Gianluca Frontino ist der vergessene Captain beim FC Aarau

Plastik statt natürliche Unterlage: Die Spieler des FC Aarau bereiten sich auf dem Kunstrasen-Platz im Schachen auf das Auswärtsspiel am Freitagabend in Schaffhausen vor. Mit mehr Spielern auf dem Platz als auch schon in diesem Herbst: Marco Thaler ist nach seinem Kreuzbandriss wieder voll ins Mannschaftstraining integriert, und auch Patrick Rossini macht nach der gleichen Knieverletzung, aber mit OP-Komplikationen wieder einen Teil der Übungen mit.

Einer fehlt weiterhin: Gianluca Frontino. Er, der auf dem Papier immer noch der Captain ist. Doch das geht je länger, desto mehr vergessen: Wegen der wachsenden Dominanz von Stellvertreter Elsad Zverotic. Und wegen der Tatsache, dass Frontino seit dem 25. August kein Spiel mehr bestritten hat. Das, so lautet nun die Gewissheit, wird bis Ende Jahr auch so bleiben. Wenn er seine gesundheitlichen Probleme bis dahin in den Griff bekommt, wird Frontino im Januar die Rückkehr ins Mannschaftstraining wagen.

Die malträtierte Achillessehne
Am 25. August endet das Heimspiel gegen Chiasso 1:2. Spielerisch und stimmungsmässig ist der FC Aarau nach der fünften Niederlage im fünften Meisterschaftsspiel angelangt. Das erknorzte Weiterkommen eine Woche zuvor im Cup gegen den Zweitligisten Amriswil entpuppt sich als weiterer Bremsblock denn als Dosenöffner. In Amriswil hat Gianluca Frontino in letzter Minute den Siegtreffer erzielt und den FCA vor der Blamage bewahrt. Auch er zieht keinen Profit aus dem kleinen Erfolgserlebnis, gegen Chiasso spielt Frontino keinen Deut besser als seine Teamkollegen.

Was damals nur eine Handvoll Eingeweihte weiss: Den 28-Jährigen plagen seit Wochen Schmerzen in der Achillessehne. Doch die nach der Berufung zum Captain gestiegene interne und externe Bedeutung hält ihn ab von der eigentlich nötigen Pause. Stattdessen schluckt er Schmerzmittel und malträtiert die hypersensible Körperstelle immer mehr. 

«Für mich ist das Captain-Amt Herausforderung und Anerkennung zugleich. Es ist ein Zeichen für die Akzeptanz, die ich innerhalb der Mannschaft geniesse», sagt er im Sommer. Nach dem schlechten Saisonstart schläft er schlecht, auch wegen der Schmerzen im Bein. Doch er spielt auch im vierten und fünften Spiel. Bis er sich nach dem Debakel gegen Chiasso endlich eingesteht: «Es geht nicht mehr. Wenn ich weiterspiele, schade ich mir und der Mannschaft.»

Der grosse Verlierer
Der Preis für die (zu) lange hinausgezögerte Pause ist hoch: Im August ist die Abnützung an der Achillessehne so weit fortgeschritten, dass trotz Spezialtherapie bei einem Physiotherapeuten des FC Basel bis heute nicht an eine Rückkehr ins Mannschaftstraining zu denken ist. Und sportlich geht es mit dem FC Aarau seit Frontinos Ausscheiden aufwärts. Im aktuell erfolgreichen System von Trainer Patrick Rahmen mit zwei Stürmern und zwei Zentrumsspielern wird er nicht vermisst.

Auch wenn er wegen seiner Verletzung nicht viel dafür kann: Der Spieler mit der prestigeträchtigen Rückennummer 10, der in seiner zweiten Saison beim FC Aarau alle Kritiker verstummen lassen wollte, ist bislang der grosse Verlierer.

Gegen das Etikett
Was er kann, hat der im GC-Nachwuchs ausgebildete Frontino im Frühling gezeigt: Mit zehn Toren, davon zweimal drei in einem Spiel, und vier Vorlagen war er die überragende Figur. Der Haken an der Sache: Die Rückrunde der vergangenen Saison war sportlich bedeutungslos, weil sowohl der Absteiger (FC Wohlen) als auch der Aufsteiger (Xamax) bereits im Winter feststanden.

Das Etikett des Schönwetter-Fussballers, der in schwierigen Zeiten abtaucht, hat Frontino in Aarau nicht ablegen können. Noch nicht. Ihm bleibt der nächste Frühling, um Fans und Beobachter vom Gegenteil zu überzeugen. Und FCA-Sportchef Sandro Burki davon, ihm den auslaufenden Vertrag zu verlängern.

Alle Spiele und die Tabelle der Challenge League finden Sie hier.