
«Guet häbä a de Fingere»
Die Auswanderer-Sendung «Auf und davon» ist eines der Flaggschiffe des SRF. Ein bekannter Protagonist ist Hermann Schönbächler aus der ersten Staffel, welche mit seinem Ausruf «Richi, i ha der gseit, du söusch di guet häbe!» bekannt wurde. In der ersten Staffel wanderte er mit seiner Familie nach Kanada aus. Bei Schönbächler hatte man stets das Gefühl, seine Familie wisse, worauf sie sich da einlasse. Bei vielen Auswanderern ist nebst Mut aber auch eine grosse Portion Naivität dabei, weil viele von ihnen mit dem Glauben leben, im Ausland ginge das Leben einfacher. Viele Auswanderer – oft übten sie hierzulande einen gut bezahlten Beruf aus – nennen als Grund für ihre «Flucht» aus der Schweiz, dass sie mit dem Alltagstrott nicht mehr zurechtkamen, was zu Sinnkrisen, Depressionen oder Burnouts führte.
Ist es dann nicht eine Art Symptombekämpfung, wenn man einfach abhaut, anstatt an sich selbst zu arbeiten? Würde die Schweiz nicht auch genug Alternativen für ein alternatives Leben bieten? Und vor allem: Wie legitim ist es, wenn Kinder aufgrund persönlicher Probleme der Eltern aus dem für die Entwicklung enorm wichtigen Umfeld herausgerissen werden? In wenigen Ländern bieten sich der Jugend ausserdem so gute Zukunftsperspektiven wie in der Schweizer Heimat. In der letzten Staffel trennten sich die Eltern einer nach Schweden ausgewanderten Familie zwischenzeitlich, als der Stress zu gross wurde. Und in den aktuellen Folgen hat eine Familie in Südafrika auch nach mehreren Monaten weder eine finanzielle Einnahmequelle noch eine fixe Bleibe gefunden. Darunter leiden zweifelsohne auch die Kinder. Eine Auswanderung aus der Schweiz muss gut überdacht sein und sollte nicht die Konsequenz aus Lebenskrisen sein. Ansonsten würde man sich wie Richi wohl besser «guet häbä a de Fingere».