«Grüner Güggel»: Katholische Kirchen auf dem Öko-Pfad

Was ist ein «Grüner Güggel»? – Ein männliches Mitglied der Grünen Partei? Das wäre eine freche wie auch falsche Definition. Es geht um ein neues Umwelt-Label der römisch-katholischen Kirche. An diesem dürften die Frauen und Männer der Umweltpartei durchaus ihre Freude haben. Um was geht es? Kirchen, welche die ganze Woche durch beheizt werden oder schlecht isolierte Kirchgemeinde- und Pfarrhäuser sind Energie-Grossverbraucher. Sie bergen deshalb ein enormes Sparpotenzial.

Den Handlungsbedarf hat die römisch-katholische Landeskirche bereits vor Jahren erkannt. «Mit einem Ökofonds konnte ein Anreizsystem geschaffen werden, um den Energieverbrauch zu senken und die erneuerbaren Energien zu fördern», sagt Werner Ryter in seiner Funktion als Kirchenpfleger und Leiter Bau und Infrastruktur des Pastoralkreises Aarau. Mit der Schaffung eines Ökofonds habe die Synode der Landeskirche 2010 ein klares Zeichen für die Verantwortung im Umgang mit der Schöpfung und der Umwelt gesetzt. «Seither werden die Kirchgemeinden bei der Planung wie auch bei baulichen Massnahmen im energetischen Bereich finanziell unterstützt.»

Konkret sind in den letzten Jahren so die Kirche in Kölliken, das Pfarrhaus in Aarburg und die pastoralen Gebäude in Zofingen energetisch saniert worden. Bei Letzteren konnte der Energiebedarf durch Wärmedämmungen von 350 auf 300 MWh gesenkt werden. Dies entspricht 5000 Litern Heizöl. Dieses wird allerdings gar nicht mehr benötigt: Geheizt wird via Wärmepumpe.

In Kölliken wurde aus dem Kraftort Kirche gar ein Kraftwerk. Eine ganzflächig ins Dach integrierte Photovoltaikanlage liefert eine Leistung von 30 Kilovolt. Im Innenraum hat die Elektrodirektheizung einer solarbetriebenen Wärmepumpe Platz gemacht. Wärmedämmung, moderne Gebäudetechnik und LED-Beleuchtung führen dazu, dass der Ertrag der Solaranlage den Energiebedarf der Kirche zu 181 Prozent deckt. Mit dem Solarstromüberhang von 10 600 kWh pro Jahr können acht Elektrofahrzeuge je 12 000 Kilometer CO -frei fahren. Der Motor hinter dem Projekt heisst Werner Ryter.

Nun geht man mit dem «Grünen Güggel», einem Label, das an jenes der «Energiestadt» erinnert, einen Schritt weiter. Was in politischen Gemeinden verbreitet ist, hält in der Kirche schweizweit zunehmend Einzug. «Aber», sagt Ryter, «für die Kirchen ist ein Umweltmanagement Neuland. Dieses hilft aber beim Sparen von Ressourcen – das ist ökologisch und finanziell sinnvoll.» Als erste Gemeinde des Kantons Aargau strebt nun Schöftland den «Grünen Güggel» an. «Für die Zertifizierung hat eine Kirchgemeinde ein nach 10 Punkten strukturiertes Programm zu durchlaufen» sagt Ryter. Ziele sind energetische Einsparungen von mindestens 15 Prozent – und insbesondere auch, eine Vorbildfunktion einzunehmen.