf Schweizer Seite», meinte eine Teilnehmerin. Rothrists Sozialvorsteher Steffen erklärte, es sei schwer

«alle Ausländer abzuholen». Als eine von vielen bezeichnete Ruth Emmenegger vom Familienclub Aarburg auch die Finanzierung als Hürde. Ängste, Missverständnisse, Isolation, eskalierende Kulturunterschiede – über die Vielzahl potenzieller Konflikte bestand Einigkeit. Und auch darüber, dass einiges getan, aber noch viel nachzuholen ist.

Koordinationsstelle soll 2019 starten

Im dritten und letzten Teil ging es darum, in den fünf Problemfeldern Arbeitsintegration, Elternbildung, Koordination/Finanzierung, Begegnung und Erstinformation konkrete Ideen zu erarbeiten. Dabei zeigte sich vor allem der Bedarf nach Koordination – sei es durch eine Art «Götti-System» wie es etwa die designierte Oftringer Gemeinderätin Ruth Stauch aufzeigte, oder durch spezielle Integrationsbeauftragte. Die Wichtigkeit von (kontrollierten) Deutschkursen, die Stärkung der Frühförderung, regelmässige Gemeinschaftsanlässe oder auch einfach zugängliche Informationen für ausländische Neuzuzüger vor Ort und im Internet sind nur einige von insgesamt gegen 70 Vorschlägen, welche die Workshopteilnehmer zusammentrugen. Welche sich für die Region am besten eignen und wie diese zweckmässig eingesetzt, koordiniert und gesteuert werden können, das soll in einem zweiten Workshop und einer anschliessenden Vernehmlassung in den Gemeinden erörtert werden. Ziel ist es gemäss Arbeitsgruppenleiterin Martina Bircher, mit der neuen Koordinationsstelle im 2019 zu starten. Dies unter dem Motto «gemeinsam die Zukunft gestalten».