
Gerade rechtzeitig?
«Wenn die Kinder in den Kindergarten kommen, wird die Betreuung plötzlich kompliziert», sagte vor einigen Jahren eine Arbeitskollegin zu mir. Ich konnte es nicht glauben, hatten die Schulen doch gerade erst Blockzeiten eingeführt, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vereinfachen sollten. Heute verstehe ich meine Arbeitskollegin: Nach den Sommerferien kommt unser Ältester in den Kindergarten und die familienergänzende Betreuung, die bisher reibungslos funktioniert hat, wird zur Wundertüte. Während vier von fünf Vormittagen abgedeckt sind, fehlt die Betreuung am Nachmittag.
Nach den Sommerferien muss Oftringen wie alle Aargauer Gemeinden die gesetzlich geforderten Tagesstrukturen anbieten. Gerade rechtzeitig – oder auch nicht. Denn die Planung der Kinderbetreuung beginnt in den Familien nicht kurz vor Beginn des Schuljahres, sondern Monate vorher: Die Varianten vergleichen, sich auf das präferierte Angebot bewerben und dann hoffentlich den Platz bekommen. Wenn nicht alle Angebote bekannt sind, wirds noch schwieriger. Vielerorts wird erst im Juni über die Tagesstrukturen abgestimmt – das könnte fürs kommende Schuljahr zu spät sein. So werden alternative Betreuungslösungen aufgegleist, ohne die Angebote der Gemeinden zu nutzen.
Es wäre schade, wenn dann gleich von einem fehlenden Bedarf gesprochen würde und gut vorbereitete (Pilot-)Projekte aufgrund zu geringer Anmeldungen abgebrochen werden. Neue Angebote brauchen Zeit, bis sie erfolgreich sind. Gerade wenn – oder eben weil – (kleine) Kinder involviert sind.